Werder schickte seine Fans auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Zweimal schenkten die Bremer ihre Führung her, ehe Yuya Osako zum umjubelten 3:2 traf. Doch auch danach war das Zittern noch nicht vorbei. Die Tore für Werder erzielten Osako (6., 67.) und Sargent (21.). Für Augsburg traf Vargas (12., 46.) jeweils zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Neun Auswechselspieler darf man seit Saisonbeginn auf dem Spielbericht vermerken. Bei Werder waren es gegen Augsburg gerade einmal sechs. Neben Ersatztorwart Stefanos Kapino, Martin Harnik und Edeljoker Claudio Pizarro nahmen noch die dreLangi U23-Spieler Simon Straudi, Ilia Gruev und Chrsitian Groß Platz.
Außer den Langzeitverletzten und dem gesperrten Johannes Eggesetein fiel kurzfristig auch noch Kevin Möhwald mit Knieproblemen aus. Dafür war erstmals der erst am Freitag vorgestellte Leih-Spieler Michael Lang dabei und stand gleich in der Startformation auf der rechten Abwehrseite.
Augsburg unerwartet offensiv
Augsburg wollte naturgemäß vorhandene Abstimmungsschwierigkeiten in der neuformierten Bremer Hintermannschaft offenbar sofort aufdecken und begann überraschend offensiv. Werder sah sich dadurch zwar in die Defensive gedrängt, hatte aber Platz zum Kontern.
Das nutzte Niclas Füllkrug in der sechsten Minute zu einem mustergültigen Pass hinter die weit aufgerückte FC-Abwehr. Yuya Osako startete genau im richtigen Moment, lief alleine auf das Tor zu und versenkte zum 1:0.
Doch die Freude währte nicht lange. Stephan Lichtsteiner durfte nach zwölf Minuten unbedrängt in den Bremer Strafraum flanken. Dort fühlte sich niemand so recht für Ruben Vargas zuständig, der aus elf Metern zum 1:1 ins lange Eck köpfte.
Sahins Klassepässe
Die Bremer machten das klügste, was man in so einer Situation wohl machen kann. Sie zogen mit sichtlicher Spielfreude ihr Ding weiter durch. Das wurde belohnt. Nuri Sahin fand mit einem seiner zahlreichen Klassepässe Joshua Sargent. Der Stürmer lupften den Ball über den Augsburger Torwart und schob zum 2:1 ein (21.).
Danach dürfte im Video-Keller in Köln Hochbetrieb geherrscht haben. Drei Fragen waren zu beantworten: War der Ball vor dem Pass auf Sahin im Aus gewesen? Stand Sargent im Abseits? Hatte er sich den Ball an die Hand gespielt? Die Antwort hieß dreimal „Nein“ und damit waren alle Zweifel an der Gültigkeit des Treffers beseitigt.
Werder besaß gute Möglichkeiten, den Vorsprung auszubauen, ging jedoch etwas zu leichtfertig mit den Chancen um. Das war erstmal ärgerlich, weil absehbar war, dass Augsburg den Bremern im zweiten Durchgang nicht mehr so viel Raum geben würde nachdem Stephan Lichtsteiner in der 34. Minute die gelb-rote Karte gesehen hatte.
Dämpfer nach der Pause
Es wurde noch ein ganzes Stück ärgerlicher als die Bremer sich nach wenigen Sekunden der zweiten Hälfte einen Ballverlust leisteten. Niederlechner lief auf und davon, legte quer auf Vargas und der schöne Vorsprung war wieder dahin.
Werder brauchte eine ganze Weile, um gegen die nun tief gestaffelten und auf Konter lauernden Gäste eine neue Idee zu entwickeln. Marco Friedl hatte eine und flankte in den Rücken der Augsburger Abwehr. Osako war in die Tiefe gestartet, nahm die Vorlage volley und zimmerte den Ball zum 3:2 in die Maschen (67.).
Werder suchte danach die Entscheidung, blieb aber bei Gegenangriffen anfällig. Der eingewechselte Finnbogasson köpfte über das Bremer Tor (75.). Sein Kollege Niederlechner traf den Pfosten (85.). Die Bremer wankten. Sie fielen aber nicht.
Bestnoten bei den Bremern verdienten sich neben dem zweifachen Torschützen Osako auch Nuri Sahin als Balleroberer und Passgeber sowie die laufstarken Maximilian Eggestein und mit Abstrichen Davy Klaassen im Mittelfeld. Michael Lang spielte ein ordentliches Debüt ohne große Schnitzer und mit ein paar guten Ansätzen nach vorne.
Werder: Pavlenka – Lang, Gebre Selassie, Moisander, Friedl – M. Eggestein, Sahin, Klaassen – Osako (90+1. Groß) – Füllkrug (88. Harnik), Sargent (82. Pizarro)