„Jesus rettet“, steht auf dem Leiterwagen, der vor dem O2-Laden in der Sögestraße parkt. Ein junger Mann mit blauer Warnweste bietet Broschüren mit Bibelzitaten an – aber niemand greift zu. Nicht einmal 20 Menschen laufen durch die Einkaufsstraße.
Jetzt, um 16 Uhr, am Tag zwei der Allgemeinverfügung. Sie verbietet den meisten Läden zu öffnen, damit sich keine Menschen ansammeln und sich das Coronavirus einfangen.
Der Heilsverkünder in der blauen Warnweste gibt nicht auf. „Auch wenn nur eine Seele gerettet wird, hat es sich gelohnt, hier zu stehen“, sagt er.
Die Losbuden sind verwaist
Der Tabakladen in der Katharinenpassage hat sechs Ständer mit Glückwunschkarten vor die Tür gestellt. „Luft & Liebe“ steht auf dem weißen Schild eines Ständers. Doch niemand nimmt es wahr, kein Kunde, nirgends.
Selbst die Losbuden der Bürgerpark-Tombola sind verwaist. Die Verkäufer sind verschwunden. Geblieben sind nur Hauptgewinne: ein Kia, ein Opel und ein Mercedes. Vergebens warten sie auf neue Besitzer.
Vor dem früheren Gerry-Weber-Laden in der Obernstraße parken vier Autos des Ordnungsdienstes. Ein Polizeiwagen fährt auf und ab. Die Ordnungshüter wachen darüber, dass kein Geschäft unbefugt öffnet, keine Gruppen durch die Straßen streifen. „Abstand, Abstand“, mahnt Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard täglich.
Schnoor? Verwaist. Spielplätze? Leergefegt.
In der Drogeriefiliale Rossmann markieren Streifen auf dem Boden vor den Kassen, wie weit ein Kunde jeweils vorrücken darf, um dem Vorderen nicht zu nahe zu kommen.
Auch Touristen-Hotspots wie Böttcherstraße und Schnoor sind verwaist. Spielplätze sind wie leergefegt, Schaukeln quietschen im Wind. Und Shopping-Center wie der Weserpark informieren auf ihren Webseiten, welche Läden dort noch geöffnet haben.
Selbst der St. Petri-Dom musste schließen. Aber er lädt zur „Internetandacht“ ein, spendet virtuell Trost.