Das Handwerk tut sich schwer mit der Digitalisierung. In einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks zeigten sich die meisten der befragten Betriebe aufgeschlossen gegenüber dem Thema.
Digitale Technik setzen bislang allerdings nur wenige in der Praxis ein. Für die Mitarbeiter des Heizungs- und Sanitärbetrieb Uwe Röhrs gehören Tablets seit einiger Zeit zu den unverzichtbaren Arbeitsmitteln im Alltag. Darüber können die Monteure alle wichtigen Informationen zu Aufträgen, Arbeitsanleitungen und Baupläne einsehen.
Für Geschäftsführer Steffen Röhrs, der den Betrieb vor vier Jahren von seinem Vater übernahm, ist die Digitalisierung nicht nur eine Frage der Arbeitserleichterung: „Das ist ein Magnet für neue Mitarbeiter – und die suchen wir schließlich alle.“
Alles wird digital bearbeitet
Als Steffen Röhrs 2015 in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte, wurde der Aspekt Digitalisierung immer wieder Thema im Betrieb. „Ich bin schließlich die nächsten 30 Jahre für das Unternehmen verantwortlich“, sagt Steffen Röhrs.
Der Geschäftsführer erstellte zunächst ein Konzept und schaffte neue Server an, auf denen die Daten gelagert werden können. „Wichtig war mir, dass die digitale Umstellung aus eigener Tasche finanzierbar sein muss“, sagt Röhrs. Alle Aufträge, Rechnungen und Angebote werden im Betrieb seitdem digital bearbeitet.
Alle Mitarbeiter können einbezogen werden
2017 stellte der Geschäftsführer das System aufgrund der steigenden Mitarbeiterzahl noch einmal komplett um. Röhrs: „Das war der größte Schritt der Digitalisierung.“ Seitdem verfügen alle Mitarbeiter über Tablets, mit denen sie Zugriff auf alle wichtigen Daten haben. „Das war ein Riesenaufwand, aber es hat sich gelohnt“, sagt Steffen Röhrs. „Wir sind dadurch deutlich flexibler.“ So können auch Mitarbeiter, die nicht auf den Baustellen sind, beratend zur Seite stehen. „Damit können vor Ort viele Sachen gelöst werden“, sagt der Unternehmer.
Auch sein Vater, mit dem er ein Jahr lang gemeinsam die Übernahme vorbereitete, habe die Umstellung intensiv unterstützt. „Mein Vater war ein Zugpferd bei der Digitalisierung“, berichtet Röhrs. „Das hatte ich nicht erwartet.“
Persönlichen Kontakt weiterhin halten
Generell seien die Mitarbeiter seiner Firma sehr aufgeschlossen gegenüber der Umstellung gewesen. Durch die Digitalisierung entfallen für die Monteure die häufigen Fahrten in den Betrieb. Allerdings müsse man aufpassen, dass der persönliche Kontakt unter den Mitarbeitern nicht verloren gehe, so Röhrs. Deswegen findet im Heizungs- und Sanitärbetrieb in der Neustadt jeden Freitag ein Mitarbeitermeeting mit Anwesenheitspflicht statt, das sich als feste Institution eingebürgert hat.
Vor allem bei den jüngeren Bewerbern kommt die Digitalisierungsstrategie gut an: „Unser Unternehmen wirkt jung und modern in der Außenwirkung“, sagt Steffen Röhrs. Alleine in diesem Jahr wurden zehn neue Mitarbeiter eingestellt. Für seine konsequente Digitalisierung der Prozesse wurde der Geschäftsführer von der Handwerkskammer mit dem Preis „Innovatives Handwerk 2019“ ausgezeichnet.
von Insa Lohmann