Claudio Pizarro, Altmeister von Werder Bremen, ist müde, auch wenn es ihm beim besten Willen nicht anzusehen ist. Die Haare liegen perfekt, das charismatische Lächeln ebenso. Dass dieser Mann am Vormittag knapp zwei Stunden auf dem Trainingsplatz geschwitzt hat – es wird durch sein sportliches Outfit angedeutet, mehr aber auch nicht.
Also sagt es Pizarro, vorsichtshalber, das mit dem Müdesein: „Ich fühle mich gut, aber die Beine sind etwas schwer und ich bin müde. Das ist ganz normal in der Vorbereitung.“
Kein Hintertürchen mehr
Ist es. Ganz normal, nichts Neues – und irgendwie doch. Denn die Saisonvorbereitung 2019/2020 wird die letzte sein, die Claudio Pizarro mitmacht. Ein Jahr noch Werder Bremen, ein Jahr noch Bundesliga, ein Jahr noch Fußball. Dann soll wirklich Schluss sein. Endgültig.
„Das wird meine letzte Saison, ganz sicher. Ich fühle mich gut, aber es ist genug“, sagte Pizarro am Freitag in einer Medienrunde.
Eine Hintertür, wie sonst bei diesem Thema, ließ er sich nicht mehr offen. Sie ist geschlossen, was für Pizarro mittlerweile in Ordnung ist. Schließlich war er oft genug durchgeschlüpft.
34 Gelegenheit, die nicht wiederkommen
Nun habe er mit allen wichtigen Leuten über das Ende seiner Laufbahn gesprochen und die Entscheidung getroffen.
Klar, es ist wahrlich keine Sensation, wenn sich ein bald 41-Jähriger dazu entschließt, in absehbarer Zeit Schluss zu machen mit dem Leistungssport. Dadurch, dass Pizarro es nun aber angekündigt hat, ändert sich nochmal der Blick auf seine Person. Auf den Torjäger, das Schlitzohr, den Altmeister. Ein Jahr noch in seiner natürlichen Umgebung zu erleben. Dann in dieser Form nie wieder. Schluss. Aus. 34 Gelegenheiten noch. Sie kommen nicht wieder.
Ein großes Ziel im Kopf
Pizarro hat schon mehrfach angedeutet, dass ihm der Abschied vom Fußball schwerfallen wird. Deswegen wird er den Gedanken ans letzte Spiel weit von sich schieben. Ihn weglächeln, die Dinge auf sich zukommen lassen.
Er hat ja vorher auch noch genug zu tun. „Wir haben Europa als Ziel im Kopf“, sagte er. Und da das ein großes Ziel ist, bleibt für Abschiedsgedanken gerade wirklich keine Zeit.
„Ein Spieler, zu dem alle aufschauen“
Werder-Trainer Florian Kohfeldt ist weiter überzeugt von den Fähigkeiten des 40-Jährigen. „Neben dem Platz ist er ein Spieler, zu dem alle aufschauen und seine Erfahrung aufsaugen. Und wenn er auf das Feld kommt, kann er mit seiner herausragenden Qualität und seiner Ausstrahlung dem Spiel noch einmal einen entscheidenden Impuls verleihen. Auf diese Eigenschaften möchten wir nicht verzichten.“ Und zumindest eine Saison lang noch, brauchen auch die Fans im Weserstadion nicht auf ihren Liebling zu verzichten – bis endgültig Schluss ist.