Es war im fünften Saisonspiel die dritte Niederlage. Die personell arg gebeulten Hausherren lieferten zwar einen leidenschaftlichen Auftritt ab, fanden gegen ihren Gegner aber kaum einmal den Weg zum Tor – daran änderte auch ein Platzverweis gegen Leipzigs Konrad Laimer (64.) nichts. Die Tore für RB erzielten Willi Orban (13.), Marcel Sabitzer (35.) und Marcelo Saracchi (83.).
Kohfeldt hatte seine Anfangsformation im Vergleich zum 3:2-Erfolg bei Union Berlin auf drei Positionen verändert. Nuri Sahin (Gelb-Rot-Sperre), Yuya Osako (Muskelverletzung) und Niclas Füllkrug (Kreuzbandriss) waren nicht mit dabei. Dafür spielten Maximilian Eggestein, Josh Sargent und der 19-Jährige Benjamin Goller, für den es das Startelf-Debüt in der Bundesliga war. Auch taktisch hatte sich Werders Trainer eine Menge einfallen lassen. Gegen die starke Leipziger Offensive verteidigten die Bremer mit einer Fünferkette, in der Leonardo Bittencourt (links) und Michael Lang (rechts) als Außenverteidiger agierten. Bei eigenem Ballbesitz rückte das Duo eine Linie vor, sodass aus dem Bremer 5-3-2- ein 3-5-2-System wurde.
Orban entwischt Gebre Selassie
Während der ersten Minuten schien dieser Plan aufzugehen. Die akut ersatzgeschwächten Bremer traten mutig auf, suchten den Weg nach vorne und machten einen gut sortierten Eindruck. Umso bitterer, dass Leipzig trotzdem früh in Führung ging – nach einer Standardsituation. Einen Eckball von Christopher Nkunku köpfte Willi Orban ins lange Eck. Im Luftduell hatte sich der RB-Kapitän zuvor gegen Theodor Gebre Selassie durchgesetzt (13.).
Die Gäste übernahmen nach dem Tor mehr und mehr das Kommando, kamen aus dem Spiel heraus aber kaum zu Chancen, weil sich Werder nach Kräften wehrte. Insgesamt ging es in den Zweikämpfen ordentlich zur Sache. Konrad Laimer traf Bittencourt mit offener Sohle am Knie (22.), und nur Sekunden danach setzte Davy Klaassen gegen Nordi Mukiele den Ellenbogen ein. Schiedsrichter Tobias Stieler ließ die Gelbe Karte jeweils stecken.
Leipziger rettet Klaassen-Schuss auf der Linie
In der 35. Minute entschied der Unparteiische nach Foul von Lang an Marcel Sabitzer auf Freistoß für RB – und Sabitzer erledigte die Sache knapp 20 Meter vor dem Tor selbst. Sein Versuch aus halblinker Position schlug unhaltbar für Werder-Keeper Jiri Pavlenka zum Leipziger 2:0 im Winkel ein. Zwei Tore in Rückstand, gegen ein ohnehin favorisiertes Spitzenteam – gut sah es für Werder nun nicht mehr aus, doch das Team von Kohfeldt kämpfte weiter – und wäre dafür beinahe schnell belohnt worden. Nach Flanke von Lang kam Klaassen im Strafraum zum Abschluss. RB-Torhüter Peter Gulacsi war bereits geschlagen, doch Innenverteidiger Dayot Upamecano konnte auf der Linie klären.
Kampfgeist ohne Durchschlagskraft
Im zweiten Durchgang boten sich Leipzig dann auch aus dem Spiel heraus ordentliche Chancen: Nkunku (48.), Matheus Cunha (49.), Sabitzer (55.) und Werner (59.) ließen sie aber ungenutzt. Werder präsentierte sich zwar weiterhin leidenschaftlich, fand in der kompakten RB-Defensive jedoch keine Lücke. Kohfeldt brachte deshalb in der 63. Minute Altmeister Claudio Pizarro ins Spiel, für den es der 237. Bundesliga-Einsatz für Werder war. Damit hat der Peruaner Andreas Herzog (236) als ausländischen Profi mit den meisten Einsätzen für Werder abgelöst. Nun sorgt Pizarros Einwechslung im Weserstadion traditionell für gute Stimmung und neuen Optimismus. Im Spiel gegen Leipzig kam kurz darauf sogar noch ein Hoffnungsschimmer dazu: Laimer sah die Gelb-Rote Karte, nachdem ihm der Ball auf den Arm gefallen war (64.) – eine zu harte Entscheidung von Schiedsrichter Stieler. Aber Werder hatte nun eine knappe halbe Stunde in Überzahl vor sich.
Joker stechen nicht
Das Problem war nur: Auch mit einem Mann mehr auf dem Platz konnten die Bremer ihre Gäste nicht in ernsthafte Bedrängnis bringen. Dabei ist Kohfeldt nicht vorzuwerfen, dass er nicht alles versucht hat. In U23-Spieler Luc Ihorst zauberte der Coach sogar einen Joker aus dem Hut, der vielen Werder-Fans zuvor nicht unbedingt ein Begriff gewesen sein dürfte. Den Schlusspunkt setzte aber ein anderer: Leipzigs Marcelo Saracchi besorgte den 3:0-Endstand (83.). Einen Schuss von Amadou Haidara hatte Pavlenka zwar noch abgewehrt, den Abpraller schob der Uruguayer aber locker ein.
Gestern hat es in Bremen dreizehn geschlagen
Es wird leider nur einmal dreizehn für Werder nach diesem Wochenende geschlagen haben.Bremer im Exil sind aber trotzdem hoch erfreut. Leipzig hat die Bremer in ihre sportlichen Schranken verwiesen.
Leider hat Augsburg gestern nur unentschieden gespielt und somit verhindert, dass es in Bremen nach diesem Bundesligawochenende zwei Mal dreizehn geschlagen hat. Auf dem Rasen hat es das zwar gestern Abend in Bremen zur Freude von Butenbremern. In der Tabelle kann Bremen aber deshalb bedauerlicher Weise nicht schon am Montag Abend auf dem dreizehnten Tabellenplatz stehen. Schade.
Am Montag ist Werder Bremen, geht alles gut, spätestens auf dem elften Platz zu finden. Werder steht dann gleich mit der Stadt und mit seinen Amateuren. Die spielen auf einer Kleinstadionsportanlage, die am Kuhhirten an der Weser liegt, und dort auf dem so genannten Platz elf.
Bremen hat auch als Stadt schon gegen Leipzig verloren. Bis Leipzig Bremen von der Einwohnerzahl her 2017 überholte, war Bremen die zehntgrößte Stadt in Deutschland. Nun steht Bremen laut „Statista“ auf Platz elf.
Gestern Abend hat sich in der Bundesliga die Spreu vom Weizen getrennt. Leipzig ist Anführer der ersten Tabellenhälfte und hat Bremen, mit dem 3:0 in Unterzahl, in seine Schranken gewiesen. Die Fußballer aus Bremen führen nun für kurze Zeit die zweite Tabellenhälfte an.
Düsseldorf oder Hoffenheim spielen heute und morgen aber noch. Exil-Bremer frohlocken: „Eine von beiden Mannschaften muss gewinnen, damit Werder auch in der Bundesliga auf den elften Platz zurückfällt.“ Vielleicht gewinnen sogar beide, und Bremen steht dann auf dem zwölften Rang. Diese Zahl entspräche dann zumindest der Anzahl der Verletzten bei Werder Bremen, die nicht eingesetzt werden können.