Seit 2011 ist Peter Stubbe Vorstandsvorsitzender der Bremer Wohnungsgesellschaft Gewoba, zuvor war er Geschäftsführer der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft. Foto: Schlie Seit 2011 ist Peter Stubbe Vorstandsvorsitzender der Bremer Wohnungsgesellschaft Gewoba, zuvor war er Geschäftsführer der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft. Foto: Schlie
Gewoba-Chef

Peter Stubbe: „Wir reizen nicht alles aus“

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Peter Stubbe ist Chef des Wohnungsunternehmens Gewoba. Im Weser Report spricht er über Mieten, das Rennbahn-Gelände, Hochhäuser und an welchen Wohnungstypen es in Bremen mangelt.

Weser Report: Herr Stubbe, was kann die Gewoba gegen die Wohnungsnot tun, außer bauen, bauen, bauen?

Peter Stubbe: Wir bieten über 41.000 Wohnungen zu sehr moderaten Preisen im Land Bremen an und werden dieses Jahr im Neubau rund 1.000 Wohnungen fertiggestellt haben.

An welchen Wohnungen mangelt es vor allem?

Laut Bestandsstatistik gibt es zu wenig Wohnungen für Ein-Personen-Haushalte und für große Familien. Aber es ist ja nicht so, dass es in Bremen keine freien Wohnungen mehr gäbe. Mehr Augenmerk müssen wir einem anderen Thema widmen: Wenn die Leute die Wohnung wechseln wollen, weil sie mit anderen zusammenziehen oder weil die Kinder ausziehen möchten, dann ist die Suche in der Regel örtlich eingeschränkt. Sehr häufig ist es so, dass die Leute trotz Umzugs in ihrem gewohnten Lebensumfeld bleiben wollen. Bremen ist 60 Kilometer lang, da zieht man nicht zwangsläufig von einem Ende ans andere.

Die Gewoba gehört zu mehr als 75 Prozent der Stadt Bremen. Was kann die Gewoba anders machen als rein private Wohnungsunternehmen?

Konzepte wie den Bremer Punkt oder Wohnen im Quartier wird ein kleiner Vermieter sicherlich nicht machen. Und große institutionelle Investoren werden das auch nicht machen. Wir haben einen lokaleren Blick. Wie schauen genau hin, welcher Bedarf besteht vor Ort unabhängig von der Kaufkraft der Menschen dort. Wir reizen nicht immer alle Marktpotenziale bis aufs Letzte aus. Und wir erstellen auch im Neubau öffentlich geförderte Wohnungen.

Was bieten Sie einer Familie, die zu viel verdient, um eine Sozialwohnung zu bekommen, aber zu wenig für eine Luxuswohnung?

Wenn auch eine Familie mit einem Kind und einem Jahreseinkommen von 52.000 Euro brutto eine öffentlich geförderte Wohnung beziehen darf, erfassen wir schon weite Teile des Mittelstandes. Wir können nicht mehr 08/15-Wohungen bauen, sondern müssen für verschiedene Zielgruppen unterschiedliche Wohnungen bereithalten. Das gilt für öffentlich geförderte Wohnungen und für Wohnungen im höheren Mietbereich.

Wie sehr unterscheiden sich die Wohnungen?

Momentan experimentieren wir mit Wohnungen für neun Euro je Quadratmeter. Aber niemand schaut bei der Wohnungssuche auf den Quadratmeterpreis. Die Leute interessiert, dass eine 100 Quadratmeter große Wohnung dann 900 Euro kalt kostet. Wir überlegen, kann man so eine Wohnung nicht auch kleiner planen und so billiger anbieten? Es gab Zeiten, da sollte ein Schlafzimmer 20 und mehr Quadratmeter haben, weil die Leute dort große Schrankwände unterbringen wollten. Ich glaube, da können wir Quadratmeter einsparen. Und muss das Wohnzimmer 30 oder 40 Quadratmeter groß sein?

Im Schnitt liegt die Miete für eine Gewoba-Wohnung bei knapp sechs Euro.

Wir gehören nicht zu den Treibern im Markt. Wir erhöhen die Mieten zwar alle drei Jahre um 15 oder 20 Euro, aber das ist vertretbar. Wir sind daran interessiert, dass die Mieter auch nach einer Mieterhöhung noch bei uns wohnen können.

Welchen Einfluss hat die Politik auf die Gewoba, da das Unternehmen mehrheitlich der Stadt gehört und Politiker im Aufsichtsrat sitzen?

Natürlich hat der Aufsichtsrat Einfluss auf unsere Mietstrategie. Aber auch die Politiker im Aufsichtsrat haben ja unterschiedliche Meinungen. Im Aufsichtsrat unterhält man sich sachlich und ruhig darüber, welche Strategie gut ist.

Was sagt der Aufsichtsrat zum Plan, auf der Rennbahn Wohnungen zu bauen?

Bislang nichts. Das ist kein Thema für die Gewoba. Wir haben in der Nachbarschaft rund 9.000 Wohnungen. Aber das Ziel der Stadt, 50 Prozent Grünfläche und 50 Prozent Bebauung, das passt super zu unserem Leitbild, das wir lange vor der Diskussion um die Rennbahn entworfen haben.

Bewerben Sie sich um Grundstücke, falls auf der Rennbahn Wohnungen entstehen sollen?

Wir haben uns bisher komplett aus dem Prozess herausgehalten. Grundsätzlich wollen wir in Lagen bauen, in denen wir bisher nicht oder kaum vertreten sind. Wir haben zum Beispiel wenige zentrale Lagen.

Liegen Hochhäuser im Trend?

Nicht in Bremen. Wir wollen nicht zwingend Hochhäuser bauen, aber wir sind auch nicht allergisch gegen Hochhäuser. Im Übrigen hat der Finanzwissenschaftler Gunter Löffler herausgefunden, dass Höhenrekorde im Hausbau dann aufgestellt werden, wenn der Optimismus groß und das Risikobewusstsein klein ist. Sein Fazit: Oft kommt das Hochhaus vor dem Fall – der Konjunktur.

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