In 122 Spielen hat Florian Kohfeldt mittlerweile als Chefcoach einer Profi-Mannschaft am Spielfeldrand gestanden. 46 davon hat er gewonnen, 39 verloren – mit einem klaren Tiefpunkt. Und der hat ausgerechnet mit dem nächsten Werder-Gegner SC Paderborn zu tun.
Am 14. Oktober 2017 kassierte Florian Kohfeldt mit der U23 des SV Werder Bremen eine 1:7-Packung bei den Ostwestfalen – bis heute seine höchste Niederlage als Trainer. Die Erinnerung holt ihn jetzt vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den SC Paderborn (Sonntag, 18 Uhr) natürlich ein.
SCP hat seine Spielweise beibehalten
„Das war ein blödes Spiel, in der Tat. Nicht so angenehm“, sagt Kohfeldt und ringt sich ein kleines Lächeln ab beim Gedanken an jene Zeit, als seine Karriere eine nicht alltägliche Entwicklung nahm. Das 1:7 war eingebettet in eine Serie von zehn sieglosen Spielen in Folge mit der U23. Und obwohl es in der Dritten Liga überhaupt nicht lief, saß Kohfeldt nur drei Wochen nach der Paderborn-Pleite auf der Bank der Bundesliga-Mannschaft.
Dass er zwei Jahre später zwei Ligen höher auf den gleichen Gegner trifft, ist ebenfalls besonders – zumal in Steffen Baumgart immer noch derselbe Trainer das Sagen hat beim Gegner. Während Kohfeldt den großen Sprung gemacht hat, ist Steffen Baumgart ihm mit zwei Aufstiegen in Folge im Galopp hinterher. „Die Mannschaft hat auch von der dritten bis in die erste Liga ihre Spielweise beibehalten, was ich bemerkenswert finde“, sagt Kohfeldt.
Gestandene Profis gegen überragendes Konterspiel
Also sollte er ganz genau wissen, was er diesmal nicht machen sollte gegen Baumgarts Paderborner. „Wir haben damals versucht, das Pressing zu überspielen“, meint Kohfeldt. Dies hat jedoch nicht geklappt, wie am Ergebnis zu erkennen ist. „Das Spiel war damals sehr lehrreich“, gibt der Werder-Coach zu, „aber es bedeutet für die Partie am Sonntag nichts.“
Schnelle Konter sind zwar immer noch die Hauptwaffe des SCP, aber Kohfeldt tritt nicht mehr mit einem unerfahrenen Nachwuchsteam, sondern mit gestandenen Profis an. Deshalb: Die Qualitäten erkennen, die Schwächen nutzen. Kohfeldt: „Paderborn hat extreme Stärken, das Konterspiel ist überragend. Aber es gibt auch Möglichkeiten, gegen sie Tore zu schießen.“
Sieg ist Pflicht gegen abgeschlagenes Schlusslicht
Siehe die aktuelle Tabelle: Während das 7:1-Paderborn damals Spitzenreiter in Liga drei war, ist der SC Paderborn aktuell mit 32 Gegentoren und nur fünf Punkten abgeschlagenes Bundesliga-Schlusslicht, weswegen ein Heimsieg für die Bremer Pflicht ist.
Aber: „Sie haben jedem Gegner bislang Probleme bereitet – auch den Spitzenteams“, so Kohfeldt. In Dortmund führte der Aufsteiger beispielsweise zur Pause sensationell mit 3:0, kassierte am Ende aber in der Nachspielzeit noch das 3:3. Am vergangenen Wochenende gegen Leipzig lag das Team bis 30 Minuten vor Spielende mit 0:3 (schon nach vier Minuten 0:2) hinten, kam auf 2:3 heran, „und das 3:3 war möglich“, meint der Werder-Coach und mahnt sein Team, dies nicht zu vergessen: „Paderborn gibt nie auf. Das muss in unseren Köpfen sein.“