Ingo Stelljes-Subarew und Petra Subarew auf dem Fell ihrer Trude. Foto: Piontkowski Ingo Stelljes-Subarew und Petra Subarew auf dem Fell ihrer Trude. Foto: Piontkowski
Bio-Landwirtschaft

Wundersame Vermehrung

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Zunächst sollte Ingo Stelljes-Subarew nur die drei Schafe seines Freundes hüten, zehn Jahre später sind es 40.

Ingo Stelljes-Subarew, der im Hauptberuf Installateur und Heizungsbaumeister ist, stieg nebenberuflich in die Schafzucht ein. Seine Frau Petra Subarew, eine gelernte Bankkauffrau, unterstützt ihn dabei nach Kräften, macht die Buchhaltung und treibt mit ihrem Mann auch mal die Schafe zusammen. Seit 2016 ist der Nebenerwerbsbetrieb anerkannte Biolandwirtschaft.

„Zuerst hatten wir die Schafe nur als natürliche Rasenmäher für unseren Obstgarten gesehen“, erinnert er sich. Doch schon bald kam der Wunsch nach einer eigenen Zucht auf. „Ob man drei oder 30 Schafe hat, ist von der Arbeitsbelastung eigentlich egal“, sagt der 45-Jährige, der mit der Landwirtschaft aufgewachsen ist.

In den Ferien und in der Freizeit half er schon als Junge seiner Oma, der die Molkerei Dehlwes in Lilienthal gehörte. Früh hatte er sich gewünscht, später als Landwirt zu arbeiten, zumindest im Nebenerwerb. Sein großes Grundstück an der Timmersloher Landstraße, das er von seiner Mutter bekommen hatte, gab es her. „Bis in die 1960er Jahre war hier ohnehin eine Hofstelle“, blickt er zurück.

Arthur stand Modell

Der Bio-Bauer tritt vor die Tür seines idyllisch unter großen Bäumen gelegenen Fachwerkhauses und zeigt auf ein dickes Schaf aus Eichenholz, das jeden Besucher freundlich begrüßt. „Das ist Arthur, oder vielmehr ein Abbild von ihm, denn Arthur hat für diese Figur Modell gestanden“, erläutert er.

Arthur, das war ein reinrassiger Herdwick-Bock, der erste Zuchtbock der Eheleute Stelljes-Subarew. Diese aus England stammende Rasse ist karge Böden gewohnt, ideal also für die Aufzucht in Timmersloh, dachte sich der Nebenerwerbslandwirt. Und Arthur hatte Bock. „Alles was wir ihm vorgesetzt haben, hat er beglückt“, schmunzelt Petra Subarew unter Hinweis auf die außerordentliche Paarungsfreude des Tieres.

„Er war ein ganz Lieber, war jeden Tag am Gatter, er war sehr zutraulich“, fügt ihr Mann hinzu. Besonders schön seien seine gedrehten Hörner gewesen. Das Geweih von Arthur ziert mittlerweile das Wohnzimmer des Timmersloher Ehepaares. Denn auch für Arthur war im Alter von zehn Jahren die Zeit gekommen, den Weg zum Schlachter anzutreten.

Bunte Mischung entstanden

Probleme, ihr geliebtes Tier zu verspeisen, hatten die Stelljes-Subarews nicht. „Arthur hat gut geschmeckt“, sagt Petra Subarew unverblümt. Was bleibe, sei die Erinnerung an die schöne Zeit mit ihm. Seit zwei Jahren sind die Stelljes-Subarews auf Coburger Fuchsschafe umgestiegen, da diese fleischiger sind und die Böcke keine Hörner haben. Damit sei die Verletzungsgefahr geringer, hebt Petra Subarew hervor.

„Durch die Kreuzungen der unterschiedlichen Rassen ist inzwischen eine bunte Mischung verschiedener Schafe entstanden, vom goldenen Vlies bis zum schwarz-weiß gescheckten Schaf“, erklärt sie.

Jeder zweite Jahrgang geht in die Schlachtung

Immer zum Ende des Jahres, wenn die Tage dunkler werden und die Böcke einen Hormonschub bekommen, werden die Mutterschafe gedeckt. Ansonsten sind Männlein und Weiblein streng getrennt.

Foto: Piontkowski

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Im Fachjargon heißt das saisonale Deckung. Im April, nach einer fünfmonatigen Tragezeit, kommen dann die kleinen Lämmer auf die Welt. Jeder zweite Jahrgang wird für die Schlachtung freigegeben, die anderen Schafe bleiben in der Zucht.

Dann bekommen sie auch einen Namen. Alle Tiere eines Jahrgangs haben denselben Anfangsbuchstaben. Mit A wie Arthur hat’s angefangen, inzwischen sind die Stelljes-Subarews beim Buchstaben H angelangt.

Stressfreie Schlachtung

Dem Timmersloher Ehepaar ist es wichtig, dass ihre Tiere stressfrei geschlachtet werden. Deshalb fährt Ingo Stelljes-Subarew immer nur fünf bis sechs Schafe auf einmal zum Schlachter. „Die sind dann ganz entspannt, legen sich während der Fahrt auf dem Hänger sogar hin“, hat er beobachtet.

Stressfreies Schlachten wirke sich auf die Fleischqualität aus. Dazu trage auch die Bio-Schlachterei in Weyhe bei. Das sei ein kleiner Betrieb, der sowohl schlachte als auch das Fleisch verarbeite. Hier werden die Tiere vor der Schlachtung nicht erst über Nacht mit fremden Schafen in einen Warteraum gepfercht, wo sie unnötig Stresshormone ausschütten würden.

Nein, es geht gleich los: Kopfschuss, Kehle durchschneiden, ausbluten. Wenn Ingo Stelljes-Subarew seine Tiere an einem Montag bringt, kann er zum Wochenende schon das portionierte Fleisch oder die Würste abholen.

Die Bio-Schlachterei in Weyhe ist einer der letzten kleinen Betriebe in dieser Region, die nach diesem Prinzip verfahren. Die meisten Fleischer schlachten nicht mehr selber. Grund dafür: hohe Auflagen, die die Eigenschlachtung unwirtschaftlich macht. „Wir wollen immer regional, aber die Verarbeiter in der Region gibt es nicht mehr“, bedauert Stelljes-Subarew.

Anerkannter Bio-Hof

Mit großen Schritten geht der Landwirt den Weg zu seinen Weiden hinunter, die gleich hinter dem Wohnhaus beginnen. 40 Hektar bewirtschaftet er mit Unterstützung seiner Familie, der Großteil davon ist Eigenland. Auf 25 Hektar baut er Getreide an, auf den anderen Flächen grasen die Schafe.

Alles Futter für die Tiere stammt aus Eigenproduktion. Seit 2016 ist sein Betrieb ein anerkannter Bio-Hof. Denn Stelljes-Subarew gibt seinen Schafen nur Futter, das er ohne Verwendung chemischer Pflanzenschutzmittel hergestellt hat.

Außerdem, und das ist eine weitere Voraussetzung für das Bio-Siegel, sind seine Schafe das ganze Jahr über an der frischen Luft. Von April bis November auf der Weide, im Winter, wenn kein Gras mehr wächst, sind sie in offenen Unterständen untergebracht. Dann gibt’s statt frischem Gras Heu, bei der Getreidereinigung zurückgebliebenes Bruchkorn und immer einen Mineralleckstein.

Das Lammfleisch aus Timmersloh gibt es in Borgfeld bei Schumachers Biohof und in der Borgfelder Milchmanufaktur zu kaufen, außerdem in der Lilienthaler Fleischerei Kai Lange.

Auch die Felle verwerten

Petra Subarew denkt derweil ganzheitlich. „Ursprünglich wurden die Schafe wegen der Wolle gezüchtet“, sagt die 47-Jährige und zeigt auf ein weißes Fell, das ursprünglich Schaf Trude aus der ersten Generation vor Kälte schützte. „Es wäre viel zu schade, die Felle einfach wegzuwerfen“, fährt sie fort.

Seit einiger Zeit geben die Bio-Landwirte ihre Tierhäute daher zum Gerben, selbstverständlich ökologisch, ohne Schadstoffe. „Dafür schicken wir die Felle extra nach Süddeutschland, sagt Petra Subarew. Nach sechs Monaten bekommen sie die gegerbten Felle zurück, die sie dann – je nach Größe – für 80 bis 120 Euro verkaufen.

von Gabi Piontkowski

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