Es ist kurz vor 17 Uhr an diesem Mittwochnachmittag. Im Foyer des Bürgerzentrums Neue Vahr sind drei lange Tischreihen aufgebaut, an denen sich die ersten Menschen niederlassen. Kitty Engels begrüßt ein paar bekannte Gesichter, bevor sie sich zu einigen Damen an den Tisch setzt. Seit Ende September findet hier in der Vahr jeden Mittwoch ein Abendbrot für Menschen statt, denen die Decke auf den Kopf fällt und die sich nach Gesellschaft sehnen.
Engels gehört zu den Besucherinnen der ersten Stunde. Von dem neuen Angebot hat Engels über Flyer erfahren, die im Bürgerzentrum auslagen. Sofort sei ihre Neugier geweckt gewesen: „Ich wollte einfach mal schauen, wer so kommt“, sagt sie. Kitty Engels lebt seit 2002 in der Vahr und ist sehr bemüht, ihre Nachbarschaft zu mobilisieren. „Ich versuche auch hier Leute mitzuziehen, von denen ich weiß, dass sie alleine sind“, begründet sie ihre regelmäßige Teilnahme am Abendbrot.
Viele ältere Menschen sind alleine
Mehr als 30 Besucherinnen und Besucher aller Altersklassen und Nationalitäten haben sich an diesem Nachmittag im Bürgerzentrum Neue Vahr zusammengefunden. „Das Ziel unseres Angebots ist es, dass man mit seinen Nachbarn ins Gespräch kommt. Um manche muss man sich dabei aktiv kümmern, andere kommen gut alleine klar“, erläutert Geschäftsführer Martin Ploghöft.
Das gemeinsame Abendbrot im Bürgerzentrum soll einen Anlass bieten, die eigene Wohnung zu verlassen und Zeit in Gesellschaft zu verbringen. Essen biete da einen niedrigschwelligen Anreiz, sagt Ploghöft. „Das Thema Einsamkeit beschäftigt mich schon lange. Hier in der Vahr leben viele ältere Menschen, bei denen Einsamkeit sehr verbreitet ist.“
Vorbild für das wöchentlich stattfindende Abendbrot in der Vahr sind die „Restos van harte“ in den Niederlanden, ein Zusammenschluss von Restaurants, in denen einsame Menschen jeden Mittwoch für wenig Geld essen können. Die Teilnahme im Bürgerzentrum in der Vahr ist spendenbasiert, jeder soll das zahlen, was er kann. Das Angebot wird außerdem durch das Programm Wohnen in Nachbarschaften (WiN) gefördert.
„In geselliger Runde ist es doch viel schöner“
Nach einer guten halben Stunde, als alle Besucherinnen und Besucher sich an dem Büfett ihren Teller zusammengestellt haben, wird sich kreuz und quer über die langen Tische unterhalten. Rouven Schäfer ist heute zum ersten Mal dabei. Durch seine Mitgliedschaft in der örtlichen Kirche ist der Waller auch in der Vahr sehr aktiv. Ihm gefällt das neue Angebot im Bürgerzentrum: „Ich finde es eine schöne Gelegenheit, um zu reden und Menschen kennenzulernen.“
So geht es auch Mientje Fiese, die seit 60 Jahren im Stadtteil lebt und jeden Mittwoch den Weg ins Bürgerzentrum mit ihrem Rollator auf sich nimmt. „Man muss nur wollen“, sagt sie. „Warum soll ich alleine zu Hause sitzen? In geselliger Runde ist es doch viel schöner.“
Das Abendbrot findet jeden Mittwoch ab 17 Uhr im Foyer des Bürgerzentrums Neue Vahr statt. Es werden noch Helfer gesucht, die bei der Vorbereitung der Veranstaltung unterstützen.