Im Gegensatz zur weltbekannten Klimaaktivistin aus Schweden, die von Europa zum UN-Gipfel nach New York gesegelt war, benutzte der Schneider allerdings ein Motorboot, um seiner protokollarischen Pflicht bei der Eiswettprobe nachzukommen. Er ging bei Onkel Willi an Bord, dem Tochterboot des Seenotrettungskreuzers Nis Randers, der majestätisch vor dem Punkendeich patrouillierte.
Streng genommen hätte sich der Schneider sogar diese Passage sparen können, denn als er bei Onkel Willi an Bord kletterte, hatten ihm die Herren des Eiswettpräsidiums schon mittels Steinwurf die Arbeit abgenommen. „De Werser geiht“, stellte Eiswettpräsident Patrick Wendisch fest.
Eis for Future
Vorausgegangen war dem traditionellen Akt das übliche Possenspiel mit dem großmäuligen Schneider, dem Eiswettpräsidenten, dem Notarius Publicus, dem Medicus Publicus und den Heiligen Drei Königen. Dabei zog der Schneider nicht nur den Bremer Senat durch den Kakao.
Er verlangte auch „Eis for Future“ und sammelte in einem großen Sack CO2. Vor 500 Millionen Jahren sei der Co2-Gehalt in der Luft viel höher gewesen und habe es eine Eiszeit gegeben, rechnete er vor. „Wir brauchen mehr CO2, dann wird es etwas mit der Eiswette“, forderte er.
Notarius Publicus Thomas Röwekamp behauptete erst Bürgermeister Andreas Bovenschulte nicht zu kennen – wohl eine Anspielung auf die Nichteinladung von Senatsmitgliedern zum Eiswettessen. Anschließend bot er sich in einem einseitigen Telefonat der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer („AKK=Alles kann kommen – nur nicht der Merz“) für einen Job in Berlin an: „Kannst mich für alles einplanen.“ Als Bremer könne er ja ohnehin nichts so richtig, folglich sei er für alle Ämter geeignet.
Bremerhavener Klugheit
Ein Lob hatte der Schneider für die Bremerhavener parat: „Die sind mit Klugheit über sich hinaus gewachsen“, urteilte er. Grund: Die Übernahme der kommunalen Schulden durch das Land Bremen. „In Bremen waren wir schon immer gut darin, das Geld der Anderen auszugeben“, frotzelte der Notarius Publicus.
Der Schneider musste natürlich das letzte Wort haben und so hatte er auch noch einen Seitenhieb auf die Große Koalition in Berlin parat. Die habe immerhin Entschlussfreudigkeit demonstriert, als sie kurzerhand 46 Milionen Euro für den Nachbau der Seuten Deern bereitgestellt habe. „Eine schwimmende Kneipe für 46 Millionen Euro in nur sieben Jahren Bauzeit – Peanuts“, urteilte der Schneider. Dann machte er sich auf sanften Druck des Eiswettpräsidenten auf seinen Weg auf die andere Weserseite.