Etwa 1,5 Millionen Euro nimmt Werder Bremen pro Bundesliga-Heimspiel ein. 1,5 Millionen Euro, die die Fans zum Verein tragen und dafür vor allem dies erwarten: Tore, Tore, Tore. Von ihrem Lieblingsclub natürlich.
Doch was die Werder-Fans in den vergangenen sechs Bundesliga-Partien im Weserstadion geboten bekamen, war das genaue Gegenteil. Während neun Millionen Euro in die Werder-Kasse flossen, lieferte die Mannschaft sechs Heimniederlagen ab, schoss in fünf dieser sechs Partien kein eigenes Tor.
Macht unter dem Strich ein krasses Preis-Leistungsverhältnis.
Beispiellose Torflaute
Vor allem ist es aber eine beschämende Bilanz für die Mannschaft. Harmlos ist eigentlich schon kein Ausdruck mehr für das, was die Bremer in der Offensive bieten.
Leicht ließe sich die grün-weiße Torlosserie, die – die Auswärtsspiele eingeschlossen – bereits 784 Minuten andauert, auch mit anderen, kraftvolleren Adjektiven belegen.
Im Trainersprech kann eine beispiellose Torflaute wie die der Bremer dagegen fast schon wieder harmlos klingen.
„Was nicht gut ist, ist das Übergangsspiel ins letzte Drittel. Da sehe ich, wo ich ansetzen muss“, beschrieb Werder-Trainer Florian Kohfeldt nach dem 0:2 gegen Borussia Dortmund die Bremer Angriffsbemühungen.
Ein einziges Heimtor
Den Satz hätte Kohfeldt freilich auch über alle Spiele der Rückrunde sowie über alle Heimauftritte seit dem 2:2 gegen den SC Freiburg am zehnten Spieltag stülpen können. So lange ist Werder Bremen im eigenen Stadion schon ohne Punktgewinn.
Das einzige Heimtor in dieser Zeit erzielte Yuya Osako zum 1:2-Endstand gegen Schalke 04 an Spieltag zwölf. Seither geht nichts mehr, und aus der siebtbesten Offensive nach dem ersten Saisondrittel (19 Treffer) ist elf Spieltage später die zweitschlechteste (25 Tore) geworden.
Faden verloren
Werder Bremen hat völlig den offensiven Faden verloren, bedroht das gegnerische Tor erst gar nicht mehr. Gegen Dortmund zählten die Statistiker zwar acht Bremer Torschüsse, doch zum einen wurden diese in der Mehrzahl aus Verzweiflung von außerhalb des Strafraums abgefeuert und waren zum anderen alle total ungefährlich.
Fokus auf Offensivfußball
Was tun? Coach Kohfeldt will in den kommenden Wochen den Fokus darauf legen, „unseren Offensivfußball besser zu machen“. Aber eigentlich bleiben ihm dafür keine Wochen mehr, denn er selbst hat die kommenden Partien gegen Eintracht Frankfurt und Hertha BSC bereits zu Endspielen aufgepumpt.
In diesen Spielen muss Werder liefern, ansonsten ist für Kohfeldt der Endpunkt der Hoffnung erreicht.
Welche Ideen hat Kohfeldt?
Aber hat der einst für seinen cleveren Fußball gefeierte Trainer noch die Ideen, die Werder wieder gefährlich und erfolgreich machen? Kann er die Gegner, die sich längst bestens auf seine Art des Fußballs eingestellt und ihn quasi wirkungslos gemacht haben, noch überraschen?
Und kann er bei all dem die Vorgaben von Sportchef Frank Baumann umsetzen, der sagt: „Es geht jetzt nicht um Harakiri-Fußball oder um ein Offensivfeuerwerk. Zu erfolgreichem Fußball gehört es, die Balance zwischen Offensive und Defensive hinzubekommen.“
Lösungsansätze im Kopf
Selbstverständlich, beteuert Kohfeldt, habe er das Problem vor Augen und Lösungsansätze im Kopf. „Kein Mensch der Welt würde mir Geld überweisen, wenn ich jetzt sagen würde: ,Ich sehe keine Gründe, weshalb wir in nächster Zeit nicht punkten werden‘“, erklärt der 37-Jährige und macht aus Stürmern, die seit Wochen nicht liefern, die Hoffnungsträger: „Durch die Verpflichtung von Davie Selke sowie durch Yuya Osako und Josh Sargent haben wir Möglichkeiten, über andere Herangehensweisen nachzudenken.“
Was immer das heißen mag.
von Carsten Sander
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