Die große Überraschung blieb zwar aus. Dennoch darf sich der SV Atlas über einen couragierten Auftritt beim Pokal-Knüller im mit 41.500 Zuschauern ausverkauften Wohninvest Weserstadion freuen. Werder siegte mit 6:1 (4:1).
Zumindest beim Aufwärmen hatte Atlas die Bühne zehn Minuten für sich alleine. Während die Delmenhorster Punkt 20 Uhr ins Stadion einliefen, ließ Werder sich länger Zeit und tauchte erst elf Minuten später auf. Dennoch präsentierten sich die Profis von der ersten Minute an hellwach.
Auch Atlas zeigte sich von der ungewohnt großen Kulisse unbeeindruckt. Die Delmenhorster bauten vor dem Strafraum eine Fünferkette und davor eine Viererkette auf. Einzig Marco Priessner lauerte auf lange Bälle.
Doch die kamen erstmal nicht. Werder spielte geduldig um das Atlas-Bollwerk herum und lauerte auf die Chance, den Ball in die Tiefe zu spielen. Nach zehn Minuten war es dann passiert: Moisander hebelte mit einem Diagonalpass die Abseitsfalle aus. Selassie leitete in die Mitte weiter und dort brauchte Yuya Osako nur noch den Fuß hinzuhalten. 1:0 für den Favoriten. Damit nicht genug: Nach 19 Minuten legte Niklas Moisander im Anschluss an eine Ecke nach – 2:0.
Erster Atlas-Angriff von Erfolg gekrönt
Doch nach einer halben Stunde kam er, der große Atlas-Moment. Überfallartig spielten sich Oliver Rauh und Marvin Osei mit einem doppelten Doppelpass auf der rechten Seite durch. Die für Priessner gedachte Flanke landete etwas glücklich bei Tom Schmidt, der beherzt von der Strafraumgrenze abzog und Jiri Pavlenka zum 1:2 überwand.
Werder ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Rashica (37.) und Davy Klaassen (40.) nach einem tollen Solo stellten die Verhältnisse beim 1:4 schnell wieder klar.
Pizarro kommt und trifft
Nach dem Seitenwechsel kontrollierte Werder die Partie. Urbainski bewahrte sein Team vor weiteren Gegentreffern, war dann aber gegen Pizarro (68., 74.) machtlos. Immerhin schaffte es Atlas im zweiten Durchgang, die Bremer für vier Minuten in der eigenen Hälfte einzuschnüren und drei Ecken in Serie zu erzwingen.
Schöne Geste: Nach dem Spiel gingen die Mannschaften gemeinsam auf eine Ehrenrunde. Die Atlas-Fans feierten ihr Team noch minutenlang vor der Westtribüne.
Atlas: Urbainski – Rauh, Plendiskis, Stütz, Lingerski, Harings – Schmidt, Köster, Karli (73. Hein), Osei (81. Radke)- Priessner (77. Plichta)
Werder: Pavlenka – Gebre Selassie, Groß, Moisander, Friedl (46. Möhwald) – M. Eggestein, Sahin, Klaassen – Sargent (62. Füllkrug), Osako (65. Pizarro), Rashica
Bremer against social fascism
Das Nachspiel: Ein Ultra trat einem Polizisten gegen den Kopf.
Innensenator Mäurer ist empört. Nicht über sich selbst. Er schickte seine Polizisten offensichtlich ohne Helm zu einem Begleitauftrag von stadtbekannten Ultras aus der Linkenszene. Die Brutalität dieser Klientel bekam nicht nur der Polizist sondern auch der Abgeordnete Magnitz zu spüren. Mäurer äußerte sich im vergangenen Jahr auch antisemitisch im Parlament, ohne Konsequenzen tragen zu wollen und zurück zu treten oder Kritik aus den Reihen der oppositionellen CDU, FDP, AFD, BIW oder Linken oder den damals ebenfalls mitregierenden Grünen hierfür zu erhalten. Ein im erzwungenen Exil lebende Schwerbehinderte aus Bremen, den keiner unterstützen wollte ist empört.
Kultureller Verfall nicht zu bremsen
Zum Jahrhundertspiel gab es lediglich Industriebier und nicht einmal ein Glas Jahrhundertwein.