Die Bayern kommen – das ist für Werder Bremen nicht gerade der Traumgegner für das Halbfinale im DFB-Pokal (Mittwoch, 20.45 Uhr/ARD und Sky). Zumal das Bundesligaspiel am Samstag mit dem knappen, aber hochverdienten 1:0-Sieg der Münchner gezeigt hat, wie schwierig es ist, dieses Team von Topstars zu besiegen. Doch Werder-Coach Florian Kohfeldt denkt immer positiv, also auch jetzt.
Er macht aus Nachteilen Vorteile – ihn würde nicht mal der Ausfall von Max Kruse komplett umhauen. Denn in ihm, dem Team und vielleicht sogar der ganzen Stadt steckt etwas ganz Besonderes. „Wir haben doch alle das Gefühl, dass es klappen kann“, sagt er.
Selbst Frank Baumann, der Kampfansagen meidet wie zu Profizeiten das eigensinnige Dribbling, betont: „Wir sind rangerückt an die Bayern. Der Moment kommt näher, dass wir etwas holen können.“ Dabei ist die Serie von Bremer Niederlagen in Pflichtspielen gegen die Bayern gerade erst auf 19 angewachsen. Und am Samstag waren die Werder-Spieler in der Allianz-Arena ohne jede Torchance geblieben.
„Unser Korsett ist weitaus stabiler aus früher“
„Ich war mit unserem Offensivspiel auch nicht zufrieden“, gesteht Kohfeldt. Aber er nahm seine Mannschaft ausdrücklich in Schutz. In den ersten 20 Minuten sei es sogar ein guter, teilweise auch sehr mutiger Auftritt gewesen, und das nicht nur in der Defensive. „Aber wir haben uns dann nicht genug getraut, den Ball länger zu behalten, wir sind da zu hektisch geworden“, analysiert der 36-Jährige und moniert zugleich: „Wir haben auch versucht, zu viel zu kontern.“ Die Gefahr, den Ball zu verlieren, sei einfach zu groß.
Deshalb will Kohfeldt das Spiel seiner Mannschaft ändern, er muss es auch. „Die Bayern haben sich auf uns eingestellt“, weiß der Werder-Coach. Also spuken längst neue Ideen in seinem Kopf. Wegen der Oberschenkelprobleme von Max Kruse muss er dabei zweigleisig planen – mit und ohne den Kapitän. „Unser Korsett ist weitaus stabiler als früher“, betont Kohfeldt, ein Kruse-Ausfall würde die Mannschaft nicht mehr so schwächen: „Wir haben Spielertypen, die können ähnlich spielen wie Max – zum Beispiel Yuya Osako. Aber der fehlt uns dann an anderer Stelle.“
Die Vorbereitung ist also nicht einfach, aber schön. Kohfeldt scheint sie sogar zu genießen. Dabei gibt es in Deutschland keinen schwereren Gegner als die Bayern. Doch auch dieses schnelle Wiedersehen sieht der Coach natürlich positiv. „Gewisse Dinge in Spielen erlebst du nur gegen die Bayern. Wenn du sie erst ein halbes Jahr später wieder als Gegner hast, musst du dich daran erst wieder gewöhnen. Ich baue schon darauf, dass viele meiner Jungs diese Gewöhnung nicht mehr brauchen.“
Rekorde auf beiden Seiten
Ohnehin wird sich am Mittwochabend viel im Kopf abspielen. Dabei hat Kohfeldt den schwarzen Peter schon mal schön in die Gäste-Kabine gesetzt. „Jeder hat etwas zu verlieren – aber vor allem die Bayern. Wir wollen ins Finale, aber es darf doch keiner brutal enttäuscht sein, wenn wir das nicht schaffen. Dieses Gefühl müssen wir nutzen.“
Mit dieser ständigen Blamage-Gefahr eines Topfavoriten leben die Bayern allerdings schon ziemlich lange – und meistens ziemlich gut. Aber mit großer Sicherheit mussten sie noch nie bei einer Mannschaft antreten, die seit 31 Jahren (und 37 Partien) kein Heimspiel mehr im Pokal verloren hat. Das ist Rekord in diesem Wettbewerb. Die Bayern halten jedoch auch einen. Sie haben seit 2009 jedes Pokal-Auswärtsspiel gewonnen – bei immerhin 29 Gastspielen.
Ja, die Bayern kommen, aber die Bremer scheinen inklusive ihrer Fans so gut vorbereitet zu sein wie schon lange nicht mehr. Es riecht nach einer Pokal-Sensation – und Baumann wagte sogar noch einen ganz weiten Blick: „Wenn man im Finale ist, will man das auch gewinnen.“