Pro:
Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen
Grundsätzlich sprechen wir uns für die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen aus. Viele Verbraucher sind genervt von den Kleinstmünzen im Portemonnaie und sortieren diese schon zu Hause aus. Eine weitere positive Folge könnte langfristig das Wegfallen von den x,99-Euro-Preisen sein. Diese suggerieren, dass der Preis einer Ware unter einer bestimmten psychologischen Preisgrenze liege. Aber wir befürchten verdeckte Preiserhöhungen. Deshalb fordern wir, vor einer Abschaffung von 1- und 2-Cent-Münzen die Folgen für die Bürger zu untersuchen. Es muss genau abgewogen werden, wie sich die Abschaffung auf die Preisentwicklung auswirkt. Und es müssen genaue Spielregeln für einen Übergang festgelegt werden.
Und die Abschaffung der Münzen darf kein Einstieg zur Abschaffung des Bargelds sein: Zurzeit können Verbraucher zwischen der elektronischen Zahlweise und Bargeld wählen. Bargeld hat große Vorteile, auf die viele Verbraucher nicht verzichten wollen. Es gewährleiste Freiheit und Anonymität beim Einkauf.
Contra:
Arno Gottschalk, Finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion
Die Europäische Zentralbank (EZB) kann riesige Summen Geld schöpfen – aus dem Nichts. Vor diesem Hintergrund zu klagen, dass die Produktion von 1-Cent-Münzen mehr koste, als sie wert sei, ist absurd. Zudem: Welche Verbraucher haben wirklich Probleme mit den Mini-Münzen? Es liegt nahe, dass das eigentliche Interesse an der Abschaffung der Cent-Füchse woanders liegt: in dem Bestreben, das Bargeld nach und nach gänzlich abzuschaffen.
Manchen Verbrauchern, die bereits gerne mit Karte oder Smartphone-App bezahlen, wäre das gleich. Anderen nicht. Vor allem älteren Menschen ist der Gedanke, nur noch elektronisch zahlen zu können, ein Gräuel. Viele wollen nicht, dass sie beim Bezahlen überall elektronische Datenspuren hinterlassen, die von anonymen Datenkraken gesammelt und ausgewertet werden. Diese Interessen sollten geschützt werden. Der Wechsel zum bargeldlosen Zahlen muss eine freie Entscheidung bleiben, keine, bei der mit Salami-Taktik nachgeholfen wird.