Eine Geburt von einer mit dem Coronavirus infizierten Mutter hat es in den Bremer Geburtskliniken, wie dem Klinikum Links der Weser, bisher noch nicht gegeben. Foto: Schlie
Coronakrise

Keine Besuche am Wochenbett

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Die Coronakrise betrifft auch Schwangere und Hebammen - Hausgeburten sind zur Zeit besonders gefragt.

Wie bringe ich mein Kind jetzt am sichersten zur Welt? Das fragen Schwangere sich vor allem in der Coronakrise. Gibt es genug Helfer? Darf mein Partner oder meine Freundin mich begleiten?

Heike Schiffling, Leiterin des Hebammenverbandes Bremen, gibt Entwarnung. „In den Bremer Krankenhäusern gibt es keine kompletten Begleitverbote“, sagt sie. Dies werde bundesweit nur in einigen Ausnahmefällen so gehandhabt. Zudem seien die Bremer Kliniken gut auf mögliche Infektionsfälle vorbereitet.

Kaiserschnitte laut Experten aktuell nicht sinnvoll

Die Sorgen vieler Mütter kann sie aber trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nachvollziehen. „Uns erreichen vermehrt Anfragen für Hausgeburten in diesen Tagen. Da sie jedoch schon Monate vorher vereinbart werden müssen, können die Hebammen den spontanen Wünschen vieler Frauen leider nicht nachkommen“, erklärt sie. Ohnehin seien die Kapazitäten für Hausgeburten bereits begrenzt.

Nicht verstehen kann sie den Wunsch nach einem Kaiserschnitt in Coronazeiten. „Es gibt keine wissenschaftlich belegten Gründe, um momentan Kaiserschnitte durchzuführen. Die Infektionsgefahr ist dabei wahrscheinlich noch größer als bei einer normalen Geburt“, sagt Schiffling. Auch Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts, kennt keinen Grund, nur wegen der Coronakrise auf einen Kaiserschnitt zu drängen.

Besuche nur noch eingeschränkt möglich

Normalität herrscht in den Kreißsälen dennoch nicht. Die Bremer Krankenhäuser verbieten Besuche, allerdings gelten bei Geburten Sonderregeln. „Aktuell darf der Vater ausschließlich in der akuten Phase der Geburt im Kreissaal anwesend sein mit Mundschutz und noch etwa zwei Stunden danach. Auf der Wochenbett-Station sind keine Besuche und Aufenthalte mehr erlaubt“, erklärt Stefanie Beckröge, Sprecherin des Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno). „Bei uns steigt die Anfrage nach ambulanten Geburten allerdings ein wenig – das heißt, dass die Eltern mit dem Kind gleich nach der Geburt das Krankenhaus wieder verlassen“, sagt Beckröge.

Auch im St.-Joseph-Stift gilt ein Besucherstopp. Bei Entbindungen und zu weiteren Besuchen am Wochenbett darf aber eine von der Mutter bestimmte Begleitperson empfangen werden. Diese muss sich bei jedem der Besuche ausweisen.

Auch Hebammen treffen Vorsichtsmaßnahmen

Diese Regelungen begrüßt auch Heike Schiffling. „Wir halten generelle Besuchsverbote nicht für sinnvoll, da der Mann oder Lebenspartner ja meist sowieso die gleichen Viren mitbringt wie die Mutter“, sagt Schiffling. Zudem bestehe die Gefahr von Traumata bei Müttern, die Geburten ohne Begleitung durchstehen müssen, sagt die Hebamme.

Auch die Geburtshelfer treffen Vorsichtsmaßnahmen. So werden, wenn es geht, Telefontermine und Video-Sprechstunden vereinbart. „Ein Mundschutz ist bei Treffen Pflicht“, sagt Schiffling. Begleitpersonen sind bei den Terminen verboten. Bei einer bestätigten Infektion mit dem Coronavirus können Hebammen keine Geburtsbegleitung mehr anbieten. Daran hält sich auch das Geburtshaus Bremen.

Noch keine infizierten Schwangere in Bremen

Nach Angaben des Gesundheitsressorts wurden in Bremen seit dem 19. März 93 Geburten gemeldet. Eine mit dem Coronavirus infizierte Mutter war demnach noch nicht darunter. Für solche Fälle haben die Kliniken isolierte Stationen vorbereitet, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten.

Die deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat derzeit keinen Hinweis darauf, dass Schwangere gefährdeter sind als Nicht-Schwangere – es sei denn, sie leiden unter Vorerkrankungen. Auch, so die Gesellschaft, ist kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten bekannt.

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