Den Namen darf Günther Bolczyk nicht nennen. Datenschutz. Er hat den Mann betreut – intensiv betreut. Kein leichter Fall für den Arbeitsvermittler.
Der Mann, nennen wir ihn Thorsten, hätte Karriere machen können. Er hatte Maschinenbau studiert, ein aussichtsreiches Fach, und hatte einen guten Abschluss hingelegt, doch niemand wollte ihn einstellen.
Erst mit Mitte 30 raffte er sich endlich auf und meldete sich bei der Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven. Da war sein Uni-Wissen längst veraltet, also finanzierte sie ihm eine Umschulung zum technischen Zeichner im Anlagenbau. Den Kurs schloss er als Klassenbester ab – und fand wieder keinen Job.
„Der Mann konnte sich nicht verkaufen“, erklärt Arbeitsvermittler Bolczyk und bearbeitete ihn. Jetzt hat Thorsten eine Stelle. Dank Inga.
Programm ist teurer als gewöhnliche Beratung
So heißt das Programm, das eine Intensivbetreuung von Erwerbslosen vorsieht. „Wir haben Kunden, die finden alleine keine Stelle“, sagt Geschäftsstellenleiter Wolfgang Mögenburg. „Und wir haben welche, die in die Langzeitarbeitslosigkeit fallen. Zwischen diesen beiden Gruppen stehen Leute, die Potenzial haben, es alleine aber nicht schaffen.“ Für die ist Inga da.
Muss sich ein normaler Arbeitsvermittler um rund 300 Kunden kümmern, betreut ein Inga-Berater nur 65. Die sehen ihn häufiger, mindestens einmal im Monat, mitunter auch jede Woche.
Sie dürfen ihn ohne Termin besuchen, erhalten sogar seine Direktnummer und ersparen sich so den üblichen Umweg über das Callcenter. Wer zu Inga kommen darf, entscheidet der normale Berater.
Aktuell beschäftigt die Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven 13 Inga-Berater. Die Idee ist berechnend: Das Inga-Programm ist zwar teurer als die gewöhnliche Betreuung.
„Aber grundsätzlich refinanziert es sich, weil die Leute dann nicht so lange arbeitslos sind“ und nicht so lange Arbeitslosengeld beziehen, erklärt Mögenburg. „Bei uns bleiben die Leute im Durchschnitt 130 Tage.“
„Alle Probleme kann Inga nicht lösen“
Denn Inga-Berater vermitteln nicht nur Jobs, die Betreuer helfen auch bei anderen Problemen. Ein Automechaniker kam mit seiner Bewerbung nicht klar, weil er seine Miete monatelang nicht gezahlt hatte und befürchtete, seine Wohnung zu verlieren.
„Wir rufen dann den Vermieter an und bitten um Aufschub, handeln eine Teilzahlung aus“, sagt Geschäftsstellenleiter Mögenburg. Die stadteigene Wohnungsgesellschaft Gewoba ließ sich darauf ein. Notfalls schalten die Inga-Berater auch einen Schuldenberater ein.
„Die Leute müssen den Kopf freibekommen, wenn sie sich bewerben“, sagt Mögenburg. „Aber alle Probleme kann Inga auch nicht lösen.“ Knapp 30 Prozent der Inga-Kunden finden trotz Intensiv-Betreuung keinen Job. Wer nach zwei Jahren noch arbeitslos ist, muss das Inga-Programm verlassen.
Thorsten wurde ein halbes Jahr intensiv betreut. „Als ich erkannt hatte, dass er sich nicht verkaufen kann, habe ich gezielt Unternehmen angesprochen“, sagt Betreuer Bolczyk. „Die habe ich gebeten: Legt keinen Wert auf das Vorstellungsgespräch, vereinbart ein Praktikum, der Mann beherrscht sein Handwerk.“
Seit einem halben Jahr arbeitet Thorsten schon in dem Unternehmen. „Das“, sagt Betreuer Bolczyk, „freut einen auch persönlich.“
Der Norden baut ab
Nicht jede Uni- und Hochschulausbildung hat exzellente Absolventen. Zum Glück ist Bremens Uni nicht mehr Exzellent.
Zum Glück sind auch die Heidelberger, wegen des fragwürdigen Bluttests für Brustkrebspatienten, mit dessen Ergebnissen in jüngster Vergangenheit zu früh nach vorne geprescht worden ist, nicht dabei. Aber auch dort ausgebildete Juristen machen manchmal fragwürdige Karrieren. Und die Bremer sind, in erfreulichster Weise, schon gar nicht mit in die finale Auswahl gekommen. Sie haben mit diesem Jahr ein Cluster im Sozialwesen zu Recht aberkannt bekommen und dümpeln somit wieder im bundesweiten Durchschnitt dahin.
Die wenigste Exzellenz herrscht demnach in medizinischen Bereichen im Norden und am Wenigsten hiervon insbesondere in Bremen, wie auch Dr. Herrmann als Chef der kassenärztlichen Vereinigung schon betonte.
Bremen hat nicht einmal eine medizinische Fakultät an seiner Universität. Die wird von einem Rektor geleitet, dem Wissenschaftler aus anderen Teilen der Republik vorwerfen, er sei erfolgreich wie ein Geldfälscher. Diesen Vorwurf, der unter anderem in der TAZ zu lesen ist, machen sie daran fest, dass der Bremer Uni-Rektor beim Publizieren in Scheinverlagen ertappt worden ist. Bremens mangelnde weiche Standortfaktoren haben nicht nur zu Schwierigkeiten angesehenrer Industrieunternhemen geführt, Fachkräfte ins kleinste Bundesland zu locken. Das hat als Synergieeffekt zudem zur Folge, dass Bremen als einziger Studienstandort bundesweit, den größten Rückgang von Studierenden über alle Semester verzeichnete. Oldenburg ist in beiden Fällen mittlerweile als Studienstandort sogar angesagter.
Menschen mit Schwerbehinderungen aus Bremen und im Norden sind erfreut, dass die medizinischen Bereiche, die in anderen Bundesländern im Norden zwar vorhanden sind, aber noch in den Kinderschuhen stecken, keine Auszeichnung erfahren haben. Sie sehen sich in ihrer Expertise bestätigt.
Ob in Schleswig-Holstein, an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel oder der Uni in Lübeck, in Hamburg, am Universitätsklinikum Eppendorf oder in Niedersachsen, an der Medizinischen Hochschule Hannover, wo ein Laboratoriumsneubau für weit über 30 Mio. Euro nicht in Betrieb genommen werden kann, weil die Notstromversorgung vergessen worden ist, oder der Universität in Göttingen, wo der Organspendeskandal nachhaltig wirkt. Kliniken in Bremen, die mit akademischen Lehranteil werben, kooperieren mit der Uni Göttingen. Das macht sich in vielen Fällen deutlich bemerkbar.
In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Professoren und Akademiker an Universitäten in medizinischen Fakultäten nicht lernen, sich innerhalb der medizinischen Fakultäten interdisziplinär zwischen verschiedenen Fachschaften zum Wohle von Patienten mit seltenen Erkrankungen auszutauschen Das ist ihnen auf Grund ihrer mangelnden Ausbildungsstands curricularer Art, in dem nicht nur das Studienfach Sozialkompetenz fehlt, im Norden allerorts nicht gegeben.
Zum Glück war Heidelberg auch nicht dabei, als Exzellenzuni benannt zu werden. Dort werden beispielsweise auch Juristen ausgebildet, die später zu PKK-Unterstützern mutieren, zum Islam konvertieren und in Bremen für über 25 Jahre Amtszeit, zu Hochschulrektoren berufen werden können. Inclusive zu diesem Amt, gereichte diese Ausbildung dort auch zu einer langjährigen Vizepräsidentschaft in der Hochschulrektorenkonferenz.