Es wird immer schlimmer beim SV Werder Bremen: Das Team von Trainer Florian Kohfeldt kassierte nach einem enttäuschenden Auftritt im Kellerduell beim FC Augsburg eine verdiente 1:2 (1:0)-Niederlage. Dabei hatten die Gäste bis zur 67. Minute durch ein Eigentor von Jedvaj (23.) mit 1:0 geführt. Doch dann drehten Florian Niederlechner (67.) und Ruben Vargas (82.) mit ihren Treffern die Partie.
Die Grün-Weißen bleiben zwar Tabellen-16. aber in dieser in dieser Verfassung – vor allem mit dieser totalen Harmlosigkeit in der Offensive – wird Werder den Abstieg kaum verhindern können. Der Stimmungsaufschwung nach dem überraschenden Transfer von Davie Selke am Vortag ist schon wieder dahin. Werder ist am Boden – und da dürfte auch am Dienstag im DFB-Pokal gegen Dortmund (20.45 Uhr, Weserstadion) überhaupt nichts drin sein.
Woltemade toppt Schaaf
Alle hatten auf Davie Selke geschaut, doch ganz nebenbei zauberte Werder-Trainer Florian Kohfeldt Nick Woltemade aus dem Hut: Der gebürtige Bremer feierte in Augsburg seine Premiere und löste mit seinen 17 Jahren, elf Monaten und 18 Tagen Thomas Schaaf als jüngsten Werder-Profi in der Bundesliga-Geschichte ab, ein Tag gibt dabei den Ausschlag.
Woltemade spielte nicht im Sturmzentrum, diesen Platz bekam Selke. Der Youngster agierte hinter Selke auf der rechten Seite. Den linken Part übernahm Milot Rashica. Kohfeldt setzte auf ein Vierer-Mittelfeld mit Maximilian Eggestein, Nuri Sahin, Davy Klaassen und Leonardo Bittencourt. Dahinter verteidigte die Dreierkette Ömer Toprak, Kevin Vogt und Niklas Moisander.
Werder erneut mit Eigentor-Glück
Beide Teams wollten zwar nach vorne spielen, aber auch nicht zu viel riskieren. Deswegen dauerte es bis zur 19. Minute, als Augsburgs Ruben Vargas mit seinem Schuss aus 22 Metern Keeper Jiri Pavlenka zu einer Glanzparade zwang (19.). Werder tat sich schwer, vor das Tor zu kommen, wenngleich Selke schon für eine andere Präsenz im Angriff sorgte. Und das sollte sich dann in der 23. Minute auszahlen. Einen perfekten Chip-Ball von Sahin hinter die Abwehr nahm Selke mit der Brust mit und scheiterte nur knapp am herausgestürmten Keeper Andreas Luthe, der den verletzten Tomas Koubek vertrat. Den Abpraller wollte Augsburgs Jeffrey Gouweleeuw aus der Gefahrenzone schlagen, traf dabei aber Mitspieler Tin Jedvay, von dessen Bein der Ball ins Tor kullerte (23.). 1:0 für Werder – und wie schon am ersten Rückrunden-Spieltag in Düsseldorf war es ein Eigentor gewesen. Kurios: Vergangene Woche gegen Hoffenheim (0:3) hatte ein Klaassen-Eigentor die Bremer auf die Verliererstraße gebracht.
Bis zur Pause steht die Defensive sicher
Apropos Klaassen: Der Niederländer hatte vor dem Treffer Gouweleeuw zur letztlich missglückten Rettungstat genötigt. Ansonsten ging beim Mittelfeldspieler wieder sehr viel schief. Klaassen kämpfte zwar vorbildlich, verlor aber viele Bälle.
Das blieb jedoch folgenlos, weil die Defensive insgesamt sehr sicher stand. Am Anfang hatten die Bremer dabei etwas Glück mit falschen Abseitsentscheidungen, da war die Dreierkette eigentlich schon über die Außen ausgehebelt worden. Darauf stellten sich Vogt und Co. immer besser ein, bis zur Pause gestatteten sie den Gastgebern keine echte Chance mehr.
So ging es auch nach der Pause weiter, wenngleich Augsburg nun wesentlich mehr Druck machte. Werder Bremen wurde zu passiv. Doch die Gastgeber konnten daraus kein Kapital schlagen, weil sie zu überhastet abschlossen.
Toprak fälscht Schuss zum 1:1 ab
Kohfeldt reagierte, nahm in der 58. Minute Woltemade runter. Der 17-Jährige hatte ein ordentliches Debüt abgeliefert – ohne große Szenen, aber auch ohne große Fehler. Für ihn kam Fin Bartels. Der Angreifer war vor allem erst mal defensiv gefordert, denn Augsburg drückte. Vargas jagte prompt die Kugel zum vermeintlichen 1:1 in die Maschen, doch Schiedsrichter Marco Fritz gab den Treffer wegen einer klaren Abseitsstellung des Torschützen nicht (61.).
Lange konnte das für Werder allerdings nicht mehr gutgehen – und ging es auch nicht: Toprak ließ nach einem langen Ball Florian Niederlechner erst laufen, holte ihn zwar ein, fälschte dann aber dessen Schuss aus spitzem Winkel so unglücklich ab, dass Pavlenka keine Chance mehr hatte – 1:1 (67.). Der Ausgleich war mehr als verdient.
Bei Werder Bremen ging nach vorne überhaupt nichts. Von einem vernünftigen Spielaufbau waren die Bremer meilenweit entfernt. In der Abwehrschlacht handelte sich Bittencourt eine Gelbe Karte ein.
Kurz darauf vergab der eingewechselte Alfred Finnbogason die hundertprozentige Chance zum 2:1, als er fünf Meter vor dem Tor über den Ball trat (75.).
Aufbäumen ist zu schwach
Immerhin zündete nun Rashica mal den Turbo, wurde aber kurz vor der Strafraumgrenze gefoult. Den fälligen Freistoß schoss er dann in die Mauer – das passte zum extrem harmlosen Offensivspiel der Bremer.
Kohfeldt griff erneut ein, holte Sahin vom Platz, für ihn kam Christian Groß. Dazu wurde von Dreier- auf Viererkette umgestellt. Kurios dabei: Die komplette Abwehr bestand nun aus Innenverteidigern (Toprak, Vogt, Moisander, Groß). Aber diese Rechnung ging nicht auf. Augsburg hebelte die Kette mühelos aus, der flinke Vargas markierte das verdiente 2:1 (82.). Vogt und Toprak machten dabei eine unglückliche Figur, aber auch die Offensive hatte es mal wieder nicht geschafft, einen langen Ball festzumachen. Das lag auch an Neuzugang Selke, der zwar kaum vernünftige Bälle bekam, aber auch bei hohen langen Bällen kaum noch ein Duell gewann.
Das Team bäumte sich zwar nach dem Rückstand etwas auf, war aber viel zu schwach, um sich noch eine Torchance zu erarbeiten. Das passt zu der bisherigen Rückrunde. Die beiden Bremer Treffer resultierten aus Eigentoren. Es sieht düster aus für Werder.