Werder Bremen hofft in der Krise nach acht sieglosen Spielen auf die Wende gegen den VfL Wolfsburg. Die Personalwechsel-Drohung von Trainer Florian Kohfeldt verpufft aber. Die Meteorologen sagen: Ab Sonntag ist Winter! 1. Dezember – dann geht es für die Wetter-Wissenschaftler los mit der kältesten Jahreszeit. Auch die Adventszeit startet an dem Tag. Was wiederum hilfreich sein könnte für den SV Werder Bremen.
Denn beides bedeutet, dass dieser vermaledeite Herbst endlich zu Ende geht – und mit ihm auch die schon traditionelle sportliche Herbstdepression bei den Bremern? Am Sonntag (18 Uhr) bietet sich die Chance, mit einem entsprechenden Ergebnis im Spiel beim VfL Wolfsburg die eigene Krise zu vertreiben. Also: Sieg her, Frust weg! Das alles wegen eines Winter-Weihnachtsfeelings?
Eigene Stärke demonstrieren
Wenn es nur so einfach wäre, lacht Kohfeldt, „dann stelle ich auch gerne noch einen Tannenbaum in die Kabine. Oder ich gehe mit der Mannschaft über den Weihnachtsmarkt.“ Weil: Wenn es nicht läuft, werden neue Reize ja gern genommen.
Kohfeldt selbst hatte nach der 1:2-Heimschlappe gegen Schalke versucht, einen solchen Reiz zu setzen. Er hatte den Konkurrenzkampf neu ausgerufen, wollte während der Trainingswoche ganz genau die Tugenden abfragen, die Werder Bremen braucht, um nach acht sieglosen Spielen endlich wieder in die Erfolgsspur zu finden, und die er in vier Schlagworten verdichtet: Mut, Aggressivität, Haltung, Glauben. Genauer: den Glauben an die eigene Stärke. Kohfeldt: „Das müssen wir am Sonntag sehen. Alles andere ist Geplänkel.“
Fast alles beim Alten
Kohfeldts aus der Enttäuschung über 60 ganz schwache Minuten gegen Schalke getroffene Ankündigung, das Personal für Wolfsburg frisch zu sortieren, war dagegen neu. Wenige Tage später ist aber klar, dass auch das zu keinen Umwälzungen führt. „Es wird keine sieben, acht Wechsel geben“, sagt Kohfeldt. Vermutlich nur einen, vielleicht zwei. Leonardo Bittencourt kehrt nach Erkältung zurück in die Startelf. Christian Groß oder Marco Friedl könnten Sebastian Langkam ablösen. Und sonst? Alles beim Alten.
Coach Kohfeldt denkt nämlich nicht wirklich daran, an seinen Stammspielern zu rütteln. Maximilian Eggestein, Davy Klaassen, Jiri Pavlenka – sie alle behalten ihre Einsatzgarantie. Begründung des Trainers: „Weil ich ihnen vertraue.“ Gleiches gilt – aktuell zwar unausgesprochen, aber dennoch sehr sicher – auch für Yuya Osako, Milot Rashica, Nuri Sahin, Ludwig Augustinsson, Theo Gebre Selassie. Fast für das komplette Team also.
„Spieler sind sauer und wütend“
Einzig in der Innenverteidigung, wo das Comeback von Niklas Moisander weiter auf sich warten lässt, gibt es Fragezeichen, aber aktuell kaum personellen Alternativen. Der Reiz, an den Positionen zu schrauben, verpufft also.
Klar ist: Kohfeldt hat wegen der diversen Ausfälle nicht den Kader, der besonders viele Möglichkeiten bietet, die Krise mit neuen Spielern zu bekämpfen. Es muss mit den gewohnten Kräften gehen – mit denen, die acht sieglose Spiele als Ballast in den Köpfen und den Beinen stecken haben.
„Aber sie alle wollen zeigen, dass sie es besser können“, verspricht Kohfeldt und gibt damit gleichzeitig seinen Eindruck vom mentalen Zustand seines Personals: „Die Spieler sind unzufrieden, sauer und wütend.“ Kurzum: „Sie reagieren der Situation angemessen.“ Auch im Training. „Aber“, so Kohfeldt, „ich habe keine Lust, über eine gute Trainingsleistung zu reden. Nur der Sonntag zählt.“