Delme Report: Herr Ludwig, wie geht es der GSG?
Stefan Ludwig: Wir bewirtschaften 2.330 Wohnungen, davon knapp 600 im Sozialen Wohnungsbau. Wir haben 20 Mitarbeitende, davon 16 in der Verwaltung. Wir sind gut aufgestellt.
Und wie geht es den Wohnungen?
Wir haben kürzlich ein Sanierungsprogramm für die Haustechnik begonnen. Wir investieren 25 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren und werden damit die Rohrleitungen und Bäder erneuern.
Woher nehmen Sie so viel Geld?
Das erwirtschaften wir. Jedes Jahr 2,5 Millionen Euro zahlen wir aus der laufenden Rechnung.
Bekommen Sie eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt?
Nein, die bekommen wir nicht. Wir sind durch die Stadt angehalten, günstige Mieten zu verlangen. Wären wir ein privates Unternehmen, dann müssten wir höhere Mieten verlangen. Förderungen für den Wohnungsbau setzen einen 25-prozentigen Eigenanteil voraus. Der müsste dann von der Stadt kommen. Ob durch überschriebene Flächen oder eine Bürgschaft ist zweitrangig.
Bauen Sie denn auch neu?
Wir würden gerne mehr bauen, aber es gibt in Delmenhorst ja fast keine freien Flächen für Geschosswohnungsbau. In Langenwisch wünscht sich die Stadt Geschosswohnungsbau, schreibt aber zwingend Tiefgaragen vor. Ein Quadratmeter Tiefgarage ist ungefähr so teuer wie ein Quadratmeter Wohnung, das können und wollen wir nicht leisten.
Aber an der Lerchenstraße im Stadtnorden und in der Königsberger Straße in Düsternort haben Sie doch kürzlich Neubauten eröffnet?
Ja, die sind aber alle auf unseren eigenen Flächen entstanden. Wir bauen mittlerweile nur noch barrierearm. Also mit Aufzügen und breiten Türen, so dass man sich auch mit einem Rollator durch die Wohnung bewegen kann. Wir bauen seniorengerecht.
Und haben Sie noch weitere Projekte?
Wir haben vor fünf Jahren ein Haus an der Düsternortstraße bei einem Brand verloren, das mussten wir abreißen. Auf dem Grundstück ziehen wir jetzt einen Neubau hoch.
Wie steht es denn um die Fläche auf dem alten Wollepark?
Die Politik ist schon seit langem dabei, die Fläche neu zu entwickeln. Wir stehen auch Gewehr bei Fuß und könnten morgen beginnen – vorausgesetzt wir bekommen von der Stadt ein Baufeld und Geld. Aber Politik und Verwaltung scheinen noch nicht so weit zu sein
Hat denn Delmenhorst überhaupt ein Mietenproblem?
Naja, hier muss ja niemand unter einer Brücke schlafen. Aber schauen Sie doch nach München und Hamburg, da wird seit Jahren von katastrophalen Zuständen berichtet. München war schon teuer, als ich noch studierte. Und Hamburg wird jetzt halt teuer, Städte sind verschieden attraktiv und setzen sich dann auch selbst unter Druck. In Delmenhorst ist das alles noch sehr entspannt. In der Regel bekommt man bei uns nach einer gewissen Zeit auch eine Wohnung. Wir haben zwar nur einen Leerstand von 1,4 Prozent, aber wir vermieten, über ein laufendes Jahr verteilt, etwa 250 Wohnungen neu.
Ist Sozialer Wohnungsbau die Lösung?
Die Gemeinnützigkeit im Wohnungsbau wurde 1990 abgeschafft. Aber trotzdem wird ja immer noch Sozialer Wohnungsbau betrieben. Durch Quoten oder durch kommunale Wohnungsgesellschaften, wie die GSG. Aber wie der ehemalige Bremer Bausenator und Präsident des Verbands der Wohnungswirtschaft, Bernd Meier, mal sagte, wurde zwischen 1990 und 2015 nahezu kein sozialer Wohnungsbau errichtet. Das ist aber ein Verschulden der Politik, die Fördermittel stehen zwar seit Jahren bereit, aber die Förderbedingungen sind für die Wohnungswirtschaft nicht praktikabel. Deshalb wird das Geld vielfach nicht abgerufen, obwohl es vorhanden ist. Da die Preisentwicklung der Grundstücke bislang nicht berücksichtig wird, reicht die Förderung in Städten mit sehr hohen Bodenpreisen oft nicht aus. Wir würden gerne mehr bauen.
Zur Person
Stefan Ludwig ist seit 2005 Geschäftsführer der stadteigenen GSG-Wohnungsbaugesellschaft. Der studierte Jurist ist im Ruhrgebiet aufgewachsen und kam über Passau und Münster nach Delmenhorst.