Als die Trainingseinheit zu Ende war, hatte es Florian Kohfeldt ziemlich eilig. „So schnell wie möglich rein“, ordnete der Werder-Coach an. Da wurde am kalten Dienstagnachmittag sogar mit der Tradition gebrochen, dass die fünf jüngsten Profis alle Trainingsutensilien einsammeln müssen.
Diesmal halfen alle mit. Schließlich haben sich schon drei Spieler eine Erkältung eingefangen, der Einsatz von Yuya Osako, Claudio Pizarro und Ludwig Augustinsson am Freitagabend im so wichtigen Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf ist nicht sicher. Für Kohfeldt keine angenehme Situation, genauso wie die Sieglos-Serie, aber Bange machen gilt nicht.
Siegversprechen sorgt für Druck
Gut gelaunt gab der Coach nach dem Training Einblick in seine Gedankenspiele – und hatte dabei auch keine Angst vor einer Erkältung: „Ich muss ja nicht spielen.“ Der 36-Jährige lachte. Direkt nach der 1:2-Heimniederlage gegen die Bayern hatte er sich und seine Mannschaft mit dem Siegversprechen für das Düsseldorf-Spiel gehörig unter Druck gesetzt.
Auch während der Trainingseinheit war der Coach ziemlich lautstark unterwegs. Dazwischen und danach gab es aber auch einen Kohfeldt, der viel mit seinen Spielern sprach, der auch mal lachte. Eine gewisse Lockerheit darf bei aller Anspannung eben nicht fehlen.
Bei Osako sieht es schlecht aus
Dabei hätte Kohfeldt allen Grund dazu gehabt, etwas frostiger aufzutreten. Denn die Ausfallliste war über Nacht noch mal länger geworden. Osako, Pizarro und Augustinsson hatten sich „verkühlt“, wie es Kohfeldt umgangssprachlich nannte.
Offiziell ist von einer „Infektion der Atemwege“ die Rede. Immerhin sind nicht alle drei Spieler gleich stark betroffen. Lediglich bei Osako, „sieht es schlecht aus“, meinte der Coach. Bei Pizarro stünden die Einsatzchancen bei 50:50 – und bei Augustinsson ist Kohfeldt sogar „optimistisch, dass er dabei sein kann“.
Augustinsson liegt dem Coach besonders am Herzen
Es war nicht zu überhören, dass dem Trainer die Personalie Augustinsson besonders am Herzen lag. Denn in der Abwehr fehlen ihm gegen die Fortuna schon die beiden etatmäßigen Innenverteidiger Niklas Moisander (Gelb-Rot-Sperre) und Milos Veljkovic (Adduktorenverletzung).
Ohne Augustinsson müsste Kohfeldt ziemlich tüfteln, mit ihm hat er sich dagegen schon auf eine Abwehr festgelegt – und zwar mit Augustinsson und Theodor Gebre Selassie wie üblich außen sowie Sebastian Langkamp und Marco Friedl innen. „Wenn die Vier fit sind, stehen sie auf dem Platz.“ Allerdings müsste es dann nicht zwangsläufig eine Viererkette sein. „Es kann auch eine Dreierkette werden, dann würde ein Mittelfeldspieler dazwischen rutschen. Wir wollen möglichst variabel sein“, meinte der Coach.
Auch Wagner und Rieckmann mit Chancen
Langkamp und Friedl durften sich im Training Seite an Seite schon mal etwas einspielen. Im anderen Team verteidigten die U23-Spieler Fridolin Wagner und der erst 18 Jahre alte Julian Rieckmann. Einer von ihnen könnte am Freitag im Kader stehen. Wagner besitzt dabei die etwas besseren Karten, meinte Kohfeldt.
Auch Ole Käuper sei nach seinem Comeback in der U23 nach langer Verletzungspause sicherlich eine Option als Alternative in der personell arg gebeutelten Defensive.
Josh Sargent erstmals im Kader?
Und vorne? Da darf Josh Sargent auf seine erste Kader-Nominierung für ein Bundesligaspiel hoffen – falls Pizarro tatsächlich ausfällt. Doch daran mochte Kohfeldt nicht wirklich glauben: „Wer Claudio kennt, weiß, dass er es schon irgendwie schaffen wird.“
Der Trainer ist auch guter Dinge, dass es nicht noch weitere Spieler erwischen wird: „Es ist ja kein Virus.“ Außerdem würden schon seit einigen Wochen besondere Hygiene-Vorschriften gelten. So hängen an verschiedenen Stellen Spender für Desinfektionsmittel. Händeschütteln und Abklatschen wurde quasi ausgesetzt – und nach dem Training geht es wie am Dienstag möglichst schnell zurück in die warme Kabine.