1999 veröffentlichte Jonathan Lethem seinen Roman „Motherless Brooklyn“. Die Neo-Noir-Story mauserte sich zum Bestseller und bescherte dem Autor einige Literaturpreise. Mit der Absicht, daraus seine zweite Regiearbeit zu machen – nach der Romantik-Komödie „Glauben ist alles!“ (2000) – erwarb der Schauspieler Edward Norton („Fight Club“) die Filmrechte. Mit dem Verfassen eines Drehbuchs tat er sich zunächst schwer, was die Finanzierung des Projektes lange Zeit behinderte. Zwanzig Jahre brauchte es, „Motherless Brooklyn“ ins Kino zu bekommen – mit einem Handlungsrahmen, vierzig Jahre in die Vergangenheit versetzt.
New York 1954: Beim Treffen mit seinen letzten Auftraggebern wird Privatdetektiv Frank Minna (Bruce Willis) von diesen umgebracht. Kollege Lionel Essrog (Edward Norton) kommt zu spät, um den Tod seines langjährigen Mentors zu verhindern. Es steht jedoch außer Frage, dass der am Tourette-Syndrom leidende Essrog weiter ermitteln muss. Abseits seines Zwangsverhaltens, das in seinem Fall zu unkontrollierbarem Zählen, unsinnigen Wortverdrehungen, dem exzessiven Berühren von Dingen und Menschen sowie zu wüsten Beschimpfungen führt, verfügt er nämlich über einen messerscharfen Verstand. Dieser führt Essrog zu einer Frau, die Minna zuletzt beschattet hat. Die schwarze Protestlerin Laura Rose (Gugu Mbatha-Raw) kämpft gegen das Vorgehen des Immobilienunternehmers Moses Randolph (Alec Baldwin) im Stadtteil Brooklyn, das deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinauszugehen scheint …
Nortons Krimidrama ist bei weitem kein zweites „Chinatown“. Auch kommt es nicht an jüngere Genre-Verwandte wie „L.A. Confidential“ heran. Dennoch erweist es sich dank dramaturgischen Fingerspitzengefühls und exquisiter Darsteller, seiner optischen Glätte zum Trotz, als überdurchschnittlich spannend.
Fazit: Spannend
USA 2019; R: Edward Norton; D: Edward Norton, Gugu Mbatha-Raw, Alec Baldwin; 145 Min; FSK: ab 12;
Kino: Schauburg
von Lothar Jentsch
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