Zuerst die schlechte Nachricht: Mit einem Überschuldungsgrad von 12,51 Prozent der Privathaushalte liegt die Hansestadt im Vergleich von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten nur auf Rang 353. Oder in anderen Zahlen ausgedrückt: Jeder achte Bremer ist überschuldet.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Während die Überschuldung bundesweit im fünften Jahr in Folge zugenommen hat, ist sie in der Stadt Bremen zum dritten Mal nacheinander ganz leicht rückläufig, liegt aber immer noch über dem Bundesdurchschnitt von 10,04 Prozent.
Bremen weiterhin Schlusslicht
Im Vergleich der Bundesländer ist Bremen weiterhin Schlusslicht. Das liegt insbesondere an Bremerhaven. In der Seestadt nahm die Überschuldung weiter zu. 21,22 Prozent sind der schlechteste Wert bundesweit vor Wuppertal (18,42) und Pirmasens (18,35).
Wesentlich besser sieht es im Speckgürtel aus: Die Landkreise Osterholz (8,42 Prozent / Platz 130), Oldenburg (8,52% / 137) Verden (8,8% / 158) und Diepholz (9,39% / 198) rangieren unter dem Bundesdurchschnitt. Delmenhorst (15,57% / 384) allerdings findet sich ebenfalls am Tabellenende.
Ursachen der Überschuldung
„Überschuldet ist man, wenn die monatlichen Ausgaben nicht mehr durch die Einnahmen gedeckt werden“, erklärt Corina Lechner, Leiterin der Schuldnerhilfe Bremen. Hauptursachen dafür seien weiterhin Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung und Scheidung, weiß sie aus ihrer täglichen Praxis.
Viele Betroffene könnten aber auch einfach nicht gut mit Geld umgehen. „Vielen Leuten fehlt das Verständnis, was sie überhaupt eingehen, wenn sie etwas auf Raten kaufen, dass sie das zwölf oder 24 Monate einhalten müssen, egal was kommt“, sagt Lechner.
Wege aus der Schuldenfalle
Probleme, mit dem Einkommen auch auszukommen, haben insbesondere Menschen unter 35. Laut Creditreform war bei ihnen in 24,1 Prozent der Fälle „unwirtschaftliche Haushaltsführung“ die Ursache für Überschuldung – Tendenz seit Jahren steigend. Bei Älteren (35 bis 65 Jahre) ist das nur in 8,8 Prozent der Fälle die Ursache.
Wichtigster Schritt, um der Schuldenfalle zu entkommen, ist laut Schuldnerberaterin Corina Lechner das Eingeständnis, dass man ein Problem hat. „In keinem Fall sollte man den Dispo erhöhen“, rät sie. „Das ist wie Schmerztabletten bei Zahnschmerzen – irgendwann muss man doch zum Zahnarzt.“ Und je länger man warte, umso schlimmer werde es.