Frank Baumann setzt auf Florian Kohfeldt als Trainer und scheint seine eigene Zukunft mit dieser Personalie zu verknüpfen. Foto: Nordphoto Frank Baumann setzt auf Florian Kohfeldt als Trainer und scheint seine eigene Zukunft mit dieser Personalie zu verknüpfen. Foto: Nordphoto
Vertragsverlängerung

Fragen prallen an Frank Baumann ab

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Werders Sportchef Frank Baumann lässt seine Zukunft bei Werder Bremer weiterhin offen.

Erst verkündete Frank Baumann freudestrahlend die Vertragsverlängerung mit Kapitän Niklas Moisander, dann den neuen Kontrakt mit Clemens Fritz als Leiter der Scouting-Abteilung, nur über seine eigene Zukunft wollte der Sportchef des SV Werder Bremen bei der Mitgliederversammlung nicht reden.

Was hat der 43-Jährige wirklich vor? Verknüpft er womöglich sein eigenes Wirken mit der Personalie des Trainers? Jedenfalls machte Frank Baumann unmissverständlich deutlich, dass er den Weg mit Florian Kohfeldt weitergehen will. Der Grund: Es geht um Kontinuität.

Geld spielt eine große Rolle

Die Vergangenheit bei Werder Bremen hat nämlich gezeigt: Trainerwechsel bringen zwar kurzfristigen und manchmal auch sportlich überlebenswichtigen Erfolg, verhindern aber oft eine langfristige Entwicklung. Mit jedem neuen Trainer geht es fast wieder von vorne los, da nur selten ein Nachfolger gefunden wird, der sich komplett der Idee eines Clubs verschreibt.

Dabei spielt auch das Geld eine große Rolle. Die neuen Strukturen, die Baumann und Kohfeldt bei Werder geschaffen haben, waren nicht billig. Die Betreuung der Profis wurde zum Beispiel verbessert, der Kabinentrakt umgebaut.

Es gibt eine umfangreichere medizinische Versorgung. Kognitives Training mit moderner Technik gehört nun zum Alltag. Längst wird auf Hybridrasen trainiert. Ausgezahlt haben sich diese Veränderungen noch nicht – zumindest nicht, was die Tabelle betrifft. Immerhin wird immer noch wesentlich besserer Fußball gespielt als vor Kohfeldts Amtsantritt vor zwei Jahren.

Trainer und Sportchef arbeiten eng zusammen

Bis 2023 läuft der Kontrakt von Kohfeldt. Mit diesem neuen Arbeitspapier wollte sich Werder absichern, denn in der Branche genießt der 37-jährige Coach einen sehr guten Ruf. Die Topclubs haben sich längst mit ihm beschäftigt, vor allem Borussia Dortmund wurde immer mal wieder Interesse nachgesagt.

Doch Baumann will Kohfeldt auf keinen Fall ziehen lassen. Die Verbindung zwischen sportlichem Leiter und Trainer könnte kaum enger sein. Sie vertrauen sich. Das ist ein hohes Gut im Profi-Fußball und absolut nicht selbstverständlich. Meistens ist gute Zusammenarbeit die Basis für Erfolg. Die Tandems Allofs/Schaaf und Lemke/Rehhagel sind gute Bremer Beispiele.

Frank Baumanns Vertrag endet 2021

Im Sommer war das Thema mit Baumanns neuem Vertrag erstmals aufgeploppt, nachdem Kohfeldt seinen Kontrakt verlängert hatte. Der Coach selbst war davon ausgegangen, dass der Club gar nicht umhinkomme, auch mit Baumann zu verlängern. Dessen Vertrag endet 2021, so wie Kohfeldts alter Kontrakt.

Eine Anpassung schien nur folgerichtig. „Wir sind auf einem ordentlichen Weg, aber noch nicht am Ende. Deshalb ist es für mich reizvoll, diesen Weg die nächsten zwei, drei, vier Jahre mitzugehen“, sagte Baumann im Sommer-Trainingslager in Grassau. Er vertraue dabei dem Aufsichtsrat, den richtigen Fahrplan zu finden, schob er damals noch hinterher.

Gespräche zwischen Baumann und dem Kontrollgremium gab es bislang allerdings noch nicht. Nur ein loses Angebot von Marco Bode, dem Vorsitzenden des Kon­trollgremiums. Dabei geht es um eine einjährige Auszeit.

Mit 50 sollte für Frank Baumann Schluss sein

Baumann hatte nämlich etwas überraschend angekündigt, wegen der hohen Belastung als Sportchef spätestens mit 50 Jahren, also 2025, den Job aufgeben zu wollen. „Als Verein und Arbeitgeber muss man bemüht sein, dass die eigenen Führungskräfte optimale Leistungen bringen können, das tun wir bei den Spielern doch auch“, wiederholte Bode am Rande der Mitgliederversammlung seine Sichtweise.

Das würde dann gewiss ein Thema, „wenn wir uns zu irgendeinem Zeitpunkt über seinen Vertrag unterhalten werden“.

Was Baumann davon hält, bleibt offen. Er ließ Fragen dazu einfach abprallen. Aber die Vehemenz, wie sich Baumann für Kohfeldt einsetzt, legt den Verdacht nahe, dass er ohne ihn möglicherweise selbst nicht mehr will.

von Björn Knips und Carsten Sander


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