Von Insa Lohmann
Alte Instrumente wieder zum Klingen zu bringen, das ist die Leidenschaft von Frank Wichmann. Der gebürtige Bremer ist Geigenbauer und betreibt seit 2005 ein eigenes Geschäft in Schwachhausen. Zwar ist Wichmann kein Musiker im eigentlichen Sinne, aber das Handwerk liegt ihm. „Geigenbau ist eine gute Mischung aus Kopf und Hand“, sagt er. „Ich bin Bastler und Fummler“ – das passe gut zusammen.
Ohnehin seien beim Neubau und bei der Reparatur von Geigen vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse erforderlich. „Das ist pure Technik“, sagt Wichmann, der mit 16 Jahren mit dem Gitarrespielen anfing.
Eine Zirkusgruppe führte ihn zur Geige
Doch wie kommt man von der Gitarre zur Geige? Durch Zufall lernte Frank Wichmann in Berlin eine Zirkusgruppe kennen, zu deren Programm auch der Auftritt eines Cellospielers gehörte. „Die Lieder waren todtraurig, aber ich war so angetan“, erinnert sich der Geigenbauer. „Da wusste ich: Cello ist mein Instrument.“
Da Cello und Geige relativ baugleich seien, begann Wichmann in London ein Musikstudium mit dem Schwerpunkt Geigenbau.
Er prüft die Instrumente auf Herz und Nieren
Das Geschäft von Frank Wichmann an der Uhlandstraße konzentriert sich vor allem auf drei Bereiche: die Reparatur und Restaurierung, den Neubau und den Verkauf von Instrumenten. Vorne im Geschäft stehen Geigen, Celli und Bässe, hinten in der Werkstatt wird gearbeitet. Unterstützung erhält er dabei von seiner Mitarbeiterin Jinok Lee, die ihr Geigen-Masterstudium an der Nationalen Universität in Korea absolvierte.
Bei Reparaturen sehr hochwertiger Instrumente hat auch der Geigenbauer Respekt: „Ich habe mal eine 1.000-Euro-Geige repariert und ehrlich gesagt war ich froh, als sie wieder aus dem Haus war.“ Zu groß sei seine Angst, dass den teuren Instrumenten etwas passieren könnte. Bevor Frank Wichmann die Geige an den Kunden zurückgibt, wird sie auf Herz und Nieren getestet und die Qualität des Tons geprüft. „Das Instrument sollte tragfähig sein“, sagt er.
Fast so gut wie italienische Geigen
Das bedeute, dass die Geige nicht nur direkt am Ohr zu hören sein sollte, sondern auch aus der Entfernung. „Dann sollte ein warm-weicher Ton zu hören sein.“ Fragt man Wichmann, woher die besten Geigen kommen, sagt er: „Italien. Aber die deutschen Geigen sind besser als ihr Ruf.“
Vor allem das Cello erfreut sich seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit. Und so muss sich der Geigenbauer aus Schwachhausen keine Sorgen um Aufträge machen. Nur noch selten kommt Frank Wichmann dazu, ein Instrument neu zu bauen. Gerade ist er dabei, einen Bass zu konstruieren – rund 400 Arbeitsstunden muss der Bremer dafür aufwenden.
Zum Vergleich: Für den Neubau einer Geige benötigt Wichmann etwa 150 Stunden. „Statisches Denken ist für den Geigenbau sehr wichtig“, sagt er. Früher habe er sich viel mit Flugmodellbau beschäftigt. „Das finde ich im Geigenbau tatsächlich oft wieder.“