Ulf und Christian (Matthias Kleinert und Fabian Kulp, von links) müssen sich in unwirtlicher Umgebung vorsichtig bewegen. Behaglich wird es in „Mission Mars“ damit auf keinen Fall. Foto: Stephan Walzl
Theaterkritik

Salat auf dem Mars

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In Delmenhorst verfasstes Stück „Mission Mars“ feierte Uraufführung in Oldenburg. Eine Kritik.

Roter Sand, schartiges Gebirge im Hintergrund, keine Spur von Leben. Der Mars wird in der neuen Produktion des Staatstheaters Oldenburg als Alternative zur Erde, als „Planet B“ in Augenschein genommen. Am gestrigen Sonnabend gab es die Uraufführung von „Mission Mars“ in der Exerzierhalle.

Entstanden ist das Stück in Delmenhorst, der Autor Björn SC Deigner verbrachte als Stipendiat vergangenes Jahr drei Monate am Hanse Wissenschaftskolleg. Die Zeit und die Umgebung nutzte er, um sein bereits im Vorfeld recherchiertes Material in Textform zu bringen. Eben dieser Text ist es denn auch, der als eines der vielen Glanzstücke einer durchweg gelungenen Inszenierung im Gedächtnis bleibt.

Ted Talks, der rote Planet und Salatpflanzen

Empfangen werden die Zuschauer von einem Ted Talker (Tobias Schormann), der sich ohne große Mühen in die gute Gunst seines Publikums manövriert, obschon die Thematik seines Vortrages den Verstand stocken lassen sollte. Die Erde ist dem Untergang geweiht, doch keine Sorge. Der Mars sei durchaus zum Weiterbestehen des Menschen denkbar. „Wir werden der Anfang sein und das Ende auslöschen“, fasst der Ted Talker zusammen.

Der Rest des Stückes gibt drei Menschen (Franziska Werner, Fabian Kulp und Matthias Kleinert) in Raumanzügen eine durch Felsen, Sand und Videoleinwand durchaus gelungene Bühne zum agieren. Werden die Anzüge ausgezogen, geht es für das Trio in die Basis, die – wie es sich für den Menschen wohl geziemt – im Handlungsverlauf mehr und mehr verdreckt und zugemüllt wird. Die Videoeinspielungen, mit denen der Missionssupport (Tobias Schormann in einer weiteren Rolle) Aufträge verteilt und musikalische Geschenke verspricht, die jedoch nie eintreffen, erinnern bitterlich an die Heimat.

Denkwürdig bleiben diverse Szenen, so etwa der Verzehr einer erfolgreich in unwirtlicher Gegend gezogenen Salatpflanze oder der Aufbau einer Kondenswasseranlage, welche ihrem Titel alles andere als gerecht wird. Dann unterhalten sich Ulf und Christian im Raumanzug über Rostbratwurst und kommen zu dem Schluss: „Der Mensch ist so begrenzt.“ Bei alledem sollte man kein Feuerwerk komödiantischer Einlagen erwarten. Vielmehr zieht sich der Einfluss der passend benannten Marsmonde Phobos und Deimos (Furcht und Schrecken) durch das Stück.

Differenziertes Spiel trotz dicker Kostüme

Werner, Kulp und Kleinert verleihen dem vielschichtigen Text Deigners durch ihr differenziertes Spiel zusätzliche Tiefe und sorgen mit ihrer gekonnten Darstellung der Wünsche und Ängste ihrer Figuren dafür, dass die knapp 90 Minuten von „Mission Mars“ wie im Flug vergehen. Selbst wenn die Schauspieler in dicken Raumanzügen vorsichtig über Sand und Felsen tapsen und ihre Stimmen dabei über Lautsprecher wiedergegeben werden, ist das Spiel der Darsteller interessant genug für den Zuschauer. Dennoch bleibt es ein anspruchsvolles Stück für ein Publikum, das sich mit der Rolle des Menschen auf der Erde kritisch auseinandersetzen mag.

Deigner war zuletzt auf dem renommierten Heidelberger Stückemarkt für ein Drama über Reichsbürger nominiert, nach „Mission Mars“ fällt es leicht diese hohe Würdigung nachzuvollziehen. Nicht unerwähnt sollen auch Technik, Kostüme und Inszenierung des Stückes bleiben, die alle ihren Teil zu einem rundum gelungenen Abend beitragen.

■ „Mission Mars“ wird noch am 15. Januar, 16. Januar, 18. Januar, 28. März, 31. März, 2. April und am 3. April um jeweils 20 Uhr in der Exerzierhalle in Oldenburg gezeigt. Karten kosten 20 Euro und können über EVENTIM erworben werden. In einer Szene kommt Stroboskop-Licht zum Einsatz.

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