Jessika Barrie wartet seit über einem halben Jahr darauf, dass ihre dreieinhalbjährige Tochter die Zusage für einen Kita-Platz bekommt – vergeblich. Trotz des Rechtsanspruches, der in Bremen auf eine Betreuung ab dem dritten Lebensjahr besteht, ging ihre Familie bisher leer aus und ihre Tochter muss aushilfsmäßig von der eigenen Oma betreut werden.
So wie der Familie aus Walle geht es in Bremen noch vielen anderen: Laut Bildungsressort fehlen in der Hansestadt zu Beginn des Kitajahres 2019/2020 insgesamt noch rund 900 Betreuungsplätze.
Keine Alternativen
Für Familien wie die Barries – beide Elternteile arbeiten in Vollzeit – sind die derzeitigen Zustände eine Katastrophe. Sie hatten drei Wunsch-Kitas angegeben und zusätzlich noch auf eigene Faust nach weiteren Betreuungsmöglichkeiten, auch außerhalb ihres Stadtteils, gesucht.
„Egal ob private Anbieter, Kindergärten oder Tagesmütter – alles war belegt, wir hatten keine Chance“, sagt Jessika Barrie. Im April kam die Absage der Wunsch-Kita, seitdem ist die Bildungsbehörde auf der Suche nach Alternativen.
Auch von der Kita-Hotline, die eigens für solche Zwecke eingerichtet worden ist, gebe es kaum Rückmeldungen. „Wir bekommen keine Zeichen, wie es weitergehen könnte“, sagt sie.
Ressort schafft weitere Plätze
Dass für betroffene Familien trotz des bereits begonnenen Kita-Jahres noch Hoffnung besteht, beteuert Vivien Barlen, Referentin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD).
„Während des gesamten Kita-Jahres kommt es zu Veränderungen in der Belegung von Plätzen, zum Beispiel durch Ab- und Ummeldungen sowie Eröffnungen zusätzlicher Angebote“, sagt sie. Ihren Angaben zufolge sind zurzeit 850 weitere Plätze im Bau. 25 Kita-Neubauten seien bereits seit 2016 realisiert worden.
Grundsätzliches politisches Problem
Eine pauschale Erklärung für die Verhältnisse hat Barlen nicht, erklärt aber: „Die Nachfrage nach Kita-Plätzen ist gestiegen, was die Schaffung weiterer Plätze erforderlich macht. Die Situation ist außerdem durch den Fachkräftemangel angespannt“.
Familie Barrie sieht nun keine andere Möglichkeit mehr, als rechtlichen Beistand zu aktivieren. „Wir haben einen Anwalt eingeschaltet. Irgendwie müssen wir ja Druck ausüben, dauerhaft kann es ja so nicht weitergehen“, sagt Mutter Jessika. Sie weiß auch von vielen ähnlichen Fällen aus dem Bekanntenkreis. „Es muss sich etwas tun, das ist ein grundsätzliches politisches Problem“, sagt sie.
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