Wer alt genug ist, soll Cannabis konsumieren dürfen – das fordert Der Paritätische Bremen. Die Legalisierung ist aber nur eine von vielen Änderungen, die der Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege nun in einem Positionspapier angemahnt hat. Wichtig ist den Akteuren vor allem, die Entkriminalisierung von harmlosen Drogen voranzutreiben und gleichzeitig mehr Hilfsangebote für Suchtkranke zu schaffen.
Bekämfpung von Cannabis verursacht mehr Schaden als Freigabe
„Wir haben deutlichen Reformbedarf in der Drogenpolitik“, erklärt Regine Geraedts aus dem Vorstand des Paritätischen. Ihrer Meinung nach seien im Umgang mit psychoaktiven Substanzen vor allem Abstufungen notwendig. „Für Cannabis gibt es eine verschwiegene Akzeptanz in der Gesellschaft, trotzdem wird es kriminalisiert. Deshalb fordern wir, dass es regulär und kontrolliert ausgegeben werden sollte“, sagt sie.
Zudem werde Cannabis nicht mehr als gefährliche Droge eingestuft, während die Bekämpfung viel Schaden anrichte und viele Ressourcen koste, erläutert Geraedts weiter.
Einstiegsalter soll erhöht werden
Auch Hermann Schulte-Sasse, Vorsitzender des Verbandsrates und ehemaliger Gesundheitssenator der Hansestadt, hält die Freigabe für wichtig. „Hierbei ist aber nicht der freie Drogenkonsum das Ziel. Vielmehr sollte das Einstiegsalter erhöht und für möglichst gesunde Verhältnisse während des Konsums gesorgt werden“, so Schmidt-Sasse.
Auch der private Anbau zum Eigengebrauch soll laut dem Positionspapier in Bremen zulässig werden. Die Gelder, die durch das Wegfallen der Strafverfolgung frei werden, sollen in der Jugendarbeit und Prävention eingesetzt werden. Außerdem fordert der Paritätische, dass es künftig nicht mehr möglich sein soll, den Führerschein aufgrund von Cannabisbesitz einzuziehen.
Drogenkonsumräume und neue Hilfen auf der Agenda
Weitere Anliegen der Wohlfahrtsverbände sind ein Drogenkonsumraum und eine Spezialambulanz für Diamorphin, also die Behandlung von Drogenabhängigen mit reinem Heroin. Bisher wird in Bremen nur der Ersatzstoff Methadon vergeben. Außerdem müsse es in Bremen die Möglichkeit zum Drug-Checking geben, damit Konsumenten wissen, ob die Drogen verunreinigt sind.
Vorstandsmitglied Wolfgang Luz betont, dass Bremen in diesen Punkten im Bundesvergleich eine Voreiterrolle einnehmen sollte. „Wir sind sehr erfreut über die bereits im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag formulierten Ziele, jetzt müssen diese aber auch umgesetzt werden“, sagt Luz. Dies sei bisher aber noch nicht der Fall gewesen. „Bereits in dem vorherigen Koalitionsvertrag war die Legalisierung von Cannabis ein Thema – umgesetzt wurde aber nichts“, gibt er zu bedenken.
Dringender Handlungsbedarf sei auch bei der Einrichtung eines Drogenkonsumraums geboten, für den sich Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) bereits ausgesprochen hat.
Pro & Contra: Kontrollierte Cannabis-Freigabe
Alkohol ist die zumeist konsumierte Droge, mit der die wenigsten umzugehen verstehen.
Das Verbot von Alkoholkonsum und Trunkenheit in der Öffentlichkeit ist hierbei nicht zu vergessen. Drogenkonsumräume hierfür, stehen bereits genug zur Verfügung. Zu viele Konsumenten dieser gesellschaftsschädlichen Droge bedürfen mehr als einer Therapie.