Der Winter ist noch nicht da, aber so langsam wird es spürbar kälter. Das stellt, auch in Bremen, besonders eine Bevölkerungsgruppe vor große Herausforderungen: die Obdachlosen. Davon leben in der Hansestadt geschätzt 500 bis 600.
Im Sozialressort sieht man sich angesichts dieses Themas aber gut gerüstet. Im Gespräch mit Streetworkern der Inneren Mission wird aber auch klar, dass es noch einige Probleme gibt – vor allem aufgrund des neuen Sicherheitskonzeptes am Hauptbahnhof.
Unterwegs mit Decken und Heißgetränken
Die Plätze und die Betreuung in den Notunterkünften werden von der Stadt finanziert, Träger ist dabei die Innere Mission. Zu Beginn der kalten Jahreszeit startet sie die Hilfsaktion „Das lässt uns nicht kalt“, um Wohnungslose durch Geld- und Sachspenden zu unterstützen. Streetworker wie Jonas Pot d’Or versuchen, mit Hilfsmitteln wie Heißgetränken, Jacken oder Schlafsäcken die Betroffenen an ihren Szenetreffpunkten zu unterstützen.
Er berichtet davon, dass die Lage sich sehr verändert hat. „Durch das neue Sicherheitskonzept am Hauptbahnhof sind die Treffpunkte viel unübersichtlicher geworden. Viele Obdachlose weichen nun auf andere Quartiere aus, weil sie dort nicht mehr geduldet werden. Das macht uns Streetworkern die Arbeit natürlich schwerer“, sagt der Sozialarbeiter.
Andere Plätze werden bei Obdachlosen beliebter
Laut Pot d’Or führt diese Verdrängung dazu, dass Plätze wie der Nelson-Mandela-Park, das Schlachthof-Areal, die Gegend um das AOK-Gebäude an der Bürgermeister-Smidt-Straße sowie Orte in Horn-Lehe stärker von Obdachlosen frequentiert werden.
Pot d’Or macht diesen Job seit zwei Jahrzehnten. Das größte Problem für die Wohnungslosen ist die Nässe, wie er sagt: „Wenn Kleidung oder ein Schlafsack erst einmal feucht und klamm geworden sind, dann trocknen sie bei der Kälte einfach nicht mehr.“
Viele nutzen Hilfen nicht
Auch würden viele der Betroffenen die Hilfsangebote und Unterkünfte nicht nutzen. Aus Angst vor Diebstählen etwa – oder weil sie die Menschen, die im selben Zimmer schlafen, nicht kennen. Zudem gebe es immer mehr Obdachlose ohne Anspruch auf Sozialhilfe, viele davon aus Osteuropa. „Für die, die aus dem Raster fallen, fehlt es leider noch an einem Konzept“, sagt Pot d’Or.
Davon abgesehen mangelt es in Bremen aber nicht an Unterkünften. „Wir bieten ein flexibles System aus Notunterkünften und kurzfristig angemieteten Schlicht-Hotels an“, sagt Sozialressort-Sprecher Bernd Schneider. Die Notunterkünfte für Männer umfassen 72 Plätze, für Frauen stehen 14 Plätze zur Verfügung.
Neue Einrichtungen am Herdentor und in Tenever
Daneben gibt es eine Einrichtung für drogenabhängige Wohnungslose (50 Plätze). Neu sind zudem das „Haus Herdentor“, ein Angebot für bis zu 28 Menschen mit psychischen Problemen, die es aufgrund ihrer Krankheit nicht selbstständig aus der Obdachlosigkeit schaffen, und eine ehemalige Container-Flüchtlingsunterkunft in Osterholz-Tenever.