Als einziges und insgesamt viertes Bremer Museum hat das Krankenhaus-Museum in diesem Jahr das Museumsgütesiegel 2020 bis 2026 erhalten. Es wurde Anfang Februar in Hannover vom niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, an das Team des Krankenhaus-Museums überreicht. Nun wurde das Siegel bei einem kleinen öffentlichen Empfang feierlich angebracht. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und wollen das auch zeigen“, sagt Museumsleiter Achim Tischer.
Der „kleine Empfang“ an der Züricher Straße 40 war aber natürlich einer, an dem auch die politischen Protagonisten des Stadtteils teilnahmen. Gekommen waren unter anderem Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter, Beiratssprecher Wolfgang Haase und Christine Haase, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und interkulturellen Dialog im Beirat Osterholz.
Raum für zentrale menschliche Themen
Im Gespräch mit Ingwer Jürgensen und Maria Stock, Vorstand und Schatzmeisterin des Kulturvereins Haus im Park und dem Museums-Team wurde deutlich, dass das Krankenhaus-Museum als einziges im Stadtteil eine überregionale Ausstrahlung besitzt und Besucherinnen und Besucher wegen seines einzigartigen Profils auch von weither nach Osterholz kommen.
„Dies konnte man gerade am vergangenen Wochenende beobachten“, berichtete Christine Haase. Die aktuelle Sonderausstellung „Gesichter und Geschichten“, die Bilder, Texte und Filme zu 30 Jahren Psychiatrie-Reform zeigt, spreche viele sehr unterschiedliche Menschen an. Das Haus sei rappelvoll gewesen. „Was mir besonders gefällt, ist, dass das Museum als Begegnungsort fungiert und zentralen menschlichen Themen immer wieder einen Raum bietet“, so Haase.
Umfassende Sammlung und detaillierte Vermittlung
Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter betonte insbesondere die für den gesamten Stadtteil vorbildliche Vermittlungsarbeit mit den Schulen zu Themen über Ausgrenzung und Suchtverhalten. „Das sind Dinge, die auch personell dauerhaft abgesichert sein müssen.“ Hiermit wird sich, so der Tenor, der Beirat Osterholz vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten um Rechtsradikalismus und Antisemitismus in einer seiner nächsten Sitzungen befassen.
Ingwer Jürgensen vom Kulturverein Haus im Park würdigte die Plakette als sichtbares Zeichen von 30 Jahren Arbeit und Einsatz für die Kulturgeschichte der Bremer Psychiatrie und hob die enge Verbindung zwischen Klinik- und Stadtteilgeschichte hervor. In Laufe der Jahre seien eine umfassende Sammlung, eine ständige Ausstellung, zahlreiche Sonderausstellungen und ein detailliertes Vermittlungskonzept für verschiedene Altersstufen entstanden.
Begeistert vom deutschlandweit einmaligen Konzept
Außerdem sei das Museum eingebettet in die Kultur-Ambulanz, die sich in unterschiedlichen Veranstaltungsformen mit übergreifenden Fragen zu Gesundheit, Bildung und Kultur beschäftigt.„Die Gutachter waren begeistert von unserem deutschlandweit einmaligen Konzept“, sagt Achim Tischer, Leiter der Kultur-Ambulanz.
Aber natürlich ist das Siegel, das für Qualität, Innovation und Kundenorientierung steht, auch mit Empfehlungen verbunden. So arbeitet das Team zurzeit an einer Neugestaltung der ständigen Präsentation zur Psychiatriegeschichte und in Zukunft an einer noch gezielteren Sammlungserweiterung.
Beeindruckende Fotoportraits und Reportagen
Die aktuelle Sonderausstellung über 30 Jahre Psychiatriereform in Bremen läuft bis zum 28. Juni. Der Fotograf Rafael Heygster hat sich aufgemacht, um nach Menschen zu suchen. Nach Menschen, die vor drei Jahrzehnten die Langzeitpsychiatrie „Kloster Blankenburg“ verließen, um in Bremen ein neues Leben zu beginnen.
Wie geht es den ehemaligen Blankenburgern heute? Wie sieht ihr Alltag aus? Entstanden sind beeindruckende Fotoporträts und Reportagen, die der Journalist Manuel Stark einfühlsam textlich eingeordnet hat. Das Archiv des Krankenhaus-Museums hat dem noch Filme, Malerei, Zeichnungen und Dokumente hinzugefügt.
Weiterführende Infos gibt es auf kulturambulanz.de
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