Auch nach mehr als einem Monat ruft die Bonpflicht weiter Ärger bei allen Betroffenen hervor. Bäckereien sammeln die Belege, die kaum ein Kunde mitnimmt, in Körben, die regelmäßig ausgeleert werden müssen. Andere Händler protestieren, indem sie Säcke voller Bons ans Finanzamt schicken oder etwas kreativer – wie eine Kioskbetreiberin in Walle – indem sie ihre Fenster demonstrativ mit (Bon-)Müll bekleben.
Eine Lösung scheint nicht in Sicht. Einer der wenigen, der aber zumindest eine Idee hat, wie es besser funktionieren könnte, ist Amir Karimi. Er leitet das Bremer IT-Unternehmen A&G, das eine digitale Alternative zur Zettelwirtschaft entwickelt. „Die Papier-Bons haben eigentlich nur Nachteile. Sie kosten etwa drei Cent pro Bon und müssen entsorgt werden“, sagt Karimi.
Bon wird direkt an die App gesendet
Mithilfe der von A&G entwickelten App „Admin“ sollen Kunden, die an der Kasse bezahlen, den Bon künftig über die NFC-Schnittstelle auf ihr Smartphone laden können. Dies soll die Händler gleichzeitig nur einen Cent pro Transaktion kosten. Mit der App sollen dann alle Belege verwaltet und gespeichert werden können.
So umgeht der Kunde das Problem, auf viele verschiedene Apps oder Kartensysteme verschiedener Betriebe angewiesen zu sein, erklärt der Unternehmer, der seine Firma 2017 zusammen mit Gerd Köster gründete. Inzwischen arbeitet A&G zusammen mit dem Weltkonzern und Branchenführer Epson. „Ab Mai 2020 soll die App genutzt werden“, sagt Karimi. Es gebe schon zahlreiche Anfragen aus ganz Deutschland.
Handelsverband begrüßt digitale Alternativen
Beim Handelsverband Nordwest (HNW) stößt die Idee auf wohlwollendes Interesse. „Dadurch kann der Druck des Kassenbons eingespart werden“, sagt Hauptgeschäftsführer Jan König. Dies sei zu begrüßen, bedeute aber häufig auch, dass der Kunde ein Benutzerkonto braucht oder seine Kontodaten zur Verfügung stellen müsse, so König.
„Entscheidend für den Erfolg dürfte jedenfalls sein, dass die Alternativen zum Bon von den Unternehmen und den Kunden einfach, sicher und schnell benutzt werden können und idealerweise noch einen Mehrwert bieten“, findet er. Aus diesen Gründen werde auch das kontaktlose Zahlen immer besser angenommen.