Die Zeichen verdichten sich, dass noch vor Weihnachten die Müllsäcke in Bremen auf der Straße liegen bleiben. Die Gewerkschaft Verdi will einen Warnstreik der Müllwerker zwar noch nicht offiziell bekannt geben – im Streit mit der Abfalllogistik Bremen (ALB), in die 124 Müllwerker des Entsorgers Nehlsen gewechselt waren, liegt eine Einigung allerdings noch in weiter Ferne. Die nächste Tarifverhandlung steht am Donnerstag an.
„Wir wollen, dass alle nach dem gleichen Tarifvertrag beschäftigt werden. Derzeit ist aber ganz schwer einzuschätzen, was passiert“, sagt Verdi-Sekretär Pit Eckert. ALB hatte in der letzten Woche angekündigt, den Müllwerkern ein verbessertes Angebot vorzulegen.
Verdi bestreitet eingegangenes Angebot
Dieses ist laut Eckert jedoch noch nicht bei der Gewerkschaft angekommen. „Ein solches Angebot liegt uns nicht vor – und zudem ist unklar, wie es genau aussehen soll“, sagt Eckert. Besonders beim Thema Zusatzrente gebe es laut Eckert noch unterschiedliche Vorstellungen – Verdi fordert hier einen um 100 Euro höheren Betrag für die Arbeitnehmer als bisher. „Das wollte die ALB vor der nächsten Runde eigentlich prüfen“, sagt Eckert.
Laut der ALB-Geschäftsführerin Daniela Enslein enthält das neue Angebot eine Lohnsteigerung von gut 33 Prozent gegenüber dem Niveau, das für die 124 Müllwerker bei Nehlsen gilt. Aktuell verdienen sie bei ALB 20 Prozent mehr als bei Nehlsen. Zudem soll es erhöhte Urlaubsansprüche und eine Anpassung der Überstundenvergütung beinhalten. „Es handelt sich um ein abschlussfähiges Angebot“, findet Enslein.
Ehemalige Nehlsen-Müllwerker wollen gleiche Tarifbedingungen
Hintergrund der Verhandlungen ist eine Strukturreform der Bremer Abfallwirtschaft. Seit dem 1. Juli erledigen zwei Firmen die Müllabfuhr und die Straßenreinigung – ALB und die Straßenreinigung Bremen. Der Entsorger Nehlsen hält jeweils 50,1 Prozent der Anteile, die Stadt Bremen ist mit 49,9 Prozent Minderheitsgesellschafterin.
Für die ehemaligen etwa 300 Beschäftigten der frühreren Nehlsen-Tochter ENO, die ebenfalls bei der Müllabfuhr eingesetzt werden, gilt der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TvöD). Der Stundenlohn der 124 Nehlsen-Müllwerker orientiert sich am TvöD, bei Überstundenzuschlägen, Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und Rentenzahlungen gilt dieser aber nicht. Verdi will die bestehenden Lücken zum Tarif nun schließen – notfalls mit Hilfen von Warnstreiks.