„Willkommen in Xanthi“, begrüßt uns Odysseus Bogiatzis von der örtlichen Verwaltung.
Seinen Namen merkt sich die kleine Reisegruppe leicht, heißt er doch wie der Held von Troja, der mit einer List nach zehn Jahren Krieg den Griechen den ersehnten Sieg brachte.
Odysseus wird aber auch mit einer zehn Jahre andauernden Irrfahrt in Verbindung gebracht. Nicht diesmal. Ganz im Gegenteil: Unsere Stadtentdeckung fängt süß an.
Köstliche Verführungen mit langer Tradition
Wir sind mit ihm vor der Schokoladenfabrik der Patisserie Papaparaskevas verabredet. Das nordostgriechische Xanthi ist im ganzen Land für seine Süßigkeiten berühmt, allen voran für die Kariokes, halbkreisförmige mit Alufolie ummantelte Süchtigmacher.
Die Zutaten – nach einer Kostprobe selbst erschmeckt und ohne Gewähr, weil das Rezept streng gehütet wird: Ein mit dunkler Schoko-Kuvertüre überzogener Biskuitteig, der mit Walnüssen und Nougat gefüllt ist.
Ortswechsel: Raus aus der Stadt, rauf Richtung Berge. Eine weitere Delikatesse steht auf unserem Plan. Diesmal müssen wir aber nicht kosten, sondern brauchen uns nur auf die Nase unseres vierbeinigen Begleiters Archon zu verlassen.
In einem Wald mit Blick auf den Fluss Nestos treffen wir Panagiotis Panagiotidis. Er ist Griechenlands bekanntester Trüffelexperte, hat sein Handwerk in Italien gelernt. Zusammen mit ihm und seinem Labrador machen wir uns auf die Suche nach dem kostbaren Pilz.
Die Ausbeute fällt mager aus, dafür sind wir wohl die ersten Deutschen, die in diesem Teil von Hellas auf Trüffelsuche gegangen sind.
„Weiße Rosen aus Athen“-Komponist in Xanthi geboren
Der Nordosten Griechenlands ist für viele Deutsche noch touristisches Niemandsland. Dabei bietet Thrakien, die Provinz zwischen den beiden Flüssen Nestos und Evros, viel Sehenswertes, angefangen bei unberührten Landschaften und Stränden bis zu pittoresken Städten wie Xanthi, einst eine bedeutende Tabakstadt.
Wer durch die Kopfsteinpflastergassen der Palia Poli (Altstadt) von Xanthi schlendert, merkt schnell, dass die Händler mit dem Tabak nicht nur viel Geld machten, sondern dieses auch gerne zur Schau stellten: Ein schickes Herrenhaus reiht sich an das nächste, allesamt liebevoll restauriert.
„Das ist das Haus von Manos Hadjidakis“, zeigt Odysseus auf ein Gebäude aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Der Name Hadjidakis wird vielen Deutschen wohl nichts sagen, seine Musik kennen aber die meisten: Evergreens wie „Ein Schiff wird kommen“ und „Weiße Rosen aus Athen“ stammen aus seiner Feder.
Die viel besungene Königin der Blumen wächst auch üppig in den kleinen Gärten, die zwischen den aufgepeppten Häusern für das i-Tüpfelchen sorgen. „Ab Ende August geht hier jedes Jahr für eine Woche die Post ab“, erzählt uns Odysseus vom alljährlich stattfindenden Altstadtfest. „Zum Event kommen auch viele Besucher aus den Nachbarstädten“, verrät er und ergänzt: „Noch mehr Gäste aus ganz Griechenland lockt nur unser Karneval.“
Beliebter Rastplatz
Auf viel Besuch ist man auch im östlichsten Zipfel Griechenlands eingestellt, allerdings ist dieser in der Regel gefiedert und kann fliegen. Der Fluss Evros bildet die natürliche Grenze zur Türkei, sein riesiges Delta ist eines der wichtigsten Ökosysteme Europas und Rastplatz oder Überwinterungsort für viele Vögel.
„Bislang sind 324 verschiedene Vogelarten katalogisiert worden, es kommen aber immer wieder neue dazu,“ erzählt uns unsere Guide Eleni Pistola, die uns mit dem Geländewagen durch das Schutzgebiet führt. Mit bloßem Auge entdecken wir in der Ferne Pelikane, Schwäne, Gänse und eine kleine Schildkröte, die am Wegesrand ein Sonnenbad zu nehmen scheint.
„Im Fluss und in seinen Nebenarmen leben 46 Fischarten. Weitere Bewohner des Ökosystems sind 28 Amphibien- und Reptilienarten sowie 40 verschiedene Säugetiere“, ergänzt Pistola und parkt neben einer kleinen schneeweißen Kapelle mit herrlichem Blick auf die Naturlandschaft.
Noch mehr Tiere kann man im fast angrenzenden Dadia-Wald sehen. Dort lebt auch der seltene Schwarzstorch. Auf den Weg nach Soufli legen wir einen Stopp in dem Naturschutzgebiet ein, der ein wichtiger Lebensraum für Raubvögel ist.
Seidenstoffe aus der Seidenhauptstadt
Edle Stoffe geben in Soufli den Ton an: Die Seidenhauptstadt Griechenlands hatte ihre Blütezeit vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Während die Frauen für die Produktion der Seide verantwortlich waren, kümmerten sich die Männer um den Verkauf.
Einen guten Einblick über sämtliche Abläufe bekommt man im kleinen Museum „The Art of Silk“ von Giorgos Tsiakiris im Zentrum von Soufli. Dort erfahren Besucher alles über die nimmersatten Seidenraupen, deren Lieblingsspeise Maulbeerbaumblätter sind, die Verarbeitung des Kokons sowie das Weben der Seide.
Eine halbe Autostunde später sind wir wieder am Meer, in Alexandroupolis: Beliebtester Treffpunkt in der Hafenstadt ist die Promenade mit Leuchtturm und unzähligen Bars und Tavernen. Wir kehren im Porto Elia Fish & Meat Restaurant ein und lassen bei Ouzo und lokalen Vorspeisen unsere Reise durch das Land zwischen den beiden Flüssen Nestos und Evros Revue passieren.
Fakten:
Flug: Ab Deutschland zum Beispiel mit Aegean Airlines über Athen nach Kavala und Alexandroupolis.
Hotel: Alexander Beach Hotel.Das moderne und komfortable Resort befindet sich am Strand von Alexandroupolis.
Gastro-Tipp: „Palaia Polis“ in der Altstadt von Xanthi. Die traditionelle Küche des Restaurants ist gerade bei Einheimischen sehr beliebt.
Infos: discovergreece.com
discovergreece.com/de/mainland/thrace/xanthi
discovergreece.com/de/mainland/thrace/alexandroupolis
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