Fünf Stunden ist das Ehepaar Lutz von Schwäbisch-Hall nach Verden gefahren – jedoch ohne ihren dunkelblauen Anhänger, mit dem sie seit einem Jahr verstorbene Pferde von Kunden aus ganz Deutschland abholen und nach Schwäbisch Hall bringen, eine 40.000 Einwohner-Stadt, rund 60 Kilometer nordöstlich von Stuttgart. Dort betreiben sie seit 2017 ein Krematorium für Pferde, das erste in Deutschland. Jetzt wollen Lutzens auch in Blender ein Pferdekrematorium bauen.
„Wir wollen für Pferde und ihre Halter einen würdigen Platz schaffen“, sagt Sandra Lutz, Geschäftsführerin des Unternehmens Dank & Treu, das sie mit ihrem Ehemann gegründet hat. „Manche Menschen haben eine lange und enge Bindung zu ihrem Pferd aufgebaut und möchten ihr Tier nach 40 Jahren nicht einfach entsorgen“, sagt Sandra Lutz.
Im Juli 2016 änderte der Bundesrat das Gesetz für die Beseitigung tierischer Nebenprodukte, seit Februar 2017 ist die Novelle in Kraft. Erst seitdem sind Pferdekrematorien erlaubt. Rund 2,5 Millionen Euro hat das Ehepaar in sein erstes Krematorium in Baden-Württemberg investiert. Für das in Blender veranschlagen sie rund 2,2 Millionen Euro.
3.000 Euro kostet die Einäscherung eines Pferdes
Für die Bestattung eines Ponys wollen Lutzens 1.190 Euro kassieren und für die eines größeren Pferdes 3.000 Euro. Hinzukommen die Kosten für die Überführung mit dem blauen Anhänger. In einem Wartebereich können die Besitzer der toten Pferde der Verbrennung beiwohnen, sie kann bis zu acht Stunden dauern.
Währenddessen können die Trauernden Musik hören, über Boxen werden die zuvor gewünschten Stücke in den Wartebereich eingespielt. Auch ein Spaziergang auf dem Gelände ist möglich. Die Asche kommt in eine Urne, kann aber auch im Garten oder auch auf dem Grundstück des Krematoriums verstreut werden.
„Bei den Überresten handelt es sich nicht um Abfälle“, sagt Frank Bielefeld von der Samtgemeinde Thedinghausen. „Wir haben auch die Rückmeldung bekommen, dass Blumen danach besser blühen“, sagt Geschäftsführerin Sandra Lutz.
Eine Filteranlage soll Gerüche vermeiden
Jochen Lutz geht von „zwei bis drei Kremierungen wöchentlich“ aus. Maximal dürfen laut Samtgemeinde ein bis zwei Pferde am Tag eingeäschert werden. Das Krematorium soll mit einer Filteranlage ausgerüstet werden, damit sich die Nachbarn nicht belästigt fühlen, wie Jochen Lutz sagt.
„Im Umfeld sind garantiert keine Gerüche wahrnehmbar“, versichert Lutz. Bis das Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist, können noch fünf bis sieben Monate vergehen. Geht es positiv aus, kann das Ehepaar im nächsten Frühjahr mit dem Bau beginnen.
Im Spätherbst 2019 könnte das Pferdekrematorium in Blender dann eröffnet werden. Dem Verkauf des 4.000 Quadratmeter großen Grundstücks hat der Gemeinderat schon zugestimmt.
Die Baupläne sollen für Anwohner ausgelegt werden
Anwohner können jedoch noch ihre Kritik und Anregungen zu den Bauplänen äußern, die bald im Rathaus ausliegen. Läuft alles nach Plan, müssen auch die Norddeutschen nicht mehr nach Schwäbisch Hall oder ins Ausland fahren, um ihr totes Pferd einäschern zu lassen.