Zufall war es nicht, dass Bildungssenatorin Claudia Bogedan ausgerechnet mit Unternehmern ins Gymnasium an der Hamburger Straße kam. 72 Lehrer unterrichten dort rund 1.000 Schüler. Die neunten Klassen haben sich in der Aula versammelt. Es ist der „Tag der beruflichen Bildung“. An der Wand hängt eine Karte, die zeigt, wie es weitergehen kann nach dem Abitur: Lehre oder Studium, Uni oder Betrieb oder beides gekoppelt?
Viele Schüler können vermutlich noch nicht sagen, welchen Weg sie einschlagen wollen. Ein Mädchen möchte erst einmal nach Kanada gehen, ein Junge „was mit Technik“ machen. Was genau und welchen Beruf er anstrebt? Er weiß es nicht.
Genau das wollen Bogedan und die Unternehmer ändern. Sie planen eine einzigartige Aktion: „Unternehmer in die Schulen“.
Betriebe und Unternehmen stellen sich vor
Noch ist es nicht soweit. Die Schüler in der Aula müssen sich mit der Referentin des Landesinstituts für Schule begnügen. Bogedan und die Unternehmer ziehen schnell wieder ab.
In einem Klassenraum stellen sie ihr Projekt vor. Künftig sollen Unternehmer in die Klassen gehen und über ihren Betrieb sprechen, die Berufe dort und mögliche Karrieren.
„Es fehlt an Bewerbern“, sagt Janina Marahrens-Hashagen, Unternehmerin und Präses der Handelskammer. „In einer gemeinsamen Initiative wollen wir uns persönlich darum kümmern, Schüler für die duale Ausbildung zu begeistern.“
Die Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven registrierte bis September 6.092 freie Ausbildungsplätze, 13,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Davon waren Ende September, also nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres, noch 245 unbesetzt.
Unter Schülern herrscht Unsicherheit
„Es gibt heute mehr Berufe, mehr Studiengänge als früher. Deshalb macht sich Unsicherheit breit unter den Schülern“, sagt Thomas Kurzke, Unternehmer und Präses der Handwerkskammer.
Senatorin Bogedan sieht die neue Initiative als „Intensivierung“ der beruflichen Orientierung. Es gebe ja schon Aktionen. Das Landesinstitut für Schule soll das neue Projekt koordinieren und Unternehmer an die Schulen vermitteln.
„Auch in den Gymnasien“, mahnt Kurzke, „sollte das Bewusstsein für eine duale Ausbildung eine Rolle spielen. Dass Unternehmer und Senatorin die Initiative ausgerechnet in einem Gymnasium vorstellten, war kein Zufall.
Zum Thema:
Bremen ist ein bildungspolitischer Scheiterhaufen, solange es in der angewandten Wissenschaft nicht kleiner und feiner und in der Grundlagenforschung nicht fokussierter und der Studienstruktur nicht optimal durchgängig werden will.
Die Finanzierung der Berufsausbildung ist Unternehmersache. Lukrative und sinnvolle Politik für einen Hochschul- und Wissenschaftsstandort zu schaffen, wird in Bremen unter RGR scheitern. Mehr duale Studiengänge mit Bachelorabschluss, in weniger Studienrichtungen an der Hochschule Bremen und unter Einbindung von privaten Unternehmerkapital, ist der Weg aus dem Facharbeiternotstand. Bachelor-Fachrichtungen mit erster Graduierung, die in weiterführende Masterabschlüsse und später zu Doktorandenstudierenden führen, müssen generell ausschließlich an der Uni , der Durchgängigkeit und zu Gunsten verstärkter Finanzierung praktischer Grundlagenforschung wegen anzubieten, ist der Weg aus der Fachkräftemisere.