„Ohne Zusammenhang sind wir alle Monster“, sagt Opa Irv und spricht damit den zentralen Satz des neuen Stückes am Theater Bremen „Hier bin ich“ aus.
Dreh- und Angelpunkt ist Jacob, ein erfolgreicher jüdischer Drehbuchautor, den Nadine Geyersbach als Weichei und unsicheren Ja-Sager in Szene setzt. Schon optisch wird das durch die schmale Statur Geyersbachs unterstrichen: Er ist der Kleinste im Bunde, sogar seine Kinder überragen ihn. Seine Familie trampelt auf ihm herum, führt ihn vor, nimmt ihn nicht ernst, verlässt ihn.
Gründe hat das viele, die Zusammenhänge sind komplex – wie in vielen Familien. Jacob kann weder richtig lieben noch betrügen, noch Verantwortung übernehmen. Als schließlich auch noch sein Cousin Tamir, ein gestählter israelischer Soldat, zu Besuch kommt, ist klar: Richtig kämpfen kann er auch nicht, und das Zeug zum Helden fehlt ihm ohnehin.
Wie eine typisch amerikanische Sitcom
Ein düsteres Szenario, das aber gar nicht düster daherkommt: Regisseur Felix Rothenhäusler platziert sein Stück wie eine typisch amerikanische Sitcom. Die rosa-beige Wohnküche ist der Showroom für den atemlosen Schlagabtausch, der hölzern, ja fast emotionslos daherkommt.
Und wie im US-Fernsehen gibt auch hier die toupierte Mutti in enger Hose den Ton an und nölige Kinder (ein echtes Highlight: der rotzige Sam, gespielt von Deniz Ortega) wissen stets alles besser.
Sogar der Hund macht mit
Wirklich anstrengend auf Dauer – vor allem auch, weil der Zuschauer so kaum Nähe zu den Figuren aufbauen kann – ist die Untermalung der kurzen Dialoge mit Musik. Wie eine Art Tusch setzt sie ein Ausrufezeichen hinter fast jeden Satz.
Auch die ausufernde lautmalerische Beschreibung von Gewehr- und Pistolenschüssen, Granaten und anderen Sprengkörpern nervt spätestens, als sich alle mit Rattattattata! BämmBämmBämm! Kawumm! anschreien – sogar der Hund macht mit.