Florian Schick in seinem Tiny House. Foto: Konczak
Oldenburg

Hausbau im Kleinstformat

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Florian Schick ist mit seinem Tiny House im Oldenburger Schlosshof. Wir sprachen mit ihm über das Projekt.

Delme Report: Du hast ein Haus gebaut. In deiner eigenen Werkstatt und ohne industrielle Hilfe.

Florian Schick: Ja, absolut. Man kann mit sehr wenigen Maschinen sehr viel selbst herstellen. Bei mir waren es eine Tischsäge, eine kombinierte Hobelmaschine und Handwerkzeug. Die Schiebesysteme für die Schiebetüren habe ich auf einer Kreissäge geschnitten. Man kann so etwas auch kaufen aber dann habe ich auch direkt ein Plastikteil darin. Wenn ich möglichst viel selber mache, kann ich auch den C02-Ausstoß besser beeinflussen. Das Haus besteht aus Dingen, die für jeden einfach reproduzierbar sind.

Florian Schicks Tiny House von außen. Auffallend ist die Verkleidung mit unbehandeltem, wetterfestem Holz. Foto: Konczak

Ich könnte das nicht.

Doch, bestimmt. Das kann man auch lernen. Über Social Media und meine Webseite gebe ich auch Innovationen gerne weiter.

Photovoltaik wolltest du noch auf das Haus bauen, das Haus soll autark werden.

Ja, so ist das Ziel. Das Konzept ist nicht, darin dauerhaft zu wohnen, sondern ein Tourismus-Konzept zu verfolgen. Ich möchte, dass man Flugreisen vermeidet, indem man Urlaub in der Region macht. Daher die Überlegung, dass man kleinen Gemeinden mit Tiny Houses die Möglichkeit gibt, die schönen Orte ihrer Region temporär zu bespielen. Das Tiny House wäre eine mobile Ferienwohnung.

Wäre eines deiner Tiny Houses als fester Wohnsitz möglich?

Grundsätzlich schon. Rechtlich ist es eine Grauzone. Ich würde frühzeitig mit dem Bauamt reden.

Im Inneren bietet das mobile Haus Kochgelegenheit, Dusche, WC, Bett, Sofa, Arbeitstisch und Minibar. Foto: Konczak

Wie wohnst du?

Zur Miete in einem 60er-Jahre Wohnviertel mit großem Garten. Ein normales Haus. Ich würde auch gerne auf einem Bauernhof wohnen mit noch mehr Platz aber das widerspricht dem Minimalismus, dem Downsizing. Das ist ein Prozess, den ich gerade parallel betreibe.

Was würde mich ein Tiny House von dir kosten?

Das ist sehr individuell. Momentan bin ich dabei, eine Kalkulation aufzustellen.

Dein Tiny House steht hier im Zuge der Bauhaus Ausstellung.

Ja, das Landesmuseum stellt aus und ich bin dabei als Gast in meinem eigenen Haus. (lacht)

Bauhaus ist erst einmal die Funktion der Dinge an sich, aber Kunst und Design spielen hierbei auch eine Rolle. Hast du bestimmte Beschränkungen beim Bau erfahren?

Es ging erst einmal darum, zu machen. Über Kunst und Design habe ich mir im Vorfeld keine Gedanken gemacht. Natürlich ist es Architektur, es ist aber ein sehr intuitiver Prozess gewesen, es gab viele Handskizzen aber keinen klassischen Entwurf. Ich habe mit gebrauchten Materialien gearbeitet und die haben mir die Maße vorgegeben. Die Glasscheiben für das Haus sollten eigentlich in den Müll, die hat mir eine Tischlerei geschenkt. Ich konnte aber keine Öffnungsflügel herstellen, daher habe ich Lüftungsklappen neben die Fenster gebaut und konnte so auch Einfluss auf die Proportionen nehmen.

Info: Tischler, Diplom-Ingenieur für Architektur und Dozent an der Jadehochschule Oldenburg. Florian Schick hat sich früh mit der Baukunst auseinandergesetzt, übernahm im Hunsrück schon
als Schüler Aufträge im Bereich des Lehmbaus. Mit Studenten flog er nach Afrika, um dort Lehmbauprojekte mit regionalen Baustoffen und recycelten Materialien umzusetzen. Seinen Tiny-House-Prototyp baut er seit 2018, nach dessen Fertigstellung soll es an den Bau einer Kleinserie gehen. Man kann das kleine Haus noch bis 30. Juli  2019 im Schlossinnenhof in Oldenburg betrachten. Tiny House beschreibt kleine, eigentlich schon winzige Häuser. Das bekannteste Beispiel dürfte der umfunktionierte Bauwagen Peter Lustigs aus der Sendung „Löwenzahn“ sein. In Amerika hat sich der entsprechende Trend entwickelt, nachdem durchschnittliche Neubauten immer größer wurden. In Deutschland müssen sich mobile Tiny Houses nach der Straßenverkehrssicherheit richten und eine entsprechende Zulassung vorweisen können. Weitere Infos zu Tiny Houses und Florian Schick findet man im Internet unter schick.haus

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