Mit der aktuellen Ausstellung „Adrian Mudder – Pictures from my Pocket“ gibt die Städtische Galerie Delmenhorst nicht nur einen Einblick in das zeichnerische und malerische Werk eines jungen Künstlers, der, wie es der Zufall manchmal will, gebürtig aus Delmenhorst stammt. Die hiesige Kunststätte im Haus Coburg stellt mit der ersten Einzelausstellung Adrian Mudders auch die Frage nach der Beliebigkeit und vielleicht sogar Belanglosigkeit in der digitalen Kunst.
Als Grundlage seiner Malereien und Zeichnungen nutzt der Künstler durchaus Leinwand und Papier, aber eben nicht nur. Hunderte seiner Zeichnungen sind als Sketches auf seinem Smartphone entstanden. Mit diesen digitalen Skizzen fängt Mudder Situationen und Stimmungen ein, die ihm unterwegs „unter die Finger“ kommen. Er beobachtet seine Umgebung, skizziert, dokumentiert, füllt sie mit malerischen Farben, hüllt sie in Licht und Schatten. Er zeichnet auf Reisen, bei Spaziergängen durch die Natur, bevorzugt vor allem den nächtlichen urbanen Raum. Zigarettenstummel, Motten im Licht, Regen an der Scheibe, Kneipenszenen wechseln sich mit niedlichen Stillleben, Flugzeugen, Blumenvasen, tanzenden Menschen und der Wurst auf dem heimischen Gartengrill ab.
Rauminstallation mit Tablets
Mudder zeichnet in üppiger Fülle. Allein in der Rauminstallation mit mehreren Tablets an der Wand, sieht der Betrachter abwechselnd mehrere Hundert Sketches über die Bildschirme „hüpfen“.
Auch im Wintergarten der Villa nutzt Mudder das Tageslicht, ähnlich wie bei den Sketches auf dem beleuchteten Smartphone, dem „Fenster zur Welt in der Hosentasche“, wie es Galerieleiterin Annett Reckert beschreibt. Große Folien mit ringel-bunten Riesenbonbons hüllen diesen Bereich in ein kindliches Süßigkeiten-El-Dorado.
Für Atmosphäre sorgt der Künstler auch im ersten Stock des Hauses. Dort hat er seine Malerei direkt auf die Wand gebracht – mit Farbkreide und einem Radiergummi als eine Art Stift oder Pinsel. Die dadurch entstandene großzügige Wandmalerei bildet eine Art Gegenpol zur digitalen Flüchtigkeit.
Apropos. Bei Mudders Smartphone-Sketches, die er mit einem speziellen Programm, seinem Finger oder einem dafür vorgesehenen Stift flüchtig und überwiegend malerisch reduziert auf die kleine elektronische Fläche bringt, stellt sich unwillkürlich die Frage nach dem Original – in der digital beliebig teilbaren, medial beschleunigten Welt, in der vieles rapide belanglos wird. „Und letztlich ist es auch die Frage danach, wie der Kunstmark damit umgehen will“, sagt Adrian Mudder.
Exkursion zum Atelier nach Leipzig
Zur Ausstellung „Adrian Mudder – Pictures from my Pocket“ soll ein mehrsprachiger Katalog erscheinen. Die Schau wurde zudem vom Freundeskreis Haus Coburg, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Oldenburgischen Landschaft sowie der OLB-Stiftung gefördert. Die Arbeiten Mudders sind bis zum 15. März in der Städtischen Galerie Delmenhorst zu sehen.
Der Freundeskreis Haus Coburg lädt für Sonnabend, 14. März zu einer Exkursion nach Leipzig ein. Dort können die Teilnehmenden das Atelier von Adrian Mudder und Benjamin Badock besuchen. Auf dem Programm stehen zudem interessante Studios und Galerien in der Leipziger Baumwollspinnerei. Anmeldungen nimmt Silvia Harjes, Telefon 0174 / 971 19 79 bis zum 1. März entgegen.