Die Situation wirkte im ersten Augenblick eigentlich gar nicht so brenzlig, schließlich war Werder in der Überzahl. Davy Klaassen und Martin Harnik gegen Gladbachs Alassane Plea, was sollte da schon groß passieren? Eine ganze Menge, wie sich wenige Sekunden später herausstellte.
Mit einer einzigen Bewegung ließ Plea das Bremer Duo nämlich im Strafraum stehen und schob den Ball lässig zur Gladbacher Führung ins lange Eck. Während der 1:3-Heimniederlage war diese Szene der erste Nackenschlag für Werder gewesen.
„Wir wollen beide in den Zweikampf gehen, dabei hätte einer absichern müssen. Das war unser Fehler“, sagte Klaassen am Dienstag. Auch drei Tage nach dem Spiel war dem Mittelfeldmann die Enttäuschung über die dritte Bundesliga-Niederlage in Serie noch anzumerken. Klaassen betonte aber auch, dass Werder nun den Spaß vom Saisonbeginn wiederfinden müsse.
„Nach dem Spiel waren alle traurig, das ist doch klar“, berichtete der Niederländer, der abends beim gemeinsamen Essen mit der Familie damit begonnen hatte, den Nachmittag zu verarbeiten. „Jetzt ist aber eine neue Woche, und es geht darum, den Spaß zurückzubringen.“ Wie genau das gelingen soll, sagte der 25-Jährige zwar nicht. Dafür nannte er aber einen Grund, warum seine Mannschaft keinen Anlass zum Verzagen hat.
„Weil wir nur in Mainz wirklich schlecht gespielt haben.“ In den Partien gegen Leverkusen (2:6) und eben gegen Gladbach habe Werder zwar zu viele Fehler gemacht, das schon. Aber eben nicht fußballerisch enttäuscht.
Vom großen Leistungsknick möchte Klaassen deshalb auch nichts wissen. „Wir sind immer noch Siebter und nicht so schlecht, wie alle schreiben“, sagte er – und betonte: „Krise ist mir ein viel zu großes Wort. Wir haben keine Krise.“ Schon gegen Freiburg, im nächsten Ligaspiel am 25. November, werde das Team wieder „extra wachsam“ sein.
Das sollte Werder auch, schließlich wartet danach bis Weihnachten ein äußerst anspruchsvolles Hinrunden-Restprogramm mit Spielen gegen Bayern, Düsseldorf, Dortmund, Hoffenheim und Leipzig. „Das sind auch nur Spiele, in denen es drei Punkte gibt“, sagte Klaassen. „Und wir wollen zeigen, dass wir nach Europa gehören.“
International spielen, das ist Klaassens großes Ziel – mit Werder, aber auch endlich wieder für sein Heimatland. 16 Mal ist er bisher für „Oranje“ aufgelaufen, vier Tore sind ihm in diesen Spielen gelungen. Ronald Koeman, der Nationaltrainer der Niederlande, hat gerade erst betont, Klaassen auf dem Zettel zu haben. Eine Rückkehr des ehemaligen Ajax-Spielers in die „Elftal“ bahnt sich wohl für das nächste Jahr an.
„Ich habe nicht mit dem Trainer gesprochen“, sagte Klaassen, „aber wenn er sagt, dass ich nahe an der Mannschaft bin, dann ist das natürlich gut.“ Klaassens Plan: „Ich versuche, bei Werder so gut wie möglich zu spielen, und dann hoffe ich einfach auf seinen Anruf.“ Auch die Bremer haben sicher nichts dagegen, wenn ihr Rekordtransfer damit im Auswärtsspiel beim SC Freiburg weitermacht.