Pro: Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen
Der Bundesrat und die Koalitionsfraktionen haben sich für eine Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Gewerken ausgesprochen.
Diese Entscheidung ist richtig, denn als die rot-grüne Bundesregierung 2004 in 53 Gewerken die Meisterpflicht aufhob, folgte ein Gründungsboom durch ungelernte Kräfte. Qualität, der Verbraucherschutz und die Ausbildungszahlen in diesen Gewerken brachen ein und die neuen Betriebe hatten überwiegend eine geringe Verweildauer am Markt. Die vorgesehenen positiven Effekte hinsichtlich Beschäftigung, Wachstum und Innovation blieben aus.
Ein Nachweis, dass eine Abschaffung der Meisterpflicht nützlich sei, fehlt bis heute.
Darum ist es sehr zu begrüßen, dass die Wiedereinführung des Meisters nach fünf Jahren überprüft werden soll.
Bei dieser Prüfung soll ausdrücklich die Frage im Mittelpunkt stehen, ob auch in anderen Gewerken der Meister
wieder eingeführt werden sollte.
Contra: Jonas Kuckuk, Berufsverband unabhängiger Handwerkerinnen und Handwerker
Nein zum Meisterzwang, weil Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit und EU-Konformität bestehen! Aufgrund unbestimmter Abgrenzungsproblematiken drohen betroffenen Unternehmen langjährige juristische Auseinandersetzungen. Berufszugangsschranken sind der falsche Weg. Dem Fachkräftemangel begegnet man nicht mit der Reduzierung der Zahl ausbildungsberechtigter Betriebe. Das Handwerk muss seine Attraktivität deutlich steigern. Künstliche Marktverengung, ein altbackenes Menschenbild, Ausbildungspläne aus den 70er Jahren und anderes stehen dem entgegen.
Dem Klimawandel muss mit einer Marktöffnung begegnet werden, damit energetische Sanierung und Heizungsmodernisierung überhaupt leistbar sind. In offenen Märkten entscheiden Verbraucher frei, wen sie mit einer Leistung beauftragen.
Ein guter Handwerksbetrieb zeichnet sich durch Qualität, Zuverlässigkeit und einen fairen Preis aus – und das geht auch ohne Meisterzwang!
Zur Rubrik Pro & Contra
Die Handwerkskammern versuchen wieder, allen Nichtmitgliedern den Markteintritt unmöglich zu machen. Die Geknechteten sollen sich nicht zu leicht aus dem Angestelltenverhältnis befreien können. Die meisterfreien Betriebe haben keine Lobby und werden von der Politik nicht gehört.
Ich als selbstständige Tischlergesellin halte es für eine absolute Frechheit, dass man mir verbieten will, mein Handwerk selbstbestimmt auszuüben. Gute Handwerker*innen zeichnen sich dadurch aus, dass sie tatsächlich einschätzen können, womit sie sich auskennen und auch nur derartige Aufträge annehmen. Ob Meister*in hin oder her, egal, wie das entsprechende Wissen erworben wurde. Ich habe meine Ausbildung in einem reinen Möbelbaubetrieb absolviert und habe mich kurz darauf selbstständig gemacht. Ich nehme nur Möbelaufträge an. Wenn ein Tischlermeister, der zeit seines Berufslebens immer nur Fenster und Türen eingebaut hat, plötzlich auf die Idee kommt, eine ganze Firma mit Büromöbeln auszustatten, ist er dafür definitiv deutlich schlechter qualifiziert als ich.
Übrigens: EU-Ausländer*innen dürfen in Deutschland ohne Meisterbrief selbstständig arbeiten. Die Benachteiligung der EU-Inländer*innen ist eklatant.
Unnötige Berufe, wie Schornsteinfeger, und Kosten hierfür abschaffen.
Heizungen prüfen und warten kann der Klempner. Dabei reicht es, einen Blick in den Schornstein zu werfen oder werfen zu lassen. Sollte damit etwas sein, kann die regelmäßige Schornsteinpflege, wie beispielsweise die Reinigung, auch selbst vorgenommen werden und für Reparaturen, der Schornsteinbauer eingesetzt werden.