Friedrich Merz (Mitte) analysierte in Bremen auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung den Zustand der transatlantischen Beziehungen. Foto: Schlie
Karl-Carstens-Rede

Merz: Einigkeit als Gebot der Stunde

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Deutschland muss sich auf eine dauerhafte Änderung der Beziehungen zu den USA einstellen. Diese These vertrat Friedrich Merz bei seinem Auftritt anlässlich der 3. Karl-Carstens-Rede in Bremen.

„Trump ist nicht über Nacht gekommen und er wird auch nicht über Nacht wieder gehen“, sagte Merz. Veränderungen im weltweiten Machtgefüge hätten sich schon viel früher angedeutet, führte er aus.

Als Eckpunkte nannte er die Annexion der Krim 2014, das Brexit-Referendum der Briten 2016, Trumps Wahl zum Präsidenten und den Parteitag der Chinesischen Kommunisten 2017. „Wir werden erst in einigen Jahren ermessen können, dass wir Zeugen eines Wandels geworden sind“, prophezeite Merz.

Trump ist nicht entscheidend

Deutschland und die Europäer brauchten auch nicht zu hoffen, dass mit einem Ende der Präsidentschaft Trumps alles wieder wie vorher würde. Man müsse damit rechnen, dass die Amerikaner noch lange Zeit mit sich selbst beschäftigt seien, da sie aufgrund der Bevölkerungsentwicklung auf eine Verfassungskrise zusteuerten.

Merz‘ Antwort: „Einigkeit in Europa ist das Gebot der Stunde.“ Nur durch geschlossenes Auftreten könne man jemanden wie Trump beeindrucken. Der Brexit hingegen sei das schlechteste, was Europa und insbesondere Deutschland passieren könne.

Deutsche Verantwortung für Europa

Deutschland sei gefordert, aufgrund seiner Wirtschaftskraft Verantwortung zu übernehmen. „Von Deutschland wird in Europa Führung erwartet, nicht aber Bevormundung, erklärte Merz. „Wir dürfen keine innenpolitischen Entscheidungen treffen, die gegen andere Europäer gerichtet sind“, warnte er.

Er warb dafür, um eine offene, freiheitliche Gesellschaft zu kämpfen. „Dabei sind nicht ‚die Politiker‘ gefordert, sondern jeder Einzelne.“

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Eine Antwort

  1. Martin Korol sagt:

    Friedrich Merz zeigte sich an diesem Abend als Redner mit Tiefgang und Niveau, kenntnisreich in Fragen der Geschichte und Weltpolitik und klar in seiner Argumentation. Ein Europäer aus dem Bilderbuch. Von Karl Carstens, dem großen Sohn unserer Stadt, zeichnete er ein sehr persönliches Bild und bedauerte m. E. zu Recht, dass Carstens in Bremen immer noch recht unbekannt sei. (Immerhin war Carstens 1949-1954 Berater von Wilhelm Kaisen und des Bremer Senats. Danach ständiger Vertreter beim Europarat in Straßburg. Ab 1960 Staatssekretär in Bonn. 1972-1979 MdB, 1976-1979 Präsident des Bundestages. Danach bis 1984 war er (der fünfte) Bundespräsident, zunächst argwöhnisch beäugt, dann zunehmend beliebt beim Volk: „Der Wanderer“. Eine einmalige Karriere).
    Als Politprofi überzeugte Friedrich Merz an diesem Abend dadurch, dass er sogar auf zwar wichtige, aber eben doch sehr spezielle Fragen aus dem Publikum so kompetent antwortete, als seien das seine Lieblingsthemen.
    Zu dieser hochrangigen Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung von den Bremer CDU-Granden war außer Silvia Neumeyer und dem Spitzenkandidaten der CDU zur Europawahl niemand im Saal. Nicht einmal Carsten Meyer-Heder, deren Spitzendkandidat zur Wahl der Bremischen Bürgerschaft am 26. Mai. Darauf konnte ich mir nun gar keinen Reim machen.
    Martin Korol, Bremen

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