Im Zuge einer Verfügung des Sozialministeriums sind ab sofort alle Eingriffe und Behandlungen am Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) auszusetzen, die noch nicht begonnen haben oder aus medizinischen Gründen nicht dringend erforderlich sind. „Die Entscheidung darüber, wer vorzeitig aus dem Krankenhaus entlassen wird und wer nicht, obliegt dem medizinischen Personal“, betont JHD-Geschäftsführer Florian Friedel.
„Wir werden die Verfügung jetzt umsetzen, aber ich gehe davon aus, dass es am Ende gar nicht so viele Patienten sein werden, zumal die Intensivstation momentan gut belegt ist.“ Rund 190 Patienten befänden sich insgesamt zurzeit stationär im JHD. „Vermutlich werden wir etwa 30 nach Hause entlassen. Die betroffenen Patienten hätten bereits ihr Verständnis dafür bekundet. „Es hat niemand Angst, sich im Krankenhaus anzustecken. Vielmehr ist es so, dass sie das Personal entlasten möchten“, sagt Friedel.
Etwa 20 Prozent der Infizierten werden ins Krankenhaus müssen
Sorge bereitet dem JHD-Chef, dass etliche Einrichtungen für Anschlussbehandlungen diese nicht übernehmen wollen. Auch sie würden offenbar zusätzliche Belastungen vermeiden wollen. „Momentan sind alle in einer Erwartungshaltung“, vermutet Friedel.
Der mit dem Coronavirus (COVID-19) infizierte Patient, der seit vergangenem Sonnabend stationär im JHD in Behandlung ist, wird weiterhin nicht intensivmedizinisch versorgt. „Der Patient ist stabil und wir warten jeden Tag darauf, dass es mit ihm aufwärts geht“, erklärt Friedel.
Aus medizinischer Sicht würden die meisten mit dem Virus infizierten Menschen, die Krankheit wie eine Grippe oder eine leichte Grippe überstehen. „Das betrifft etwa 80 Prozent“, sagt Dr. med. Klaus Gutberlet, Chefarzt für den Bereich Innere Medizin. „Etwa 20 Prozent werden ein Krankenhaus benötigen, weil sie Sauerstoff brauchen oder hohes Fieber haben. Ein kleiner Teil davon wird eine Beatmung auf der Intensivstation brauchen“, vermutet er.
Krankheitsverlauf vermutlich bis zu vier Wochen
Husten und Atemnot würden alle mit dem Coronavirus Infizierten beklagen. „Zehn Tage nach Beginn der Symptome hat sich alles entschieden. Wir wissen aber nicht, wie lange die Krankheit andauert“, sagt Gutberlet. „Dafür bedarf es zwei Abstriche aus dem Rachenraum innerhalb von 48 Stunden.“ Der Krankheitsverlauf könne sich vermutlich bis zu vier Wochen hinziehen.
Für das JHD und auch die anderen Krankenhäuser bedeutet die Verfügung des Sozialministeriums erhebliche finanzielle Auswirkungen hinsichtlich ihrer Liquidität. „Deshalb gibt es Überlegungen, die Krankenhäuser ab April finanziell komplett umzustellen“, erläutert Friedel. Die Häuser würden dann nicht mehr pro Fall, sondern für die Vorhaltung der medizinischen Struktur bezahlt werden. „Ich hoffe, dass eine schnelle, pragmatische Lösung gefunden wird“, sagt Friedel. „Es macht mich traurig, dass wir mit dem JHD im Aufwind sind und das jetzt unterbrochen wird“, fügt Gutberlet hinzu.
Besuchsverbot im Josef-Hospital Delmenhorst
Das seit Mittwoch geltende Besuchsverbot am JHD zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus bedauern die Verantwortlichen sehr. Davon ausgenommen sind momentan noch Angehörige, die einen Patienten besuchen, der lebensbedrohlich erkrankt ist, Angehörige von Patienten der Palliativstation, Begleitperson einer Schwangeren unter der Geburt sowie Väter, die ihre Neugeborenen und ihre Partnerinnen besuchen möchten.
Auch Eltern oder sonstige enge Bezugspersonen eines kranken Kindes und die Begleitperson eines älteren, gebrechlichen, seh- oder gehbehinderten oder dementen Patienten, Dolmetscher und gerichtlich bestellte Betreuer sind von dem Besuchsverbot ausgenommen. „Viele wissen das noch nicht und es ist für die jeweiligen Mitarbeiter an der Pforte nicht immer einfach, das den Besuchern zu vermitteln“, bedauert Friedel. Man versuche das mit Augenmaß zu lösen und natürlich große Besuchergruppen zu vermeiden, ergänzt Gutberlet. Letztlich könne man nur an die Vernunft der Menschen appellieren.
Zurzeit arbeiten viele Mitarbeiter am JHD über den regulären Dienstplan hinaus. Zudem wird ein Teil des Personal für die zu erwartende Intensivpflege geschult, um im Ernstfall unterstützend helfen zu können.