Stolz präsentiert Marco Heuberg Auszüge aus seiner historischen Reklameschilder-Sammlung und den dazugehörigen Bildband „Blech is beautiful!“. Foto: Schlie Stolz präsentiert Marco Heuberg Auszüge aus seiner historischen Reklameschilder-Sammlung und den dazugehörigen Bildband „Blech is beautiful!“. Foto: Schlie
Sammler

Wie ein Bremer zu einer besonderen Sammlung kommt

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Marco Heuberg besitzt knapp 1.000 historische Reklameschilder. Einige von ihnen sind mehr als 100 Jahre alt. Dem WESER REPORT hat der Sammler von einem besonders wertvollen Fund erzählt.

Angesprochen auf seine Reklameschilder wählt Marco Heuberg nur die spektakulärsten Worte. „Es ist ein Sensationsfund“ oder „der größte Kulturschatz in der Branche“, sagt er. Fast 1.000 historische Reklame-Schilder befinden sich in seinem Besitz – alle noch immer in bestem Zustand, gelagert in der Neustadt. Wer sie auf einen Blick haben möchte, muss einfach nur „Blech is Beautiful!“ aufschlagen, den dicken Bilderband, den der Comic-Händler zusammen mit dem Braunschweiger Kaufmann Jochen Rath geschrieben hat.

Die Geschichte der Sammlung geht bis ins Jahr 1904 zurück. Damals wurde die Gesellschaft für Blechemballage- und Plakatindustrie mbH geründet. Heute gibt es sie noch unter dem Namen Berliner Blechschild Manufaktur, allerdings nur noch in verkleinerter Form. 2015 erhielt der Bremer, der auch als TV-Experte aus der RTL-II-Sendung „Der Trödeltrupp“ bekannt ist, eine Mail mit der Nachricht, dass die Produktionsstätte des Berliner Unternehmens umgesiedelt wird und die Lagerbestände reduziert werden sollen.

Langes Sortieren und Polieren

Sofort fuhren Heuberg und Jochen Rath nach Berlin – zunächst mit mäßigem Erfolg. „Es waren nur Schilder aus den letzten zwei Jahrzehnten zu finden“, erzählt Heuberg. Mysteriös erschien ihnen aber ein verschlossener Raum, für den offenbar niemand mehr einen Schlüssel besaß. „Erst bei unserem vierten Besuch klappte es – und wir entdeckten das sagenhafte Archiv“, sagt Heuberg. Sie zögerten nicht lange und erwarben den kompletten Fund.

Das Design dieses Hamburger Bieres (1925) erinnert verdächtig an eine Bremer Brauerei. Foto: Schlie

Das Design dieses Hamburger Bieres (1925) erinnert verdächtig an eine Bremer Brauerei. Foto: Schlie

Erst nach langem Sortieren und Polieren zeigte sich allerdings, wie wertvoll dieser wirklich ist. „Denn von jedem Reklameschild, das damals ausgeliefert wurde, wanderte mindestens ein Exemplar ins Archiv“, sagt Heuberg. Von 1910 bis 1930 wurden die meisten Schilder produziert – auf Anfrage von Firmen aus der ganzen Welt. Auch aus Bremen: So finden sich etwa alte Reklameschilder von der Tabakfabrik Brinkmann, der Brauerei Beck’s, Kaffee Hag, Jacobs und dem Schünemann-Verlag in den Regalen.

Schilder sind auf Homepage einsehbar

Ein dunkles Kapitel – nicht nur in der Werbegeschichte, sondern auch in der Firmengeschichte der Berliner Schilderfabrik – bildete dagegen der Zweite Weltkrieg. Damals kam die Produktion von Werbeschildern fast zum Erliegen, dafür wurden viele Warn-, Hinweis- und Verbotsschilder im Auftrag der Nationalsozialisten gefertigt. Auch diese Exemplare finden sich im Archiv. „Damit kein verherrlichender Eindruck entsteht, haben wir die Schilder aus dieser Zeit in unserem Buch neben Bremer Original-Fotos aus dem Krieg abgedruckt“, erklärt Heuberg. Die NS-Schilder sollen nun Museen vorbehalten sein, sagt er.

Alle anderen Schilder, auch die immer bunteren Entwürfe aus der Nachkriegszeit, sind online auf der eigens erstellten Seite schildermafia.de zu erwerben, vorausgesetzt das Buch wurde vorher gekauft. Je nach Größe und Qualität kosten sie zwischen 25 und 5.000 Euro. Der Prachtband „Blech is beautiful!“ mit 512 Seiten, erschienen im Eigenverlag, kostet 69 Euro. Rund drei Jahre haben Heuberg, Rath und Helfer mit ihrem Werk verbracht. „Das war ein Riesenspaß“, sagt Heuberg.

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