Neulich in Lohne. Es läuft der Test des SV Werder gegen den VfL Osnabrück, als es an der Mittellinie zu einem interessanten Duell kommt.
Niklas Schmidt, vielleicht ein Mann für die Zukunft bei Werder Bremen, geht in den Zweikampf mit Claudio Pizarro, einem Mann mit einer riesigen Werder-Historie.
Schmidt behauptet den Ball, zieht ihn mit der Sohle an Pizarro vorbei, dreht sich auf der Kugel und ist weg. „Das muss er verkraften“, lacht Schmidt später wegen des Tricks in Richtung des Werder-Oldies und ist ein bisschen stolz darauf, dass ihm das Kunststück gelungen ist. Denn im Spiel gegen „seinen“ SV Werder Bremen auf sich aufmerksam gemacht zu haben, kann nicht schaden.
Ausleihmeister der Liga
Schmidt ist schließlich einer von mittlerweile elf Bremern, die für die kommende Saison an andere Clubs verliehen sind. Damit ist Werder mit Abstand der Ausleihmeister in der Liga. Doch was steckt hinter diesem plötzlichen Ausleih-Boom?
Sechs Spieler hatten die Bremer in der vergangenen Saison in die Ferne geschickt, frei nach Sepp Herberger heißt es nun: „Elf Verliehene sollt ihr sein.“ Am Ende der laufenden Transferperiode werden es vermutlich sogar noch mehr sein. Denn zur aktuellen Liste können noch Rechtsverteidiger Felix Beijmo und Torwart Luca Plogmann hinzukommen. Weitere Kandidaten aus der U23 nicht auszuschließen.
Mehrwert generieren
Dass es so ist, hat vor allem mit der Spielklasse der höchsten Nachwuchsmannschaft zu tun. Die Regionalliga ist einfach keine gute Liga, um im zweiten oder dritten Seniorenjahr den nächsten sportlichen Schritt zu machen. Weshalb Sportchef Frank Baumann in die dritte und zweite oder gar erste Liga entsendet, nach Belgien, Österreich in die Niederlande.
„Sportlicher Mehrwert oder eine Marktwertsteigerung“ – das sind laut Manager die Ideen, die dahinter stecken. Früher hat Werder Bremen versucht, den wirtschaftlichen und sportlichen Mehrwert im eigenen Trainings- und Spielbetrieb zu erzielen. Indem Spieler, die zu gut waren für die vierte oder dritte Liga, an das Bundesliga-Team angedockt wurden. Doch dort gab’s nicht die dringend benötigte Spielpraxis.
Kohfeldt favorisiert klare Trennung
Zudem verhindert die Philosophie von Trainer Florian Kohfeldt, Spieler nicht zwischen den Teams pendeln zu lassen, regelmäßige Einsätze in der U23. Kohfeldt ist ein erklärter Nicht-Freund des jahrelang praktizierten Modells, Talente bei den Profis trainieren zu lassen und in der U23 einzusetzen.
Aus der eigenen Zeit als Trainer der Talenteschmiede weiß er, wie schwierig es ist, die Gesandten aus der Bundesliga mal eben auf Kommando in den U23-Spieltag einzubauen. Machen sie das Team wirklich besser? Und: Hilft es ihnen, in einem Team, in das sie sportlich nur wenig integriert sind, zu spielen? Der Coach meint: nein. Sein Modell sieht eine klare Trennung vor.
Nächster Anlauf für Jacobsen und Käuper
Bei Josh Sargent hat Kohfeldt es durchgezogen. Der US-Stürmer muss sich nach nur kurzer Zeit in der U23 im Bundesliga-Team durchbeißen. Und wird es wohl schaffen. Ein positives Beispiel. Thore Jacobsen hat es erstmal nicht geschafft. Er sollte sich in der vergangenen Saison bei den Profis zeigen, stand aber nie im Kader. In der Regionalliga kam er nur zehn Mal zum Einsatz – weil: Er gehörte ja eigentlich zum anderen Team.
Nun spielt Jacobsen beim FC Magdeburg, dritte Liga. Ein neuer, ein anderer Anlauf. Ole Käuper geht es nach dem gescheiterten Versuch bei Erzgebirge Aue beim FC CZ Jena an.
Clemens Fritz ist Leihspieler-Beauftragter
Niklas Schmidt hofft, dass dieses Rezept funktioniert. Nach einem Jahr in Wiesbaden ist er jetzt für zwei Spielzeiten an den VfL Osnabrück verliehen. Sein Ziel? „Im besten Fall nach Bremen zurück“, sagt der 21-Jährige, der sich aktuell gerne von Werder abgeben lässt: „Für die erste Liga reicht es bei mir noch nicht. Ich hoffe aber, dass Werder weiter ein Auge auf mich hat.“
Das hat Werder. Sogar zwei. Und die gehören zu Clemens Fritz. Er ist so etwas wie der Leihspieler-Beauftragte bei Werder Bremen. Er sucht die geeigneten Clubs für die Spieler, knüpft und hält die Kontakte zu den jeweiligen Trainern, holt Feedback ein und betreut die Verliehenen. Er wird gut zu tun haben bei elf plus x Klienten. Fritz soll „den Spieler spüren lassen, dass wir ihn nicht abgeschoben haben, um ihn loszuwerden, sondern um ihn besser zu machen“, erklärt Baumann.
Unvorbildlich
Leiharbeiter werden beispielsweise auch gern in der Auto- und Schiffbauindustrie eingesetzt.