Wer Homeoffice macht, spart sich lange Arbeitswege, ist flexibler, auch die Kinderbetreuung ist gesichert. Immer mehr Arbeitnehmer erklären ihre Wohnung tageweise zum Büro, um Mails, Telefonate und Projekte abzuarbeiten. Das wissen auch die Mitarbeiter des Bremer Luft- und Raumfahrtunternehmens OHB zu schätzen: Diese können sowohl kurzfristig von zu Hause aus arbeiten als auch langfristig zwischen Büro und Homeoffice wechseln.
„Die Kolleginnen und Kollegen nutzen diese Möglichkeit sehr gerne“, sagt Alissa Bartels, Expertin für Arbeitsrecht bei OHB. Viele könnten so ihre Arbeit besser mit ihren Freizeitaktivitäten und der Familie vereinbaren. „Auch Kollegen mit längeren Arbeitswegen begrüßen den Zugewinn von Lebensqualität an Homeoffice-Tagen“, berichtet Bartels.
Tage gut planen
Die Erfahrungen seien bislang positiv, allerdings müssten Homeoffice-Tage gut geplant sein: „Zum Beispiel was an dem jeweiligen Tag erledigt werden soll und wie die Erreichbarkeit ist“, erläutert Bartels. „Hier gibt es keine ‚harten Vorgaben‘, OHB legt diese Klärung in die Hände der jeweiligen Führungskraft und Mitarbeitenden.“
Das Angebot kommt gut an: Im vergangenen Monat haben rund 300 der insgesamt 1.500 OHB-Mitarbeiter mobil oder im Homeoffice gearbeitet.
Mitarbeiter sind entspannter
Und damit sind die Mitarbeiter von OHB in guter Gesellschaft: 19 Prozent der Bremer Arbeitnehmer arbeiten gelegentlich von zu Hause aus, wie aus einer Befragung der Arbeitnehmerkammer hervorgeht.
Tendenziell ist Homeoffice umso gefragter, je mehr Kinder im Haushalt leben. Aber es gibt auch andere Gründe, wie Maren Handwerk weiß: „Die Leute sind einfach entspannter, wenn sie sich beispielsweise nicht damit beschäftigen müssen, wie sie gleichzeitig auf den Klempner warten und im Büro sein können.“
Fairness und Absprachen gehen vor
Handwerk leitet gemeinsam mit ihrem Mann in Bremen die Firma Ce-Con, ein Unternehmen für Maschinensicherheit und CE-Kennzeichnung. Dabei setzen die Geschäftsführer beim Thema Homeoffice vor allem auf Eigenverantwortung bei ihren Mitarbeitern: Wie oft die Option genutzt werde, entscheide jeder selbst.
„Aber es muss immer auch mit dem Team abgestimmt werden und die Fairness gewährleistet sein“, betont Maren Handwerk. „Es wäre zum Beispiel nicht okay, wenn jemand immer freitags im Homeoffice ist oder das Büro gar nicht mehr besetzt ist.“ Bislang funktioniere das sehr gut, sagt die Geschäftsführerin.
Austausch untereinander fehlt
Doch längst nicht alle Bremer Unternehmen sind von dem Konzept Homeoffice überzeugt: „Grundsätzlich glauben wir stark daran, dass ein reger Austausch nur dann entstehen kann, wenn man sich begegnet – nicht nur in Meetings, sondern auch ungeplant auf den Fluren und in der Küche der Firma“, findet Sohrab Mohammad, Geschäftsführer des ehemaligen Start-ups Reishunger.
Die Nachfrage nach der Nutzung von Homeoffice seitens seiner Mitarbeiter sei gering. „Viel eher bekommen wir immer wieder gespiegelt, dass Homeoffice als unproduktiv wahrgenommen wird“, so der Gründer. Wer allerdings mal auf den Elektriker warten oder auf die Kinder aufpassen müsse, dürfe aber selbstverständlich später kommen oder auch von zu Hause aus arbeiten.
von Insa Lohmann