Von Insa Lohmann
„Gin ist modern geworden“, sagt Tim Kalbhenn, der den Wein- und Spirituosenhandel in dritter Generation führt. Der Hype um den farblosen Wacholderschnaps schwappte vor einigen Jahren nach Deutschland, als immer mehr Barkeeper den Gin für sich entdeckten.
Während der Umsatz mit der Spirituose hierzulande 2010 noch bei 32 Millionen Euro lag, stieg er in diesem Jahr bereits auf 116 Millionen Euro. „Kein anderes Getränk hat sich so schnell so gut entwickelt“, sagt Kalbhenn. Und so kann er auch neue Kundengruppen in seinem Bremer Laden begrüßen: „Dadurch kriegen wir eine jüngere Käuferschar ins Geschäft.“
„Das war nicht abzusehen“
Kalbhenn hat den Trend für das neue Lifestyle-Produkt früh erkannt und vor vier Jahren die Idee zu einer eigenen Spirituose gehabt. „Einfach aus reiner Lust“, sagt der Unternehmer. „Ich wollte gerne einen Gin machen, der aus Bremen kommt.“
Er ließ von einem Brenner in der Lüneburger Heide vier verschiedene Varianten anfertigen und sie anschließend in einer Bremer Bar von den Gästen testen. Der Gin, der am besten abschnitt, hat mittlerweile nicht nur einen festen Platz im Regal von Tim Kalbhenn, sondern erfreut sich auch überregional einer großen Nachfrage.
Von dem Erfolg seines „Mitnig“-Gins ist der Inhaber dennoch überrascht: „Das war nicht abzusehen, dass sich das so entwickelt.“ Inzwischen gibt es eine zweite Sorte des Bremer Gins. Zur Weihnachtszeit bietet Kalbhenn außerdem eine spezielle Edition mit Zimt, Anis und Koriander an.
Anderthalb Jahre für ein Rezept
Auf ungewöhnliche Kombinationen setzt auch die Brennerin Birgitta Schulze van Loon, die 2011 Bremens erste und bisher einzige Destillerie eröffnet hat, mit ihrem Brown Label-Gin. In ihrer Manufaktur in der Überseestadt verbindet sie die Spirituose mit gerösteten Espressobohnen der Bremer Kaffeerösterei Cross Coffee.
„Tee und Kaffee haben in der Hansestadt schon immer eine Rolle gespielt“, sagt Schulze van Loon. „Der Gin enthält zwar auch die traditionellen Bestandteile wie Wacholder, Koriander und Fenchel – es wird aber ausnahmsweise komplett auf Zitrusnoten verzichtet“, erklärt sie.
Bereits vor drei Jahren brachte die Unternehmerin mit „Triple Peak“ ihren ersten Gin auf den Markt. Für die Entwicklung des Rezepts brauchte sie anderthalb Jahre: „Die Auswahl, der Umgang und die Dosierung der Botanicals war eine große Herausforderung“, sagt sie. Unter dem Begriff Botanicals versteht man alle Aromen wie Beeren, Kräuter, Früchte oder Gewürze, die Gin beigefügt werden.