Doch nun soll ausgerechnet am Sonntag (13.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach endlich wieder ein Sieg für die Bremer her.
Florian Kohfeldt kann das. Ziemlich gut sogar, was in seinem Job zweifelsfrei ein Vorteil ist: Der Trainer des SV Werder Bremen ist in der Lage, auch in unschönen Momenten direkt wieder Chancen zu erkennen – gerade erst wieder geschehen, nach dem so bitteren 2:2 gegen den SC Freiburg.
„So eine Erfahrung bietet immer auch die Möglichkeit, den Finger in die Wunde zu legen. Und sie garantiert die erhöhte Bereitschaft aller Beteiligten, sich damit auch auseinanderzusetzen“, sagte Kohfeldt, der mit seinen Spielern vor dem schweren Auswärtsspiel bei Tabellenführer Borussia Mönchengladbach viel und vor allem grundlegend gesprochen hat.
„Werde nichts über den Haufen werfen“
„Dabei ging es um Fragen wie: Wie gehen wir mit solchen Momenten um? Wie wollen wir als Team fungieren?“, berichtete Kohfeldt, der – und das ist quasi die Antwort auf diese Fragen – von Werders bisherigem Kurs, von der bisherigen Idee des Fußballs keinen Zentimeter abrücken möchte. „Da werde ich jetzt garantiert nichts über den Haufen werfen“, sagte Kohfeldt am Freitag.
Es folgte noch so ein Satz, absolut und unmissverständlich: „Unser Grundansatz, tut mir leid, ist nicht verhandelbar.“
Fünf Mal hat Werder Bremen in der Bundesliga zuletzt unentschieden gespielt, was rund um das Weserstadion niemanden zufriedenstellt. Die Mannschaft tritt, was die Tabelle angeht, seit Wochen auf der Stelle. Es geht zwar punktemäßig voran, aber nur in kleinstmöglichen Schritten.
Nicht über die volle Distanz funktioniert
Das nervt. Auch Kohfeldt. Weniger die drei 2:2-Spiele in Dortmund, Frankfurt und Leverkusen. Umso mehr dafür das 1:1 gegen Hertha und jenes bittere 2:2 gegen Freiburg, beides im eigenen Stadion. „Wir hatten mehrheitlich in den letzten fünf Spielen das Gefühl, dass wir uns die Siege selber weggenommen haben“, sagte Kohfeldt. In der Tat hätte der Werder-Fußball zum Erfolg führen können, die Chancen waren da, die Spielweise hat jeweils funktioniert, nur eben nicht über die volle Distanz. Das jedoch, wird kommen, da ist sich Kohfeldt sicher, daran arbeitet er jeden Tag – und daran hat er seine Profis vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach nun noch einmal erinnert:
Gegen die Mannschaft der Stunde
„Ich habe diese Woche zur Mannschaft gesagt: Seid euch bewusst, dass es etwas Besonderes ist, wie wir Fußball spielen, wenn wir den Ball haben. Das ist kein Selbstverständnis, da steckt viel Arbeit drin. Das werden wir uns nicht kaputtreden lassen und es nicht infrage stellen.“ Schon gar nicht jetzt, wo es für Werder gegen die Mannschaft der Stunde geht. Heißt: Auch in Gladbach will Werder Bremen mutig auftreten, dem Gegner, so nennt es Kohfeldt, „Momente geben, die er in seinem Spiel nicht haben will“.
Ob ein erneutes 2:2 nicht auch in Gladbach ein gutes Ergebnis wäre, wurde der Trainer während der Pressekonferenz vor dem Spiel gefragt. Seine Antwort: „Ich gehe nie in ein Spiel mit dem Ziel, ein Unentschieden zu erreichen, sondern will immer gewinnen.
Aufnahmefähiger nach Freiburg-Spiel
Auch in Gladbach ist das das klare Ziel. Es wird sehr wichtig, dass wir Mut ausstrahlen.“ Gegen eine Mannschaft, bei der Selbstvertrauen „nicht gerade Mangelware ist“. Klar, Kohfeldt hat Gladbachs spätes 2:1 am Donnerstagabend gegen die AS Rom gesehen. Das Siegtor von Marcus Thuram, „die hohe Risikobereitschaft, extrem viel Dynamik und Tempo“.
Er hat aber auch gesehen, „welche Möglichkeiten es gegen sie gibt.“ Und seine Spieler – immer noch mit dem 2:2 gegen Freiburg im Hinterkopf – werden Kohfeldts Ausführungen zu Gladbach sehr aufmerksam zugehört haben. Denn, nochmal Kohfeldt: „Nach Erfolgserlebnissen ist eine Mannschaft deutlich weniger aufnahmefähig, als nach Momenten, in denen es auch mal weh tat. Und gegen Freiburg tat es weh.“
Weiter so Gladbach. Nach der ersten Halbzeit sieht es wenigstens nicht nach einem Unentschieden für die Bolzer von der Weser aus.