Neue und jüngere Zielgruppen für die VHS gewinnen

Der 57-Jährige ist seit 25 Jahren in der Erwachsenenbildung tätig, hat zuletzt die Volkshochschule in Laatzen geleitet und war unter anderem in der Organisationsentwicklung von Volkshochschulen aktiv. Er steht seit Anfang der Woche im Dienst der Delmenhorster Einrichtung und tritt die Nachfolge von Martin Westphal an, der ein Bildungsprojekt in West-Afrika übernehmen wird.

Der VHS-Aufsichtsratsvorsitzende Robert Gabriel zeigt sich überzeugt, mit Beckstette einen kompetenten Menschen mit dem nötigen Fachwissen gefunden zu haben, um die Delmenhorster Bildungseinrichtung angemessen zu repräsentieren. Auch hinsichtlich der Tatsache, dass Beckstette als Geschäftsführer der Leine-Volkshochschule abberufen worden war, zeigt sich Gabriel überzeugt, den damit verbundenen Vorwurf richtig einzuschätzen. Denn Beckstette soll für den dortigen VHS-Umzug Aufträge in sechsstelliger Höhe erteilt haben – ohne Zustimmung des Aufsichtsrats. „So etwas kann ich für Delmenhorst ausschließen, politische Strömungen spielen keine Rolle“, erklärt Gabriel knapp.

Raum für eigene Akzente an der VHS

„Ich denke, dass die VHS in Delmenhorst ein gut aufgestelltes Haus ist, aber noch genügend Raum bietet, eigene Akzente zu setzen“, sagt der Erste Stadtrat Markus Pragal. Auch er habe keinen Zweifel an den Qualitäten des neuen VHS-Geschäftsführers, die Einrichtung weiterzuentwickeln.

Beckstette selbst möchte die bestehenden Strukturen in der VHS Delmenhorst fortführen, aber auch künftige Strategieprozesse gemeinsam mit der Belegschaft entwickeln. „Ziel ist die Verjüngung des Klientels im offenen Kursangebot“, sagt er. Denn die Einrichtung müsse für jüngere Menschen attraktiver werden, ohne dass man die Senioren aus dem Blick verliere. „Gerade im Alter ist die Kursteilnahme für viele eine sinnstiftende und soziale Einbindung“, betont er.

Weitere Angebote für Geflüchtete

Ein weiterer Schwerpunkt der Volkshochschulen sei insbesondere seit 2015 die Integration. „Die Frage ist jetzt, was danach kommt? Das können Schulabschlüsse sein, die man bei uns nachholen kann oder EDV-Kenntnisse, die man erwerben möchte.“

Auch E-Learning ist für Beckstette eine wichtige Ergänzung zum reinen kursbasierten Angebot. Damit könne man Berufstätige erreichen, die keine Möglichkeit hätten, an wöchentlichen Kursen teilzunehmen. „Grundsätzlich wird es künftig darum gehen, neue Zielgruppen zu erschließen, sei es, direkt über die Schulen oder die sozialen Medien. Außerdem müssen wir Themen anbieten, welche auch die jungen Erwachsenen bewegen“, fasst Beckstette zusammen.

Politische Bildung und Musikgeschichte

Den Bereich „Politik und Gesellschaft“, für den sich sein Vorgänger persönlich eingesetzt hat, hält auch Beckstette für bedeutsam. „Politische Kompetenzentwicklung war seither der Baustein der Volkshochschulen. Und heute hat sie mit Sicherheit eine noch größere Bedeutung, als vor zehn Jahren“, sagt er und nennt als Beispiel den Brexit. Mangelnde Aufklärung habe letztlich zu dieser Entscheidung beigetragen.

Wenn Jürgen Beckstette sich einen Kurs aussuchen könnte, den er als Dozent begleiten kann, dann würde es um Musikgeschichte gehen, verrät er. „Mit vielen Hörbeispielen“, fügt er hinzu.

Zur Person:

Jürgen Beckstette ist im Februar 1963 in Castrop-Rauxel geboren und hat ein Studium in Elektrotechnik an der Universität der Bundeswehr in München absolviert. Er war zwölf Jahre lang Zeitoffizier bei der Bundesluftwaffe, im Anschluss 18 Jahre lang, unter anderem in leitender Funktion, in der Nokia-Firmenakademie in Düsseldorf tätig, bis er dann in den Landesverband der Volkshochschulen in Niedersachsen wechselte. Beckstette ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.