Lange Zeit konnten im Land Bremen nur 16 Hebammen im Drei-Jahres-Takt an der Hebammenschule Bremerhaven ausgebildet werden. Das soll sich jetzt ändern: Ab dem Wintersemester 2020/2021 soll es einen neuen Studiengang mit 20 Plätzen an der Hochschule geben.
Mit der Akademisierung will Bremen Notstände wie zuletzt im St.-Joseph-Stift vermeiden, wo der Kreißsaal aufgrund eines akuten Hebammenmangels für einen Tag schließen musste. Der Grund war eine Krankheitswelle unter den Geburtshelfern – auch die drei anderen Geburtskliniken konnten den Ausfall nicht ausgleichen.
Auf der Suche nach Professoren
Wie genau der neue Studiengang aussehen wird, soll bis Ende des Jahres feststehen. „Wie arbeiten nun mit Hochdruck daran, die Inhalte festzulegen und das geeignete Personal zu finden“, sagt Holger Kühl, Studiendekan der Gesellschaftswissenschaften. Fest stehe bisher nur, dass ein Studium auf mindestens sieben Semester angelegt sein und zu etwa einem Drittel aus Praxisanteilen bestehen werde.
Die Suche nach Professoren werde zudem nicht leicht, da zur Zeit auch in anderen Bundesländern ähnliche Studiengänge entständen.
Weiter Engpässe zu befürchten
„Ich bin sehr froh, dass die Hochschule den Studiengang anbieten wird“, sagt Gesundheits- und Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt. Damit solle der Hebammenmangel bald der Vergangenheit angehören. „Bis sich die Situation entspannt hat, müssen die Bremer Kliniken sich allerdings noch untereinander aushelfen“, betont sie.
Das kritisiert Heike Schiffling, Vorsitzende des Bremer Hebammen-Landesverbands. „Solche Notsituationen wie im St.-Joseph-Stift werden noch häufiger passieren“, prognostiziert sie. Trotzdem sei die Einführung des Studiengangs „natürlich positiv zu sehen“.
Aufstockung an der Hebammenschule
Damit keine größere Lücke entsteht, bis die ersten Absolventen des neuen Studiengangs im Jahr 2024 die Hochschule verlassen, soll noch ein weiterer Lehrgang für insgesamt 20 Auszubildende an der Bremerhavener Hebammenschule starten, bevor diese dann geschlossen wird.
Die Kosten für den neuen Studiengang übernimmt das Land Bremen, obwohl noch nicht genau klar ist, in welcher Höhe sich die Krankenversicherungen an der Ausbildung beteiligen. Mit dem geplanten Start wird gerade noch die EU-Richtlinie eingehalten – diese sieht vor, dass bis 2020 ein Studium möglich sein muss.