Im Interview spricht Bildungsforscher Philip Herzer über die Berufswahl. Foto: Pixabay In Deutschland arbeiten nur zwölf Prozent der Beschäftigten regelmäßig oder gelegentlich im Homeoffice. Die Gründe dafür sieht Sozialwissenschaftlerin Irene Dingeldey vor allem in der deutschen Arbeitskultur verankert. Foto: Pixabay
Homeoffice

Verändert Corona das Arbeiten?

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Das Virus zwingt viele Mitarbeiter ins Homeoffice. Kann das ein Modell mit Zukunft sein?

Von Insa Lohmann

Das Coronavirus beschäftigt auch die Betriebe: Große Unternehmen wie Vodafone, Bosch oder Google haben ihren Mitarbeitern aus Sicherheitsgründen bereits letzte Woche Homeoffice verordnet – die Europäische Zentralbank probte diese Woche schon den Homeoffice-Modus, und auch in Bremen ziehen die Betriebe nach.

Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung PwC Strategy möchten viele Arbeitnehmer in Deutschland derzeit lieber zu Hause arbeiten: 38 Prozent der befragten Arbeitnehmer sagten, sie wünschten sich von ihrem Betrieb bessere Möglichkeiten, vorsichtshalber im Homeoffice zu arbeiten. Könnte Corona den Trend zum mobilen Arbeiten hierzulande vorantreiben?

Deutschland im Mittelfeld

„Die Praxis wird nun zeigen, wie Homeoffice im großen Stil funktionieren kann“, sagt Irene Dingeldey, Direktorin des Instituts Arbeit und Wirtschaft. „Dass Unternehmen das beibehalten, könnte durchaus passieren.“ Laut Statistischem Bundesamt liegt Deutschland beim Homeoffice im Vergleich mit anderen europäischen Ländern bisher nur im Mittelfeld.

Demnach arbeiten nur zwölf Prozent der Erwerbstätigen regelmäßig oder gelegentlich von zuhause aus – in den Niederlanden sind es fast 40 Prozent. Neben rechtlichen Vorgaben sieht Sozialwissenschaftlerin Irene Dingeldey die Gründe dafür vor allem in der Arbeitskultur verankert: „Oft wird ein guter Mitarbeiter daran gemessen, wie viel er da ist.“

Zählt Präsenz oder Output?

Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft wünschen sich 40 Prozent der Beschäftigten eine Homeoffice-Regelung von ihrem Arbeitgeber. Doch neben dem Wunsch schwingt bei einigen Mitarbeitern auch Angst mit – etwa davor, dass selteneres Erscheinen im Betrieb zu Benachteiligung bei interessanten Projekten oder in der Karriere führe.

„Das ist punktuell berechtigt und kommt auf die Betriebskultur an“, sagt Sozialwissenschaftlerin Irene Dingeldey: Zählt im Unternehmen Präsenz oder Output? Noch immer fürchten einige Betriebe, die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter nicht hinreichend kontrollieren zu können. „Beim Homeoffice ist natürlich eine Vertrauensarbeitszeit gegeben“, sagt Dingeldey.

Teilzeitkräfte bei der Polizei können von zu Hause arbeiten

Studien haben jedoch ergeben, dass Mitarbeiter im Homeoffice tendenziell mehr Überstunden machen als ihre Kollegen im Büro – aber auch die Arbeitszufriedenheit erhöhen, weil sich die Arbeitszeiten besser mit privaten oder familiären Verpflichtungen vereinbaren lassen.

Abseits von Corona bekommt das Thema Homeoffice auch durch den Fachkräftemangel weiter Auftrieb. So können bei der Bremer Polizei bereits einige Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten. Bislang richtet sich das Angebot nur an Teilzeitkräfte und ist an die Bedingung geknüpft, dass der Mitarbeiter seine wöchentliche Arbeitszeit um mindestens fünf Stunden erhöht.

„Ein Mittel der Arbeitgeberseite, um Arbeitskräfte zu werben“, sagt Sozialwissenschaftlerin Irene Dingeldey. Und noch aus einem weiteren Grund sei das Thema Homeoffice hoch aktuell: Die Arbeit von zu Hause spare Wegzeiten und schone damit Umwelt- und Energieressourcen.

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