Es klingt dumpf, ein wenig hohl, aber sehr deutlich. Kaum hebe ich den Kopf, höre ich fast nichts mehr, obwohl Ulrike Graf weiter mit einem Zweig gegen den Baumstamm am Naturlehrpfad klopft. Es sind die Leitungen innerhalb eines Baumes, jene, die Wasser und andere Nährstoffe aus dem Boden in die obersten Äste leiten.
„Sie leiten auch Klänge“, erklärt Ulrike Graf. So kann zum Beispiel ein Specht oben im Baum hören, wenn ein Marder den Baum hinauf klettert.
Pfad wurde vor 20 Jahren angelegt
Das Baumtelefon ist Station zwei auf dem Naturlehr- und Naturerlebnispfad im Stadtwald. Ulrike Graf ist in Bürgerpark und Stadtwald zuständig für Umweltbildung. Der Pfad ist für jeden zugänglich auf drei Kilometern im Stadtwald angelegt; Schautafeln erklären den Besuchern, wie die einzelnen Stationen funktionieren.
In diesem Jahr ist der Pfad 20 Jahre alt geworden.
Gesundheit am Klang erkennen
Die Lauscher sind auch an Station drei, dem Waldxylophon, gefragt. Sechs verschiedene Hölzer hängen an einem Gestell, zwischen ihnen ein Stock, mit dem die Stadtwaldbesucher gegen die Hölzer schlagen.
Jedes klingt anders. Früher nutzten vor allem Instrumentenbauer die unterschiedlichen Klangeigenschaften der verschiedenen Holzarten. Richtig gute Baumkenner können am Klang auch erkennen, ob ein Baum gesund ist, sagt Ulrike Graf.
Den Wald tatsächlich fühlen
Eine weitere der insgesamt 15 Stationen ist der Fußfühlpfad. Um den erfühlen zu können, sollten Besucher jemanden an ihrer Seite haben, der sie führt. Denn am besten erlebe man diesen Pfad mit geschlossenen Augen, sagt Ulrike Graf.
Sie nimmt mich schon auf der Wiese, die vor dem Pfad liegt, an die Hand, damit ich nicht schon vorher sehe, worauf ich gleich laufen werde. Dann führt sie mich über ein Stück Parkweg und dann auf den Pfad.
Über vier Rechtecke erstreckt er sich, jedes mit einem anderen Material gefüllt. Der Unterschied zwischen den Rechtecken ist deutlich fühlbar. Einmal ist mir nicht sofort klar, worauf ich laufe. Nachdem ich den Pfad hinter mir gelassen und die Augen geöffnet habe, sehe ich Rindenmulch. Ich hatte auf Erde getippt. Gar nicht so weit weg, sagt Ulrike Graf. Der Rindenmulch soll Waldboden darstellen.
Spaß und Interesse wecken
Da der Pfad für jeden zugänglich im Stadtwald liegt, gibt es keine Statistiken darüber, wie viele Menschen ihn nutzen. Sie bekomme aber immer wieder Meldungen von einzelnen Besuchern, erzählt Ulrike Graf, und alle seien positiv.
Der Pfad war so ziemlich das erste Projekt, das sie für den Bürgerparkverein umgesetzt hat. Die Idee dazu habe 1996 oder 1997 die Landesjägerschaft gehabt und im Bürgerparkverein einen Partner gefunden, der sie umsetzte. Die Intention sei, bei Menschen jedes Alters Spaß und Interesse an der Natur zu wecken – und zwar so wie sie im Stadtwald gegeben ist.
„Die Stationen sind an den Stadtwald angepasst und nicht umgekehrt“, sagt Ulrike Graf.
Park und Wald als außerschulischer Lernort
Sie hat Biologie und Chemie studiert und am Ökumenischen Gymnasium unterrichtet, war anschließend wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität und bewarb sich beim Bürgerparkverein, als der ein Informations- und Schulungszentrum aufbaute und dafür eine Kraft für die Umweltbildung suchte.
Der Einrichtung des Naturlehrpfads und seine Pflege ist nur ein Aspekt ihrer Arbeit. Sie stellt Bürgerpark und Stadtwald auch als außerschulischen Lernort Referendaren und Studenten vor, erstellt Flyer und Broschüren und hat eine Rallye konzipiert.
von Liane Janz